Jungkook POV
Ich kann nicht bestreiten, dass ich mich sehr wohl in Taehyungs Nähe fühle. Wenn ich das machen würde, würde ich mich selbst belügen und das wäre moralisch nicht richtig.
Ich sitze nun auf der Tribüne unserer Sporthalle, da ich den beiden ja wie versprochen beim Unterricht zusehen möchte. Mein Lehrer ist heute krank und deshalb habe ich nun eine Freistunde. Eigentlich würde mich allein das schon wahnsinnig durcheinander bringen, aber dank Taehyung in meiner Nähe kann ich entspannen, warum auch immer."Hey, sei nicht so gedankenverloren!"
Mit einem breiten Grinsen steht mein neuer Freund leicht gebeugt vor mir und bietet mir dadurch einen kleinen Ausblick auf seinen Oberkörper. Er trägt nur ein Muskelshirt, das ganz schön weit ausgeschnitten ist, was mir aber dadurch besonders gut gefällt. Er hat einen tollen Körper und somit den von Jimin verliehenen Titel der Sportskanone redlich verdient. Und erneut verwirrt mich dieses Gefühl, so etwas wie sexuelle Anziehung habe ich bisher nicht verspürt.
"Nein, nein, ich habe nur nachgedacht."
"Ach, worüber denn?", gibt er eine Retour auf meine Frage von heute Morgen und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Tatsächlich über dich", kontere ich ehrlich. Taehyung stockt einmal, kurzzeitig weiten sich überrascht seine Augen und innerlich bin ich stolz auf mich, dass ich ihn so aus dem Konzept gebracht habe. Er ist es scheinbar nicht gewohnt, Kontra zu bekommen, doch da ist er bei mir an der falschen Adresse. Mit mir zu diskutieren ist ein schwieriges Unterfangen, was auch Jimin schon oft genug am eigenen Leib erfahren durfte.
Doch Taehyung fängt sich schnell, grinst noch ein wenig breiter, fast schon ein bisschen schelmisch, richtet sich auf und stemmt die Hände in die Hüften. "Und was hast du über mich nachgedacht?"
Jetzt überlege ich dann doch kurz. Dass ich seinen sagenhaft gutaussehenden Körper bewundert habe kann ich nun schlecht sagen. Das wäre wirklich mehr als peinlich und würde gegen meinen Vorsatz, ihm zunächst nichts von mir preiszugeben, verstoßen. Doch glücklicherweise bin ich ein sehr aufmerksamer Mensch und mir ist sofort etwas an ihm aufgefallen, was als Ausrede dienen kann.
"Warum trägst du denn noch dieses Armband? Zum Sportunterricht darf doch kein Schmuck getragen werden."
"Meinst du dieses hier?", fragt er und hält mir sein Handgelenk vor die Nase, damit ich es näher betrachten kann. Es ist wirklich sehr hübsch, bestehend aus einem Lederband, das zu einem Bettelarmband umfunktioniert wurde. Drei Anhänger sind daran befestigt und jetzt, wo er es mir direkt vor die Nase hält, kann ich auch erkennen welche: Ein Engel, ein Weihnachtsbaum und ein kleiner Schlüssel.
Ich nicke nun als Antwort auf seine Frage und er nimmt seinen Arm wieder zurück, nur um es dann selbst einmal zu betrachten. Kurz wird sein Blick traurig, wehmütig, aber auch jetzt fängt er sich schnell, schüttelt einmal leicht den Kopf und lächelt mich wieder an.
"Dieses Armband nehme ich nie ab, weißt du? Da kann sich ein Lehrer noch so querstellen, eher schwänze ich die Stunde, auch wenn ich Sport sehr mag."
"Warum?", frage ich noch, doch Taehyung wird nun vom Lehrer gerufen, der mit dem Unterricht beginnen will. Entschuldigend hebt er einmal seine Hand, springt leichtfüßig über die unteren Reihen der Tribüne und landet sicher auf dem großen Feld.
Ich frage mich wirklich sehr, was diese einzelnen Anhänger darstellen und wenn er nicht einmal für den Unterricht bereit es, das Armband abzunehmen, muss es ihm wahnsinnig viel bedeuten. Ob Taeyhung es mir wohl irgendwann verraten wird? Immerhin hat er mir versprochen, alles von sich zu geben, einzig um mein Vertrauen zu gewinnen. Hat er das wirklich ernst gemeint? Es braucht meiner Meinung nach schon ganz schön viel Mut, um einer fremden Person intime Dinge anzuvertrauen. Doch ich habe gut reden, ich bin aktuell ja noch nicht einmal bereit, ihm von meiner Erkrankung zu erzählen. Aber vielleicht ist es ja mittlerweile Zeit? Taehyung hat mir ja nun schon oft genug bewiesen, wie wichtig es ihm ist, Freundschaft mit mir zu schließen. Und ich kann ihn nicht ewig abweisen. Irgendwann verdient jeder eine Erklärung. Und ich kann weiterhin nicht leugnen, dass ich mich anders in seiner Anwesenheit fühle. Er verändert mich und ich denke zum positiven, also hat er ein Recht darauf, den Grund für mein Verhalten zu erfahren.
Meine Augen sind auf das Feld gerichtet und ich beobachte, wie meine Mitschüler damit beginnen, Basketball zu spielen. Taehyung ist gut, wirklich. Ich bin zwar nicht gut im Sport, aber das muss nicht heißen, dass ich mich damit nicht auskenne. Ich kenne die Regeln vieler Sportarten und gelegentlich sehe ich mir auch gern mal ein Spiel im Fernsehen an. Deshalb kann ich auch beurteilen, dass Taehyung talentiert ist in dem was er da macht. Und Jimin hat recht, wäre ich nicht die Person, die ich bin, dann würde ich bestimmt anfangen zu sabbern. Er ist heiß, wahnsinnig heiß und das mindert mein Verlangen, diesen Jungen endlich zu berühren, kein bisschen. Er ist der erste Mensch, den ich treffe, für den ich so empfinde und wer weiß? Vielleicht hat das Internet ja recht und ich empfinde tatsächlich irgendwie so etwas wie Liebe für Taehyung. Aber bedeutet das dann nicht, dass ich schwul bin? Ist das nicht gegen die Natur? Aber ich fühle ja nur für eine einzige Person so, das muss doch einen Begriff haben. Wenn ich zu Hause bin, werde ich das gleich mal nachschlagen.
Taehyung wirft gerade einen Korb, klatscht bei einem Mitschüler fröhlich lachend ein und sieht daraufhin in meine Richtung. Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen, als er mir sein schönes Lächeln schenkt. Der Schweiß läuft ihm an der Schläfe herunter, doch gerade das macht ihn umso heißer. Hektisch streicht er sich einige seiner Haarsträhnen aus der Stirn und begibt sich wieder auf seine Position. Ich muss sagen, ich habe mich unglaublich gefreut, als ich gesehen habe, dass er seine Haare orange gefärbt hat. Immerhin war ich derjenige gewesen, der ihm diesen Tipp gab. Und das er ihn beherzigt, hätte ich wohl nie erwartet.
Ich habe nun den Entschluss gefasst, heute mit ihm darüber zu reden. Über mich, meine Erkrankung und vielleicht auch meine Gefühle. Auch wenn mein Herz schon vor Nervosität meinen Brustkorb zu zersprengen droht, halte ich es so umso weniger aus. Ich muss ihm alles sagen, ich will daraus lernen und vielleicht kann er mir ja dabei helfen. Taehyung, der doch die erste Person überhaupt ist, zu der ich von mir aus eine Beziehung aufbauen will. Und ehrlich gesagt...gegen eine tiefergehende Beziehung hätte ich nichts einzuwenden. Aber das wird er vermutlich anders sehen, ich sehe es schon kommen...
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𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓
Fanfiction"Es tut mir leid, Jungkook." Seine Worte sind nur ein Flüstern und als sein heißer Atem auf meine Haut trifft, durchfährt mich ein Schauer. Er umarmt mich noch ein wenig fester, vergräbt sein Gesicht noch weiter an meiner Haut und ich spüre dadurch...