ELEVEN

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So schnell ich konnte verschwand ich aus seiner Wohnung, ließ alles stehen und liegen. Ich schlüpfte schnell in meine Chucks und weg war ich. Er bekam keinen einzigen Blick mehr von mir zugeworfen. Ich wollte einfach nur noch weg. Ein paar Male hörte ich noch meinen Namen von ihm rufen, in der Hoffnung ich würde zurück kommen und ihm zuhören. Aber das konnte ich nicht. Ich wollte es ehrlich gesagt auch nicht.

Im Nachhinein tut es mir leid. Wirklich. Ich konnte aber nicht länger einfach da sitzen bleiben und ihm in die Augen schauen. Ich weiß, es war ein Fehler abzuhauen. Aber Geschehenes kann man eben nicht rückgängig machen. Jezt sitze ich hier, an einem kleinen Fluss in einer grünen, mit bunten Blümchen übersähten Wiese. Hier bin ich oft. Auch mit Harry saß ich hier gern um von Allem etwas Abstand zu bekommen. Hier konnte ich alles schlechte in meinem Leben für eine kurze Zeit vergessen. Alles was ich hier zu hören bekomme ist das Rauschen des Wassers und ein paar Bienchen. Mit meinen Armen stütze ich meinen gesamten Oberkörper nach hinten ab, meine Beine strecke ich nach vorne in Richtung Fluss weg.  [A/N: Bild an der Seite]

In Momenten wie diesen, stelle ich mir mein Leben immer so perfekt vor. Ohne Sorgen und Probleme. Glücklich, das könnte ich sein. Wäre nur nach dem traumhaften Wochenende mit Harry, alles aus dem Ruder gelaufen.

Minuten und Stunden vergehen. Langsam wird es kühler und letztendlich auch dunkler. Der Sonnenuntergang ist von hier wunderschön zu beobachten. Auch als die Sonne fast verschwunden ist, bleibe ich immernoch am selben Fleck sitzen. Wo sollte ich auch hin? Mir Zuhause wieder ewige Moralpredigten anhören? Zu meinem Freund, der mich zu einer Psycho-Tante schicken will, damit ich wieder glücklich werde? Niemals.

Wie sollte das noch weiter gehen? Wie sollte ich mein Leben jemals wieder mein Leben auf die Reihe kriegen? Es ist zu viel passiert. Harry denkt von mir eh nur noch, dass ich ein verrücktes Weib bin, das nicht mal Hilfe annehmen will. Und von meinen Eltern will ich gar nicht erst anfangen, wenn die erfahren, was ich die letzten Wochen meinem Körper fast täglich angetan habe.

Und dann komme ich zu einem Entschluss...

HARRY POV

Es ist mittlerweile wirklich spät. Kein einziges Lebenszeichen mehr von Lizz. Nicht einmal auf meine Nachrichten bekomme ich eine Antwort. Anrufe von mir nimmt sie aus Prinzip wahrscheinlich schon nicht entgegen.

Irgendwas in mir drinnen sagt mir, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich liege schon im Bett, bekomme aber kein Auge zu. Etwas stimmt nicht mit Lizz. Ich weiß nicht wieso, aber ich kriege das Gefühl einfach nicht aus meinem Kopf. Letztendlich kann ich mich doch noch dazu aufraffen, nach ihr sehen zu gehen.

Mein Weg führt mich als erstes - na klar - zu ihr nach Hause. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich vorsichtig die Klingel an der Haustür betätige. Es ist ja nicht gerade so schön, wenn der von den Eltern eh schon nicht beliebte Freund mitten in der Nacht vor ihrer Tür steht, und das auch nur weil er das Gefühl hatte, seiner Freundin könnte es nicht gut gehen.

"Harry? Was willst du denn um diese Zeit noch hier?" öffnet mir Lizz' Vater ziemlich verschlafen die Tür.

"Ehm... Guten Abend... Mr. Williams. Ehm... Ist Lizz da?" stammel ich vor mich hin, während ich mich nervös am Nacken kratze.

"Lizz? Nein. Wir dachten, sie sei bei dir?" Augenblicklich ist Mr. Williams hellwach, als er realisiert, seine Tochter ist nicht da wo er sie vermutete. Vielleicht liegt ihm ja doch noch etwas an seiner Tochter.

"Nein... Sie.." stottere ich.

"SIE IST WAS!?", wird er lauter.

"Sie... ist heute Nachmittag... naja... abgehauen. Wir hatten eine kleine... naja... Auseinandersetzung... Ich dachte, sie ist nach Hause gegangen.", führe ich meine Stotterei fort.

"Vielleicht ist sie zu Freundinnen gegangen.", versucht mich der etwas größere Mann gegenüber von mir zu beruhigen.

"Ich werde sie weiter suchen. Wenn ich sie gefunden habe, bringe ich sie selbstverständlich nach Hause." Ich hoffe, ich kann mich vielleicht so ein bisschen beliebter bei ihm machen.

"Danke Harry." Ein kleines Lächeln ist auf seinen Lippen zu erkennen, während er seine Hand kurz auf meine Schulter klopft.

Ich grinse kurz und verabschiede mich dann. Schnell springe ich in mein Auto, das am Straßenrand abgestellt ist und fahre sofort zu allen Freundinnen, von denen ich die Adressen weiß.

Vergebens.

Langsam habe ich wirklich Angst um meine Kleine. Ich halte an einem verlassenen Parkplatz eines Supermarktes, um nach weiteren Ideen, wo Lizz sich aufhalten könnte, zu suchen.

Nach Minuten der Verzweiflung kommt mir ein Ort in den Sinn, wo wir früher oft waren. Eine Blumenwiese. Etwas außerhalb der Stadt. Neben einem kleinen Fluss. Sie meinte damals, sie würde hier gerne hingehen, wenn sie Zeit für sich braucht. Und das brauchte sie heute Nachmittag bestimmt.

Wenn ich jetzt noch wüsste, wo das genau ist...

Weitere Minuten verstreichen, in dem ich auf meinem Handy bei Google Maps, Wege entlang fahre wo diese Wiese vielleicht sein könnte. Erst nach ewigen Suchen finde ich auf dem kleinen Bildschirm einen riesigen grünen Flecken und daneben einen blauen Streifen. Das muss es sein.

Schnell starte ich den Motor und fahre die Straßen entlang, die mein Handy mir aufzeigt. Einfach genial, diese Technik heut zu tage.

Meine Hände zittern die gesamte Fahrt lang. Ich hatte in meinem ganzen Leben wahrscheinlich noch nie so viel Angst um einen geliebten Menschen wie jetzt. Sollte ihr was passiert sein, schicken ihre Eltern mich dann hundert pro entgültig in die Hölle, damit ich da für immer schmoren kann. Und glaubt mir, das würde ich wollen. Ich würde nicht ohne sie leben können. Niemals.

Schnell verwerfe ich die Gedanken, des Schlimmsten wieder und konzentriere mich nur noch auf die Straße vor mir. Ich versuche es zumindest.

Nach gefühlten Stunden der Suche, stehe ich endlich an dem Ort, wo ich hin wollte. Als ich aus dem Auto steige, höre ich schon das Geplätscher des kleinen Flusses.

Als ich mein Blick auf die - in schöner Erinnerung behaltener - Wiese vor mir fällt, stockt mein Atem sofort. In den ersten Sekunden bleibe ich erstmal wie angewurzelt stehen. In der Mitte der Wiese stehen ein größeres Fahrzeug - wahrscheinlich ein Krankenwagen - und ein kleines Auto, wahrscheinlich der Notarzt.

Als ich aus meiner Schock-Starrre erwache, renne ich so schnell ich nur kann zu den Fahrzeugen und hektischen Menschen außen rum hin. Was ist wenn das Lizz da vorne ist.

Nach kürzester Zeit bin ich schon angekommen. Und da liegt sie. Ihr dunklen Haare wild durcheinander in der Wiese verteilt. Ihr Blick starr. Ihre Augen geschlossen. Mein Blick führt mich weiter nach unten ihren Körper entlang. Ihr linker Arm, der von den Ärzten freigelegt ist, ist nur so von Narben übersäht. Ihr Handgelenk mit Blut verschmiert. 

The Diary Of Us || harry stylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt