Blank Space.

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»Schön dich zu treffen, wo hast du gesteckt?
Ich könnte dir unglaubliche Dinge zeigen,
Zauber, Wahnsinn, Himmel, Sünde«

Als die komplette Reisegruppe in einem rundem Vorhof angekommen war, wurden sie von den Elben aus Bruchtal auf ihren Pferden umkreist. Die Zwerge drängten sich eng zusammen, mit dem Hobbit in der Mitte und kampfbereiter Haltung. Gandalf hingegen ging auf den Leiter der Elben- Patrullie zu.

Elrond, ein für einen Elben recht alt aussehender Herr in Rüstung und mit Schwert bewafftnet, schwang sich von seinem Pferd als er den Zauberer sah. Gandalf neigte kurz seinen Kopf. "Es ist ungewöhnlich, dass Orks sich so nah an unsere Grenzen wagen. Irgendetwas oder jemand muss sie wohl angelockt haben." Im gehen drückte er seinem Berater und rechten Hand Lindir eine Orkwaffe in die Hand, mit der der etwas schüchterne Elb leicht überfordert wirkte.

"Oh, ähm... Das könnten wir gewesen sein." Meinte der graue Zauberer leicht verlegen. Darauf redeten die beiden etwas auf Elbisch, was der Rest nicht verstand. Thorin schaltete sich ins Gespräch ein, und verbockte es. Abermals begann Elrond in Elbisch zu reden, was von Gloin sofort als Beleidigung aufgefasst wurde, aber wie sich herausstellte lediglich eine Einladung zum Essen war.

"Wenn ihr uns kurz Zeit geben würdet, um die aktuelle Lage zu Besprechen." Meinte Dori höflich zum Herren von Bruchtal. Letzterer nickte nur, und winkte seine Gefolgsleute hinter sich her. Schon bald waren sie wieder alleine, und entließen den Hobbit aus ihrer Mitte. Bilbo atmete erleichtert aus, da er zwischen all den Zwergen fast erstickt wäre. Mit etwas Abstand von der Gemeinschaft gesellte er sich zum Zauberer, welcher ziemlich ungeduldig schien.

Gedankenverloren klopfte Gandalf immer wieder mit seinem Stab auf den Boden, und sah unruhig in die Richtung aus der sie gekommen waren. Bilbo bemerkte dieses für einen Zauberer ungewöhnliches verhalten als einziger. "Ist alles inordnung, Gandalf?" Fragte der Hobbit.

"Nun, in anbetracht der Lage in der wir uns befinden, ist es das nicht, mein lieber Bilbo. Vor allem dann nicht, wenn ich noch jemanden erwarte." Das letzte murmelte er eher, aber Bilbo verstand es trotzdem. "Du erwartest noch jemanden?! Wer sollte denn-"

Der Hobbit wurde von lautem Hufgetrappel auf Stein unterbrochen. Dieses Geräusch ließ auch die Zwerge aufsehen, die kurz vorher in eine hitzige Diskussion über grünes Essen vertieft waren.

Ein grauer Hengst kam über die Brücke zu ihnen auf den Vorhof getrabt. Das Fell gläntze vom Schweiß, und in seinen Mundwinkeln hatte sich bereits Schaum gesammelt, was von einem langen, anstrengenden ritt zeugte. Viel interessanter für die Zwerge war allerdings die Person auf dem Rücken des Pferdes. Die Kapuze verhinderte, dass man ihr ins Gesicht sehen konnte, aber da sie Waffen trug, musste es sich für die Zwerge folglich um einen Mann, oder zumindest einen Jungen handeln.

Kili war der erste, der etwas zu dieser Situation sagte. "Das ist der, der uns vorhin beim Verteidigen geholfen hat, Onkel!" Er drehte sich zu Thorin um. "Wessen Verteidigung wir nicht brauchten." Knurrte Thorin. "Wir hätten das auch alleine geschafft." Stimmte Dwalin seinem besten Freund zu. Balin, Kili und Fili sahen das komplett anders, sagten jedoch erstmal nichts.

"Ahh, da bist du ja endlich! Ich hatte mir schon sorgen um dich gemacht." Begrüßte Gandalf den Neuankömmling, als dieser von seinem Pferd abstieg. Vom Umhang aus kam jedoch lediglich ein belustigtes Schnauben. Jetzt sah Gandalf wieder vollkommen ernst aus. "Ich glaube es ist langsam an der Zeit, dieses Versteckspiel zu beenden." "Ihr wusstet hiervon!" Rief Gloin erzürnt aus. "Natürlich wusste ich davon, mein lieber Gloin. Ich weiß vieles, doch weit aus mehr weiß diese Person vor euch hier."

In diesem Moment streifte Maya ihre Kapuze ab, und sah die Gemeinschaft mit einem selbstbewussten Blick an. Zuerst sagten die Zwerge nichts, doch als sie realisierten dass ein 'kleiner Elb' vor ihnen stand, waren sie zutiefst in ihrer Ehre gekränkt. Doch Gandalf setzte noch einen drauf.

"Sie ist der Grund, warum ihr noch am Leben seid. Ohne sie, währt ihr schon längst zu Trollfraß verarbeitet worden."

Das reichte Dwalin jetzt, und er drängte die junge Frau gegen ein Säule. Etwas überrascht ließ diese es zu. "Wer bist du?! Eine kleine Elbin?!" Der große Zwerg stieß eine Art knurren aus. "Nein, ist sie nicht." Meinte Gandalf ruhig, nicht in geringster Weise um Maya besorgt, villeicht dann doch eher um den großen Zwergenkrieger. "Ihr braucht diese kleine Bastardin nicht in schutz zu nehmen, Gandalf! Sie wird ja sehr wohl für sich allein sprechen können!"

Bis vor einigen Augenblicken hatte Maya ja noch alles über sich ergehen lassen, doch nach den letzten Sätzen des unfreundlichen Zwergs, war er quasie schon über eine Grenze im volltempo gerannt, um geradewegs eine kilometer hohe Schlucht runterzustürzen.

Die Folge war, dass schneller als er gucken konnte Maya die Muskeln angespannt hatte, nur damit er einen Augenblick später ein Knie zwischen seinen Arkensteinen hatte. Nach diesem kräftigen tritt bezweifelte wirklich jeder, dass es danach noch Arkensteine wären. Dwalin, der mit tätoovierungen übersähte, robuste Krieger fand sich danach vor schmerzen krümmend auf den Knien wieder. Maya wusste halt, wie man Männer zum Knien brachte... wortwörtlich.

"Das hättest du lieber nicht sagen sollen, Dwalin." Thorin konnte sich noch nicht ganz entscheiden, ob er diese Situation zum schreien komisch finden sollte, oder doch eher traurig, da einer seiner besten Krieger gerade von einer Frau mit einem tritt überwältigt wurde. Er entschied sich für eine Mischung aus beidem.

"Nun, da liegt der Punkt mein Freund." Gandalf beugte sich beim sprechen leicht zum gefallenen Krieger hinunter. "Unsere Maya hier, kann nämlich nicht sprechen. Und um zu deinem ersten Punkt zu kommen. Maya ist etwas für sich, weder Elb, Zwerg, Mensch oder Hobbit. Nur weil ihr nichts anders als das kennt, heißt dass nicht, dass es nur diese Rassen gibt."

Maya bot Dwalin eine Hand zum Aufstehen an, doch der Krieger ignorierte sie vollkommen. Mit einem ziemlich seltsamen gang machte sich Dwalin auf die Stufen die aus dem Vorhof führten zu erklimmen. Fili und Kili hielten sich zurück mit Lachen, doch nach kurzer Zeit gaben sie es auf, und brachen in schallendes Gelächter aus. Dies wiederrum brachte ihnen einen Klaps auf den Hinterkopf von Balin und Thorin ein.

Ascar verlangte laut wiehernd nach seiner extraportion Karotten, die ihm von Maya in den Stallungen Elronds verabreicht wurden. Wer es in den nächsten Tagen wagte, die kleinste Bemerkung über Dwalins Zustand, geschweige denn über den Vorfall an sich zu machen, musste befürchten bald einen Kopf kleiner zu sein.

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