Kapitel 10

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Vorsichtig schlich ich mich über unserem Flur auf mein Zimmer. Wieder begann ich zu packen, verstaute alles in meinem Rucksack. Dann ging ich schlafen.


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich erst das all das nur ein schlechter Traum gewesen war. Die Sonne strahlte auf mein Gesicht und mein Bett war angenehm warm. Doch dann strömten die Ereignisse wie eine Flut über mich herein und ich stand auf, um meine Geschwister und Lily zu wecken.

Zusammen saßen wir an dem Frühstückstisch, der auf einmal viel zu groß wirkte. Ich starrte das Eichenholz an das mir so vertraut war, strich abwesend mit meinem Finger darüber und versprach mir, mein Zuhause nie zu vergessen.

"Ich glaube, wir müssen jetzt Mama suchen.", meinte Valli leise.

Doch bevor ich nicken konnte, spürte ich wie die Kette die ich um meinen Hals geschlungen hatte warm wurde und sich Wörter in meinem Kopf bildeten.

Ari, hier stimmt irgendetwas nicht. Wir sind wieder im Wald, aber diesmal sind nicht alle da. Außer mir sind nur noch ein paar andere da. Und Johann verhält sich so komisch. Er sagt, wir könnten nicht eher beginnen, bis du da bist. Und irgendwas mit Unkraut... man, der Typ ist echt krank. Ich brauche deine Hilfe. Bitte, komm, das wird langsam echt gruselig...

Genervt schüttelte ich den Kopf. Es gab heute echt wichtigere Sachen als die kindischen Streitereien zwischen den Klassen an meiner Schule. Aber Noelia hatte sich schon verängstigt angehört... Und wenn Johann sich noch komischer als eh schon benahm, musste irgendetwas nicht stimmen, so wie Noelia es gesagt hatte.

"Wir müssen in den Wald. Noelia braucht meine Hilfe."

"Nein! Ganz sicher nicht!" und "Bist du wahnsinnig?", riefen Lily und Valli gleichzeitig.

"Leute, Noelia war für fünf Jahre meine Freundin. Sie war immer für mich da, wenn ich sie gebraucht habe. Kannst du dich nicht mehr daran erinnern, wie wir den Heuhaufenrekord aufgestellt haben? Wie wir zusammen am Meer waren? Oder wie wir zusammen nachts die Kätzchen gerettet haben, Valli?"

Zu dritt lagen wir in meinem Bett und ich kuschelte mich in die rote Blumenbettdecke. Gerade hatte Valli uns davon erzählt, wie sie und Ben zusammen Pfannkuchen backen wollten, Zucker mit Salz verwechselt hatten und die Dinger danach mit in die Schule genommen hatten, um sie ihren Freunden zu geben (Man konnte sie eh nicht essen ohne sie wieder auszuspucken). Noelia fragte gerade, wie lange ihre Freunde gebraucht hatten, um zu bemerken das etwas nicht stimmte, als ich ein Geräusch von draußen hörte.

"Psst!", zischte ich und die beiden hörten sofort auf zu reden. Wieder hörten wir ein langgezogenes Maunzen von draußen.

"Was ist das?", fragte Valli leise.

"Was glaubst du denn? Eine Katze natürlich."

"Wollen wir nachsehen?"

"Es regnet aber!"

"Na eben."

"Vielleicht braucht sie gar keine Hilfe? Wir können ja erstmal abwarten."

"Ich will ihr helfen. Es ist kalt und nass draußen, und sie hört sich wie eine kleine Katze an."

"Es ist aber so gruselig draußen-"

"Beweg dich, Ari."

Damit war die Diskussion beendet und Valli kletterte flink nach draußen. Zitternd saß ich auf meinem Fensterbrett und versuchte den Baum so klar wie möglich zu sehen, es war bereits dunkel. Ich spannte meine Muskeln an und sprang über den Abgrund, der viel größer aussah, als er es eigentlich war.

Freckles || Marauders/HP FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt