Kapitel 25

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Ich fand mich im selben Bett eng an Logan gekuschelt wieder, und ich hatte keine Ahnung, wie ich bei dem Gepiepse hatte schlafen können.

Lag wohl an ihm.

"Guten Morgen baby girl.", murmelte mir ein hellwacher Mr. Henderson entgegen, als ich den Kopf etwas verpeilt von seinem Arm hob.

"Oh Gott, ich bin nicht ernsthaft eingepennt?", nuschelte ich noch im Halbschlaf und ließ meinen Kopf wieder langsam zurücksinken, bevor ich mich leicht streckte, um seinem Hals, welcher von einer ordentlichen Schramme geziert wurde, ein kleines Küsschen zu geben.

Die erste Nacht zusammen, und dann gleich im Krankenhaus. So stellt man sich das vor.

"Die Nachtschwester wollte dich rausbefördern, aber ich hab sie überredet, dich hier bei mir zu lassen, weil du so eine heilende und schmerzlindernde Wirkung auf mich hättest."

Ich kicherte leicht.

"Du Spinner."

Mein wohl meistgesagter Satz in den letzten Tagen.

"Aber ich bin dein Spinner. Und es stimmt."

"Mein verdammt süßer Spinner."

Das hörte sich in meinen Ohren außerordentlich gut an.

Wir wurden dann auch rasend schnell von der morgendlichen Visite nahezu überrumpelt, denn die drei Chefärzte betraten mit wehenden Kitteln den Raum, darunter auch Dr. Graham.

"Guten Morgen Mr. Henderson, wie wir sehen haben Sie schon früh Besuch."

Ohne Punkt und Komma, jedoch mit einem Lächeln, redete Dr. Graham weiter.

"Wir haben uns schon heute früh die Laborwerte angesehen und sind erfreut, Sie heute auf die reguläre Station verlegen zu können."

Oh Gott ja, raus aus diesen vier erdrückenden Wänden, die sich Intensivstation nannten!

In diesem Moment betraten drei Schwestern den Raum.

"Das werden jetzt diese drei Damen hier übernehmen, oben übernimmt Sie dann Dr. Reynolds.", fuhr Dr. Graham fort, ließ noch EKG-Werte abnehmen und verabschiedete sich mitsamt seinen Kollegen und Genesungswünschen an Logan gerichtet.

Ich erhob mich, band mir die Haare zu einem etwas zerzausten Bündel nach oben und konnte mich nicht noch weniger um mein Aussehen sorgen.

Die drei Krankenschwestern befreiten Logan dann im Handumdrehen von allen Schläuchen, Kabeln und sonstigem Gedöns, sodass er recht schnell für den Transport auf Station 3 bereit war.

Natürlich folgte ich ihm dorthin, warf zwischendurch noch meinen ätzenden, grünen, tragbaren Müllsack sowie die Überzugsschuhe in die Tonne und schloss mich dann den drei netten Damen an.

Ich schätzte sie alle im mittleren Alter.

Logan beobachtete mich auch im Fahrstuhl mit Adleraugen, fast so, als läge er völlig unversehrt zum Spaß dort in diesem Krankenhausbett.

Oben angekommen schob man ihn ins Zimmer 3.014, wo er die Erlaubnis bekam, aufzustehen, um sich in ein frisches Bett zu legen.

Dort angekommen wurde er wieder verkabelt, und das Tageslicht ließ noch weitere Kratzer und Schrammen zum Vorschein kommen.

Knie, Ober- sowie Unterschenkel, Unterarme, Rücken.

Logan tat mir unendlich leid.

Über seinen Venenkatheter bekam er noch von den Schwestern Schmerzmittel, dann wurden wir auch schon wieder allein gelassen.

Die strahlende Sonne schien durch die großen Fenster, welche ich auf der Intensivstation vermisst hatte.

"Nori, komm her zu mir.", hörte ich Logan sagen, nachdem ich ein paar Minuten am Fenster gestanden und die Sicht über Santa Monica genossen hatte.

"Hey baby girl, biiiiiitte ich brauch dich doch!"

Wie ungeduldig er einfach war.

Erst bei den letzten drei Worten war ich aus meinen Gedanken gerissen worden.

Seufzend drehte ich mich zu ihm und lächelte nur stumm, bevor ich mich dann wieder dem Ausblick widmete.

"Hab ich was falsch gemacht?", hörte ich ihn als nächstes fragen und spürte, wie sein Blick mich mal wieder durchbohrte.

Ich ging auf ihn zu, strich ihm durch seine platten Haare und drückte einfach nur meine Lippen auf seine in der Hoffnung, es würde seine Frage mit einem Nein beantworten, bis die Tür nach einem kaum hörbaren Klopfen aufgerissen wurde und erneut zwei Ärzte und eine Schwester hereinwehten.

Es wurde sich vorgestellt und sofort plapperte Dr. Reynolds auch schon drauflos.

"Wenn Ihr Zustand sich nicht verschlechtert, können wir Sie in einer Woche bereits entlassen.", verkündete er, "allerdings müssten Sie sich dann auch zuhause weiterhin strenger Bettruhe unterziehen."

Oh Gott, müssen diese Ärzte immer so geschwollen reden?

"Das ist sehr gut, ich habe nämlich die beste Krankenschwester der Welt an meiner Seite.", entgegnete mein Freund darauf mit einem kurzen Kichern, was auch die Ärzte zum schmunzeln brachte.

"Na dann wär das ja geklärt.", bemerkte die Schwester mit einem Lächeln.

Ich lehnte inzwischen wieder am Fensterbrett und spürte nur, wie mein Gesicht rot anlief.

"Schwester Abby wechselt jetzt noch kurz Ihr Pflaster, dann wär's das für heute auch schon gewesen.", erklärte Dr. Tenkins, eine junge Ärztin neben Dr. Reynolds, bevor beide den Rückzug antraten.

Das Pflaster über der halbfrisch zugenähten OP-Wunde an seinem Bauch musste ausgewechselt werden.

Schwester Abby machte einen sehr sympathischen Eindruck auf mich.

"Ich werde schnell alles nötige holen, bin sofort wieder da."

Und zack, weg war sie.

"Eine Woche, Logan das ist großartig."

"Ja ich weiß, kann's kaum erwarten, mich von dir gesundpflegen zu lassen."

Mein Freund streckte mir spielerisch die Zunge heraus, worauf ich nur zu lachen wusste.

"Das könnte dir grade so passen."

"Nein aber mal im Ernst, du kannst gerne während dieser Woche bei mir wohnen."

Logan schien es ernst zu meinen, ich lehnte jedoch ab.

Was sollte ich denn bitte allein in seiner Riesenvilla, wenn ich meine eigene kleine Wohnung am anderen Ende der Stadt hatte?

Außerdem würde sicher bald seine .. - konnte man sie noch Freundin nennen? - zurückkommen, und was würde passieren, wenn sie mich dort in Logans Bett vorfinden würde?

Oh nein.

Ich entschloss mich, Brooke über alle Ereignisse zu informieren, während Logan geduldig die Pflaster-Wechsel-Prozedur über sich ergehen ließ.

Jesus, sie wusste ja nicht mal von irgendetwas!

Auch Samu wurde später von mir darüber in Kenntnis gesetzt, da ich ihm das irgendwie schuldig war.

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