Alles was zählt [Mauz]

Kapitel XII - Luca

„Ich?", rief sie entsetzt. Sie schaute sich hilfesuchend um. Doch keiner von uns zwei wollte. „Ja mein Gott, ich dachte es wäre für Luca gut, dass er mit Max zusammenkommt. Die stehen beide auf Jungs, und bevor Luca wieder einen Ausreißer hat, dann lieber mit wem aus der Klasse. Das wäre alles halb so schlimm. Außerdem war Luca versetzungsgefährdet, und da meintest du noch, ich soll machen, egal was, hauptsache der fliegt nicht von der Schule", schrie sie den Schulleiter an. „Dir geht's doch immer nur um diese scheiß Schule.", rief sie noch nach und ging dann auf und ab im Zimmer.

„Und dass mit der Klassenfahrt war doch deine Idee. Ich sollte Max verletzen, damit Luca ihm nachläuft. Nur um dann beide heimzuschicken, damit du sagen kannst, die Schule achtet auf Fehlverhalten. Und dass mit der Nachhilfe, war richtig dumm Sebastian zu nehmen.", Sie zeigte auf den großen Blonden neben mir. Er schaute sie entsetzt an. „Nichts gegen dich Sebastian. Ich mag dich und du bist gut in der Nachhilfe.", dann richtete sie sich wieder an den Schulleiter. „Nur es war dumm Luca noch näher an Max zu lassen. Natürlich erzählt er ihm die Geschichte. Und sicherlich weiß es jetzt schon die halbe Schule.", rief sie und raufte sich die Haare.

„Ich fass es nicht. Wie konnte ich so dumm sein, mich auf diese Kackidee einzulassen." Etwas entsetzt schaute ich zu Sebastian. Hat die Eckert grade geflucht?

„Nur weil dir diese fucking Schule so wichtig ist. Hauptsache immer alles toll und schön. Immer nur für dich. Und wir? Ich muss mir so Scheiße ausdenken. Das auf Klassenfahrt, das mit der Sachbeschädigung in Physik. Alles. Das mit dem doofen Brief. Und du? Du lügst einfach und sagst du weißt von nichts. Und ich steh wegen Dokumentenfälschung vorm Richter oder wie?", rief sie nun schon mehr ironisch aus. Ein genervter und sarkastischer Lacher entglitt ihr.

„Du bist so widerlich. Dich sollte man für den ganzen Scheiß belangen!", dann wurde sie plötzlich leise. „So ihr zwei. Jetzt wisst ihr was der ganze Mist hier soll."

Sie stampfte wütend Richtung Tür.

„Ah und eins noch. Luca, tut mir leid, dass ich dich missbrauchen musste, für eine dumme Idee von dem da und einem gescheiterten Plan. Hauptsache dieses Jahr wieder Prämien vom Ministerium kriegen für ‚Beste Schule des Jahres'.", imitierte Frau Eckert eine hohe quäkende Stimme. „Aber das hat ja jetzt ein Ende. Ab morgen habt ihr dann Frau Seifert als Klassenlehrerin. Ich lass mich versetzten. An die Europa-Schule nebenan. Nur weil du es so wolltest!", schrie sie den Schulleiter an.

Der sprang von seinem Stuhl auf und rannte zu ihr. „Du wirst doch nicht zu Thomas gehen?", fragte er ungläubig. Wer ist den Thomas? Ich gab Sebastian einen prüfenden Blick. „Der Schulleiter der Europa-Schule, die direkt gegenüber ist.", meinte er leise zu mir. Und wie auf Kommando kam von beiden ein ‚pshht', als wir tuschelten. Typisch Lehrer.

„Doch werd ich. Und glaub mir, wenn die anderen aus dem Kollegium das erstmal wissen, dann kannst du deine Klassen hier alle alleine unterrichten."

Dann öffnete sie die Tür und die Lautstärke der Pause kam rein. „Das machst du nicht.", rief der Schulleiter und draußen wurde gleich ein wenig leiser. Und als ob es geplant war lief gerade Max vorbei.

„Ah. Du Max. Komm rein.", rief der Schulleiter und zog ihn an der Tasche in seinen Raum. Dieser schaute sich nur perplex um und wusste nicht, was ihm geschieht. Er musterte mich und als er seinen Bruder sah, wusste er glaube ich, was los war.

„Max es tut mir leid, dass du das alles mitmachen musstest. Ich fand es dumm mit dieser ganzen Klassenfahrtaktion. Ich wollte das nicht. Das ihr zusammenkommt, damit hatte ich kein Problem. Wie gesagt Luca, ich wollte nie, dass du von der Schule fliegst wegen schlechten Noten. Und erst recht nicht, wollte ich, dass du wegen deiner Wien-Story anders behandelt wirst. Das war mir alles egal. Ich wollte nur, dass ihr alle Abi macht. Doch eurem Arsch von Schulleiter.", und auch hier konnte Max sich nicht mehr halten. Allein sein Gesichtsausdruck war Millionen wert. „Dem ging es nur um den Ruf der Schule. Luca gefährdet ihn, wenn die Geschichte rauskommt. Hauptsache nur seine Schule bekommt keinen schlechten Ruf. Und dass es nun alles rauskam und mehr davon wussten war seine Schuld. Er hatte mich gebeten Sebastian als Nachhilfe vorzuschlagen. Er wollte, dass ich diesen dummen Versetzungsantrag schreibe. Noch mit Handschuhe anfassen. Das war doch schon illegal nur daran zu denken.", schrie sie wieder. Man konnte ihre Wut förmlich spüren. Mit jeder Minute kochte sie mehr. Sie schaute zwischen uns alle hin und her.

„Glaubt mir nicht. Ist mir doch egal. Ich weiß schon welchen Antrag auf Versetzung ich als nächstes schreibe. Und zwar meinen!", damit stampfte sie aus dem Büro und lies den Schulleiter an der Tür stehen.

„Das...", fing er an die Worte zu suchen. Sebastian stand neben mir auf und ging zur Tür. „Bleibt unter uns.", grinste er und holte sein Handy aus der Tasche. „Keine Sorge. Und falls Sie doch nochmal meinen, es sei anders passiert. Hier nun der Beweis als Audio vom 05. September 2017, um 10.23", sagte er in sein Handy und drückte anschließend auf den roten Button.

„Ich denke, damit wären wir quitt. Danke für das freundliche Gespräch, und bitte sehen Sie doch von der Versetzung von Max ab. Wir wollen ja nicht, dass die Schule vor Max' und Lucas Abitur geschlossen werden muss."

Sebastian öffnete die Tür und zeigte den Weg nach draußen. Max ging vor und Sebastian folgte ihm. Ich saß immer noch auf meinem Stuhl und schaute verwundert in die Richtung der Tür. Das konnte doch nicht wahr sein. Das ist nicht grade wirklich alles passiert. Woher kennt sich Sebastian damit so gut aus? Und warum hatte er, dass alles so geplant? Ich verstand das alles nicht.

Ich erhob mich von meinem Stuhl und ging nun ebenfalls Richtung Tür. Der Schulleiter warf mir misstrauische Blicke zu. Doch das ließ ich mir nicht mehr nehmen.

„Ich denke, eine Schule die Schüler schlecht behandelt, kommt bei den Leuten schlimmer an, als ein Schüler der auf Klassenfahrt mit irgendeinem Typen geschlafen hat." Sein Blick löste sich und er schaute mich verdutzt an.

„Keine Sorge. Ich habe nicht vor etwas zu sagen. Zu mindestens noch nicht. Vielleicht wird mein Abi ja gar nicht so schlecht, dann vergesse ich einfach alles was passiert ist. Sonst...", fing ich an und öffnete die Tür. „War's das letzte Abi das Sie geleitet haben.", schaute ich ihn eindringlich an und ließ ihn zittern. Er nickte nur und ich schloss die Tür hinter mir. Im Gang standen bereits Sebastian und Max die sich angeregt unterhielt. Also besser Max. Denn er fragte seinen Bruder mehr Fragen, als er beantworten konnte. Von Frau Eckert war keine Spur mehr. Naja, ich seh sie ja gleich noch mal in Deutsch. Mal schauen was draus wird.