𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓

[1]

Taehyung POV

Mein Weg zur neuen Schule in der neuen Stadt ist glücklicherweise nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz. Trotzdem nutze ich diese Zeit und hole mein Handy und die Kopfhörer aus meiner Tasche, um Musik zu hören.
Ja, für Außenstehende mag es den Anschein erwecken, dass ich nicht nervös bin. Aber das ist falsch. Ich bin unglaublich nervös. Und gerade Musik wird mich in diesem Augenblick etwas ablenken können.

Schon ironisch, dass ich als Youtuber, und das sogar als relativ bekannter, Angst davor habe, eine neue Schule zu betreten. Aber kein Mensch ist frei von Ängsten, egal wie er sich äußerlich gibt.

Während meines kleinen Spazierganges und meines Lieblingsliedes in meinen Ohren lasse ich meine Blicke durch die Umgebung schweifen. Mama hat wirklich einen schönen Ort zum Wohnen ausgesucht, diese Häuser hier sind alle wirklich sehr hübsch. Ob jemand aus meiner Klasse auch hier in der Gegend wohnt? Vielleicht könnte ich mich mit demjenigen anfreunden?

Ich schüttele den Kopf. Mensch Taehyung, manchmal denkst und planst du zu viel ohne überhaupt alles andere zu wissen.
Die Strecke ist mir nicht unbekannt. Ich bin sie die letzten Tage immer wieder abgelaufen, damit ich den Weg auch ja nicht in der Aufregung vergesse. Denn nichts wäre peinlicher, als als neuer Schüler am ersten Tag zu spät zu kommen.

Und aufgrund meiner täglichen Spaziergänge weiß ich, dass kurz vor der Schule ein Coffee Shop ist, den ich auch kurzerhand ansteuere. Ein Kaffee ist jetzt genau das richtige.

Brav stelle ich mich in die Schlange und lese die Karte, um mich für ein Getränk zu entscheiden. Meine Wahl fällt kurzerhand auf einen Caramel Latte Macchiato, den ich mir to go bestelle. Die Kellnerin hinter dem Tresen nimmt sich lächelnd meiner Bestellung an und somit mein Geld entgegen.
Während ich warte stecke ich meine Hände in die Hosentaschen und lasse meinen Blick durch den Laden schweifen. Er ist klein, aber ganz niedlich. Ich denke, ich werde öfter hierher kommen.

Viele Erwachsene in Bürokleidung tummeln sich hier und holen sich vor ihrem anstrengenden Arbeitstag noch ein heißes Getränk. Bei dem Gedanken an Arbeit seufze ich einmal tief.

Ich bin jetzt im letzten Schuljahr und habe noch überhaupt keine Ahnung, was ich danach machen möchte. Meiner Mutter würde es gefallen, wenn ich studieren würde und das Youtuber-sein aufgebe. Das sei nur ein Hobby, sagt sie immer. Man könne damit kein Geld verdienen. Dass das durchaus geht, ignoriert sie jedes Mal, wenn ich sie darüber aufklären will.

Doch was ich für meine Zukunft möchte, weiß ich nicht. Ich bin so jung, habe noch nicht einmal richtig gelebt, war erst auf wenigen Partys und hatte erst eine Freundin. Sollte ich nicht erst einmal das Leben genießen, bevor mit dem Berufsleben alles vorbei ist?

"Entschuldigung?"

Die Stimme der Kellnerin reißt mich aus meinen Gedanken. Sie lächelt und hält mir meine Latte vor die Nase.

Entschuldigend verbeuge ich mich leicht vor ihr, ehe ich das heiße Getränk entgegen nehme und einmal erleichternd daran nippe. Es schmeckt gut.

Beim Herausgehen bleibt mein Blick an einer Person hängen, die in der hintersten Ecke des Ladens am Tisch sitzt. Es ist ein Junge etwa in meinem Alter und er trägt dieselbe Schuluniform. Mein Herz macht einen Hüpfer, bei dem Gedanken, dass ich wohl nicht der einzige Schüler bin, der hierher kommt. Kurz überlege ich, ob ich auf ihn zugehen soll, aber das könnte komisch erscheinen. Immerhin kennen wir uns nicht. Und trotzdem interessiert er mich.