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Taehyung POV

Er schweigt auf meine Aussage hin und ich weiß nicht, ob ich das positiv oder negativ einschätzen soll. Generell ist Jungkook sehr schwer für mich einzuschätzen, weshalb er wahrscheinlich auch so interessant für mich ist. Er ist nicht so wie andere, entspricht so gar nicht dem perfekten Bild eines Menschen und genau das macht ihn so perfekt für mich. Ich brauche jemanden, der mich bremsen kann, der mir vielleicht auch nicht alles durchgehen lässt und mich dennoch so akzeptiert, wie ich bin.

Asuka und ich haben am Wochenende viel über alles gesprochen und auch wenn es absurd erscheint, glaube ich ihr mittlerweile dennoch ihre Vermutung. Und jetzt, wo ich wieder mit Jungkook in einem Raum bin, ihn förmlich spüren kann, merke ich, wie sehr ich mich nach ihm sehne. Nach seiner Nähe, seiner Stimme, seiner Augen.

Ja, vermutlich war es Liebe auf den ersten Blick auch wenn ich eigentlich nicht an solchen Quatsch glaube. Doch er hat mich bereits in dem Cafe in seinen Bann gezogen, verschwindet seitdem nicht mehr aus meinem Kopf.

Und nach den Gesprächen mit meiner besten Freundin haben sich die Gedanken gefestigt. Ich war verzweifelt, habe viel geheult, war wütend auf mich selbst, darüber, dass ich ihn so bedrängt zu haben scheine, habe viel geschrien, doch sie hat es über sich ergehen lassen. Wenn es ernst ist kann ich eine sehr emotionale Person sein, die Gefühle überrollen mich, überfordern mich und einzig mit Zorn kann ich das Ganze immer dekompensieren. Aber das kennt sie bereits und sie ist vermutlich auch die einzige Person, die damit umgehen kann. Doch ich möchte auch Jungkook zu solch einer Person machen, ihm alles geben, was ich habe, ihm alles zeigen, alles offenbaren.

"Dann musst du auch sprechen, wenn ich dir zuhören soll." Obwohl seine Stimme leise ist, erschrecke ich mich bei dem für mich lauten Klang, sei er noch so angenehm für mich.

"Ehm...ja, natürlich, tut mir leid." Und erneut entschuldige ich mich. Ich erkenne mich selbst in seiner Anwesenheit nicht mehr wieder.

"Jungkook, ich weiß, dass ich dir scheinbar zu nahe getreten bin und das tut mir leid. Ich denke oft nicht über meine Taten nach und dann ist es auch schon zu spät." Ich atme einmal tief durch, denn die Worte, die nun folgen, kosten mich eine Menge Überwindung. "Tatsache ist, du faszinierst mich, auf deine eigene Art und Weise und das, obwohl du so furchtbar abweisend zu mir bist. Du warst bisher nicht einmal richtig nett zu mir und trotzdem kann ich nur an dich denken. Ich möchte wirklich, dass wir uns kennenlernen, dass du mir dein wahres Ich zeigst und im Gegenzug würde ich dasselbe tun. Ich würde mich freuen, wenn du mir eine Chance geben würdest, dein Freund zu sein."

Eigentlich sind die Worte dann doch nicht so gekommen, wie ich wollte. Denn alles, was ich will, ist ihn aufrichtig zu lieben. Aber vermutlich wäre das aktuell zu viel des Guten. Eine Freundschaft mit ihm reicht mir völlig, Hauptsache ich kann bei ihm sein.

Jungkook schweigt erneut und es macht mich furchtbar nervös. Unruhig rutsche ich hin und her und mir bricht der Schweiß aus. Was ist, wenn er mich wieder ablehnt? Wenn er mich wieder aus seinem Zimmer wirft? Kann ich damit umgehen?

Meine Augen sind auf meine vor Nervosität zitternden Hände gerichtet und somit bekomme ich nicht mit, wie Jungkook sich zu mir dreht und aufrichtet. Und erst recht hätte ich nicht mit einer Berührung seinerseits gerechnet, denn er legt sanft seine Hand auf meinen Rücken. Verwundert drehe ich mich leicht zu ihm und trotz der Dunkelheit, die in seinem Zimmer herrscht, ist sein Gesicht für mich hell erleuchtet. Vielleicht liegt es an seiner porzellanfarbenen Haut, für mich ist sie so wunderschön und ich würde so gern seine Wange berühren und fühlen, ob sie genauso weich wie schön ist. Und zum ersten Mal sehen mich seine Augen nicht voller Ablehnung an. Ich sehe, wie geschwollen sie sind vom vielen Weinen und es lässt mir den Magen kurzzeitig zusammenziehen. Zu wissen, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin macht mich verrückt.
Seine Augen strahlen, als hätten meine Worte ihn unsagbar glücklich gemacht, als hätte er nur darauf gewartet, um mir endlich ein Stück entgegen kommen zu können.

"Taehyung." Mein Name klingt so schön, wenn er ihn mit seiner Stimme ausspricht. Den ganzen Tag könnte ich ihm zuhören, würde entspannen und mich niemals langweilen. "Ich danke dir für deine ehrlichen Worte. Und ich muss mich ebenfalls bei dir entschuldigen. Ich habe mich dir gegenüber nicht fair verhalten und trotzdem hast du nicht aufgegeben. Auch dafür danke ich dir sehr. Doch das Ganze wird nicht einfach. Wenn du meine Freundschaft willst, musst du immer hartnäckig bleiben und mit meinen Selbstzweifeln klarkommen."

Ich ziehe überrascht die Luft ein. So viele Wörter habe ich bisher noch nie aus seinem Mund gehört. Dazu kommt seine Hand, die weiterhin auf meinem Rücken verweilt und sein so sagenhaft angenehmer Duft, der regelrecht meine Sinne benebelt. Meine Haut brennt unter seiner Berührung und am liebsten würde ich den Abstand zwischen uns verringern, ihn an mich ziehen und umarmen, genauso wie vor einigen Tagen. Ich will wieder in den Genuss dieses berauschenden Gefühles kommen, es genießen und ausreizen, doch ich bin mir sicher, dass Jungkook das nicht wollen würde. Warum auch immer er so ist, aber er wird seine Gründe haben.

"Was meinst du mit Selbstzweifeln?", wispere ich in die erneute Stille hinein und als er seine Hand entfernt, wandert mein Körper ihr automatisch hinterher. Doch zu einer erneuten Berührung kommt es nicht.

Jungkook kommt unter seiner Decke hervor und setzt sich neben mich an die Bettkante. Seine Arme hat er auf den Knien abgestützt und ich sehe, wie er vor Nervosität an seinen Fingernägeln pult.

"Das...kann ich dir noch nicht sagen, tut mir leid. Ich..."

"Schon gut, sag es mir einfach, wenn du bereit dafür bist." Ich grinse ihn an und bin mir sicher, dass er trotz der Dunkelheit meine weißen Zähne erkennen kann.
Auffordernd halte ich ihm meine rechte Hand hin, atme einmal tief durch und sage schließlich: "Wollen wir Freunde sein, Jungkook?"

Er zögert kurz, doch ich habe nicht das Gefühl, dass es wegen der Frage ist, sondern es erscheint viel mehr, als müsste er sich überwinden, meine Hand zu ergreifen. Solche Dinge verwirren mich, immerhin war er eben auch bereit, meinen Rücken zu berühren, einfach so und ohne Hemmungen.

Doch ich warte geduldig, halte ihm weiterhin meine Hand entgegen, damit er einschlagen kann. Was er schlussendlich auch tut und allein das Gefühl, seine zarte Hand in meiner zu halten ist unbeschreiblich, wenn auch nur für wenige Sekunden.

"Gut, Taehyung, lass uns Freunde sein. Und als Freund darfst Du mich gerne Kookie nennen, so wie Jimin." Ein kleines, schüchternes Lächeln schleicht sich in sein Gesicht und darüber freue ich mich so sehr, dass ich es umso breiter erwidere.

"Dann bin ich für dich Tae!"

𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt