Kapitel IV - Luca

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Heute war Freitag und ich war mal wieder die ganze Nacht bei Max. Sein Bruder Sebastian fährt uns meistens zur Schule. Er ist schon echt in Ordnung. Auch wenn ich großen Respekt vor ihm habe. Er würde mich durchbrechen wie ein Streichholz. Aber er steht hinter uns. Und das weiß ich an ihm zu schätzen. Genauso wie Max' und meine Eltern. Nur diese dumme Eckert halt nicht.

„Luca? Kannst du das bitte mitnehmen?", fragte mich Frau Eckert. Ich schaute sie ein wenig verwundert an. Warum sollte ich denn bitteschön einen Brief mitnehmen, der nicht für mich ist?

„Der ist für Max, und da ich ihn heute nicht mehr sehe, könntest du ihn doch einfach mitnehmen?", fragte sie dann freundlich und legte mir den Umschlag auf den Tisch. Wir hatten Wahlpflicht, und da wir nicht alle die gleichen Fächer hatten, war Max grade nicht hier. Ich schaute auf den Umschlag. Er schien ziemlich dick zu sein. Von der Schule?

„Ja. Ich nehme ihn mit." Die anderen Schüler schauten uns die ganze Zeit nur seltsam von der Seite an. Was haben die denn? Die wissen doch eh alle, dass ich mit Max zusammen bin. Und als ob da jemand meine Gedanken lesen könnte, kam ein Satz über den ich mich noch in zehn Jahren lustig machen kann.

„Was schaut ihr denn alle so? Habt ihr zu wenig zu arbeiten? Ihr könnt dann gleich noch Aufgabe drei machen.", kam es aus dem Mund von Frau Eckert. Dann schaute sie mich wieder an und zwinkerte. Ich raff nicht, was die will.

Ich nahm mir mein Buch und las mir Aufgabe drei durch. Ich mochte Bio schon immer. Da muss man nicht viel Rechnen, kann mit einer doofen Zeichnung von einer Zelle drei Punkte bekommen und musste nicht irgendwie beweisen, dass man was Interpretieren kann, wenn man sich was unterm Mikroskop anschaut.

Das Klingeln läutete endlich das Wochenende ein. Und natürlich hatte jeder schon seine Sachen gepackt, bevor ich überhaupt aufstehen konnte. Wie machen die das nur. Langsam ging ich nach vorne zur Tür, doch der Blick von Frau Eckert, verriet mir, dass es etwas gab. Ich wartete kurz noch, ob sie was sagen würde.

„Luca? Kann ich dich kurz noch einmal sprechen?", fragte sie etwas unsicher. Nun, was ist los? So unsicher? Was gab es denn so wichtiges, dass sie es mir am Freitag, nach der Schule, noch sagen musste.

„Ich glaube, ich muss mich entschuldigen für dass, was auf der Klassenfahrt passiert ist. Nicht, weil ich es bereue, sondern, weil ich dir nie gesagt habe warum. Und Max genauso wenig. Wenn du ihm einfach...", doch ich nickte nur und wusste schon was sie meinte. Ich setzte mich an den Tisch in der ersten Reihe und sie auf den Stuhl neben mich. Da setzt sich ein Lehrer auf die Seite der Schüler?

„Ich hatte alles bewusst gemacht. Wir hatten Lehrerkonferenz, und die Schulleitung meinte, dass deine Noten in absehbarer Zeit zur Versetzungsgefährdung führen könnten. Ich wollte das nicht, weil ich weiß, dass du nicht dumm bist. Nur unglaublich faul. Und eigentlich hatte ich es auch nicht eingesehen, Gespräche mit dir und deinen Eltern zu führen, dass du dich bessern musst. Deshalb hatte ich auf der Klassenfahrt zugelassen, dass ihr auf ein Zimmer kommt. Ich wusste nicht genau, ob Max die richtige Entscheidung war, aber ich ging davon aus, du würdest etwas für ihn bewegen. Ihr hattet nicht wirklich Kontakt und nach dem was ich so mitbekommen hatte, hattest du nie Interesse an Strebern. Aber genau das ist es gewesen. Ich denke, Max bedeutet dir so viel, dass du für ihn niemals die Schule geschmissen hättest. Ich musst aber einen Weg finden, dich dazu zubringen Nachhilfe zu nehmen. Und da deinen Vater die Übertreibung von der Sachbeschädigung gereicht hatte, ließ es sich auf mein zweites Angebot ein. Bei Sebastian Nachhilfe nehmen. Ich kannte ihn, weil er selbst jahrelang mein Schüler war. Es hatte gepasst. Ich weiß, es ist falsch, so mit anderen umzugehen, aber sind wir beide mal ehrlich. Hättest du nur auf Nachfrage und Bitten Nachhilfe genommen?"

Ihre Frage hallte in meinem Kopf nach. Was zu Hölle geht hier grad ab? Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf. Natürlich nicht. Ich hätte niemals Nachhilfe genommen, wenn ich nicht wüsste das es für Max wäre. Und ja, sie hatte recht. Mit allem!

„Siehst du. Und genau deshalb, hast du jetzt dreien auf dem Zeugnis und Max an deiner Seite. Bitte verzeih mir, meine Vorgehensweise aber...", fing sie an und stand auf. „Gefährliche Situationen erfordern gefährliche Aktionen." Damit nahm sie ihre Tasche und ließ mich im Raum zurück.

Fuck.

Alles was zählt [Mauz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt