𝐕-𝐁𝐥𝐨𝐠│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓

[20]

Taehyung POV

"Und du gehst wirklich jeden Tag vor der Schule hierher?"

"Jeden Tag."

Ungläubig mustere ich Jungkook von der Seite. Wir steuern gerade den Coffee Shop an, in dem ich mir vor meinem ersten Schultag ebenfalls etwas geholt habe. Hier habe ich Jungkook zum ersten Mal gesehen und dieser Ort wird immer ein wichtiger Teil meiner Erinnerung sein.

Jungkook bestellt sich einen doppelten Espresso und ich bestelle mir erneut einen Caramel Latte Macchiato. Doch dieses Mal nehmen wir sie nicht für unterwegs mit, denn Jungkook steuert den Tisch an, an dem er das letzte Mal auch saß.

Ich lasse mich ihm gegenüber auf das weiche Polster des Stuhls fallen und beobachte jede seiner Bewegungen. Noch nie habe ich gesehen, wie sich jemand so geschmeidig gesetzt hat wie er. Seinen Rucksack stellt er unter den kleinen Tisch und er fährt sich einmal durch seine schwarzen Haare. Danach bemerkt er wohl mein Starren, denn er erwidert meinen Blick und grinst schief.

"Was ist? Habe ich etwas im Gesicht?"

Abwehrend schüttele ich den Kopf und stelle meine Tasche ebenfalls unter den Tisch zwischen meine Beine. Ich muss unbedingt damit aufhören, ihn so anzugaffen.

"Nein, nein. Ich war nur in Gedanken."

"Woran hast du gedacht?"

Mist, war ja klar, dass er nachfragt. Was bin ich nur wieder für ein Idiot? Warum rede ich immer schneller als ich denke? Ich überlege fieberhaft, welche Ausrede ich mir einfallen lassen kann, als glücklicherweise unsere Getränke kommen. Die Kellnerin zwinkert mir einmal zu, richtet sich auf und holt ihren Block hervor.

"Darf ich euch beiden Hübschen noch etwas bringen?"

Ohne Aufzusehen winke ich ab, meine Augen sind allein auf Jungkook gerichtet, der meinen Blick leicht amüsiert erwidert. Mit einem gekränkten Seufzen entfernt die Kellnerin sich von unserem Tisch und Jungkook nippt einmal leicht grinsend an seinem Kaffee.

"Ich bin darin zwar absolut kein Experte, aber ich glaube sie hat ein Auge auf dich geworfen."

Schulterzuckend reiße ich das Päckchen Zucker auf, lasse ihn in meinen Macchiato rieseln und rühre ihn daraufhin kräftig herum.

"Ich aber nicht auf sie", bemerke ich knapp und nehme ebenfalls einen Schluck.

"Du bist bestimmt beliebt bei den Mädchen, oder?"

Neugierig bohrt Jungkook seine Augen in meine. Ich bin verwundert, dieser Junge vor mir ist ganz anders als der, den ich kennengelernt habe, aber es gefällt mir. Mir gefällt seine offenen Art mir gegenüber und bestätigt mir nur noch mehr, dass er die Mühe wert ist.

"Du etwa nicht?", kontere ich auf seine Frage, denn dass er nicht beliebt ist, kann er mir nicht erzählen. Er sieht wahnsinnig gut aus, das bemerke ich jedes mal und bei dem Gedanken, er könnte vielleicht nicht einmal schwul sein, zieht sich mir der Magen zusammen. Ich bin es ja auch nicht, ich habe bisher noch nie etwas mit einem Jungen gehabt, aber Jungkook ist besonders. Für ihn verändere ich mich gern, sofern er das denn möchte.

Ein leichter Rotschimmer bildet sich um seine Nase herum und nun wendet er dann doch verlegen den Blick ab und mustert angestrengt die Unterlage, die auf dem Tisch liegt.