Kapitel 3

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Am Gate angekommen lief ich schnurstracks zum Schalter, wo mich erneut eine freundliche Dame in Empfang nahm.

"Ich würde gerne einchecken.", lächelte ich freundlich, trotz meiner Müdigkeit.

Lag wohl an der Begegnung vorher.

Danach konnte man nur gut gelaunt sein.

"Tut mir Leid, aber das Flugzeug ist erst eincheckbereit in einer Stunde.", entgegnete mir die Dame vom Service.

"Aber vorne im Terminal stand die Uhrzeit für den Check-In auf zehn nach zwei."

Sie holte ihre Armbanduhr unterm Jackett hervor und hielt sie mir unter die Nase.

"Es ist zehn nach eins, sehr geehrte Dame."

Ich rollte die Augen nach oben und packte mir an den Kopf.

"Oh, das ist mein Fehler, ich bin zu müde um die Uhrzeit richtig abzulesen, Entschuldigung."

"Gar kein Problem."

Die Frau vom Schalter lächelte mir verständnisvoll entgegen und ich war heilfroh, dass diese Schicht nicht von einem ihrer männlichen Kollegen besetzt war.

Wäre peinlicher geworden.

Ich sollte jetzt am besten bis zum Check-In mit niemandem mehr interagieren, damit es nicht noch zu weiteren Peinlichkeiten kam.

Mit einem halb genuschelten "vielen Dank", brach ich das Gespräch mit der Dame am Schalter ab und machte mich auf den Weg zu den Sitzen in der geräumigen Wartehalle.

Eine ganze Stunde nichts tun.

Great.

Wenn ich nicht so verplant gewesen wäre, hätte ich noch etwas Zeit mit den Jungs von Sunrise Avenue verbringen können.

Das nennt man dann wohl Pech.

Ich rieb mir übers Gesicht und beschloss, mitsamt meinem Handgepäck das Gate zu erkunden, um nicht einzuschlafen.

Ich verbrachte eine gute halbe Stunde in einem kleinen Drogeriemarkt, in dem man sich vor der großen Reise noch schnell mit allen wichtigen Dingen versorgen konnte.

Eingedeckt mit diversen Schokoriegeln, Smoothies, Deo, usw. zog ich weiter zu einer Bäckerei.

Dort saß ein Mann in einer Ecke an einem Einzeltisch und versteckte seine Augenringe hinter einer Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen.

Vor ihm eine große Tasse Kaffee.

In einer anderen Ecke saß eine Frau mit Kinderwagen und einem weiteren Kleinkind, welches ich schon von weitem herumnörgeln hören konnte.

Ich versuchte es auszublenden, was mir dann auch brillant gelang.

An der Theke ließ ich mir von der Verkäuferin drei belegte Brötchen einpacken, sowie ein Schokocroissant und einen Erdbeermuffin.

Mein Überleben während des Fluges war zumindest damit schonmal gesichert.

Die restliche Zeit verbrachte ich mit Musik hören.

'Angels On A Rampage' dudelte mir durch den Gehörgang, als es dann endlich zehn nach zwei war.

Ich machte mich also wieder auf den Weg zum Check-In, wo mich die freundliche Dame von vorhin wieder in Empfang nahm und einen Teil meines Tickets abriss.

"Angenehmen Flug und eine schöne Zeit in Los Angeles!", meinte sie zu mir mit einem Dauergrinsen, als sie mir mein abgerissenes Ticket wiedergab.

"Danke!", antwortete ich und marschierte erleichtert den langen Gang hinunter direkt ins Flugzeug.

Dort unten wurde ich von einer Stewardess zu meinem Platz geführt, nachdem sie sich mein Ticket angeschaut hatte.

"Fliegen Sie zum ersten mal?", fragte sie mich, während ich ihr den schmalen Gang entlang folgte.

Das Flugzeug war nicht gerade klein, drei Sitzreihen und zwei Gänge gab es.

Lufthansa sei Dank.

"Nein, das ist mein fünftes Mal oder so. Ich zähl nie mit, und mein letzter Flug ist schon recht lang her.", murmelte ich nur.

Auf Small Talk hatte ich jetzt nicht wirklich Lust, um ehrlich zu sein wollte ich einfach nur meine Ruhe haben und schlafen.

"Dann kennst du das alles ja sicher bereits."

Sie kam in der vorletzten Sitzreihe zum stehen.

"Ein Platz am Fenster, Glückwunsch."

Sie lächelte mich an, ich zog nur einen Mundwinkel hoch, nickte und warf meinen Rucksack auf meinen Sitz.

"Kann ich Ihnen meine Gitarre anvertrauen?"

"Aber natürlich, Sie erhalten sie sobald wir gelandet sind unversehrt zurück."

Ich nickte und überreichte ihr die Gitarrentasche.

Und damit auch mein volles Vertrauen.

Mit diesen Unterschriften in Gold war meine Gitarre schon fast heilig.

Nachdem die Stewardess mein Heiligtum hinter den Gardinen hatte verschwinden lassen, teilte sie mir mit, dass ich mich jederzeit bei ihr melden könnte, falls ich etwas benötigte.

Ich nickte nur und ließ mich dann erschöpft in meinen Sitz fallen.

Mein Rucksack parkte auf meinem Schoß, und ich beschloss, alles nötigste für den Flug herauszukramen, damit ich mich nicht jedes Mal an meinem Sitznachbar vorbei in den Gang quetschen musste, um an die Gepäckfächer über unseren Köpfen zu gelangen.

Kissen, Flauschdecke, Laptop, iPod, Essen, Trinken.

Das Handy hatte ich ja sowieso in der Hosentasche.

Während mein Rucksack sicher verstaut über meinem Kopf den Flug genießen durfte, stöpselte ich meine Kopfhörer ein und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.

Daraus konnte man nicht viel mehr wie das hell erleuchtete Flughafengebäude und etwas weiter in der Ferne die seitlich durch Lämpchen begrenzten Rollbahnen erkennen.

Ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich.

Ich war gerade dabei, meine Großeltern, die mich großgezogen hatten, meine Freunde, die immer für mich da waren und meine gesamte Verwandtschaft in Deutschland zurückzulassen.

Es war ein Gemisch aus Heimweh und Angst vor dem, was in den USA auf mich zukommen würde.

Die Ungewissheit, ob ich mich so ganz allein in der Riesenmetropole LA zurecht finden würde, zerfraß mich innerlich.

Andererseits war da aber auch die Vorfreude auf die Stadt und alles, was zum amerikanischen Lifestyle in Kalifornien dazugehörte.

Die Palmen, die Strände, das Meer, die Leute, die Wärme.

All das zusammen bereitete meinen Gefühlen eine Achterbahnfahrt auf meinen Nerven.

Und bei diesem Gefühlschaos hatte ich noch keine Ahnung, das dieser Flug ein unvergesslicher werden würde.

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Gaaaanz viele Meinungen bitte 😁

Was denkt ihr, wird auf dem Flug passieren? 😜

-Nora

Hollywood HillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt