Kapitel VI - Max

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Es klingelte an der Tür und ich öffnete. Luca stand da und hielt mir einen Brief hin? Ein Liebesbrief? Doch als ich den Absender sah, wurde mir ganz schlecht.

„Es ist von der Schule?", fragte ich ihn vorsichtig. Er nickte nur. Er wusste also von nichts. Naja, vielleicht ist es ja nicht so schlimm.

Ich öffnete den Brief und las die ersten Zeilen. ‚Antrag auf Versetzung' stand in der Kopfzeile. Weiter unten standen weitere Infos. Ich werde was?! In eine andere Schule? Wieso denn das? Hä? Ich raff hier nichts mehr. Wer hat denn so einen Mist veranlasst.

„Mama?", rief ich durchs Haus. Meine Mutter kam aus dem Wohnzimmer zu uns in den Flur. „Hallo Luca. Komm doch rein. Ihr müsst doch nicht in der Tür stehen.", sagte sie während sie hinter Luca die Tür schloss. Ich schenkte dem allem recht wenig Aufmerksamkeit. Ich las nur immer wieder den Brief der Schule. Meine Mutter schaute nun ebenfalls mit auf den Zettel. Auch ihr Gesichtsausdruck wurde immer dunkler.

„Max? Was hat das zu bedeuten?", fragte sie mich ernst. „Ich weiß es nicht.", entgegnete ich ihr leicht angefahren. Was soll das? Wieso muss ich die Schule wechseln?

Wir saßen nun alle im Wohnzimmer und meine Eltern hatten sich den Brief mehrmals durchgelesen.

„Das ist doch alles diese Meckert.", rief mein Vater. „Eckert.", verbesserte ich ihn.

„Mir doch bums wie die heißt. Die soll dich in Ruhe lassen. Die hat mit ihrer dummen Aktion auf Klassenfahrt schon genug Scheiße angerichtet.", sagte er nun etwas beleidigt.

„Peter. Jetzt krieg dich ein.", keifte meine Mutter ihn an. „Außerdem würde Max dann nicht mit Luca zusammen sein." Mein Vater schaute wehleidig nach unten. Er fand es nicht so toll, dass ich mit einem Jungen zusammen war, aber er stand trotzdem zu einhundert Prozent hinter uns. Ich bin immerhin sein einziger Sohn, bei dem er vielleicht mal einen Schwiegersohn hat, meinte er. So stolz kann sonst kein Vater auf sich sein. Eigentlich war es schon wirklich witzig, wie er immer zwischen Stolz und Ärger hin und hergezogen wurde. Doch der Stolz siegte, und das wusste ich.

„Also Max. Ich versteh das nicht. Hier steht, du sollst die Schule wechseln, da es für deine Fähigkeiten und deine Schulbildung von Vorteil ist." Sie schaute mich an.

„Hast du denn Probleme in der Schule?", fragte sie ernst.

„Nein. Ich habe keine Probleme. Noch nie. Du weißt doch wie meine Noten stehen. Und außerdem will ich gar nicht von der Schule weg. Alle meine Freunde sind dort. Ich wechsle doch jetzt nicht ein Jahr vor dem Abi die Schule. Das ist doch total unnötig.", protestierte ich lautstark.

„Hm. Also es ist ja nur ein Antrag. Und ich werde da Montag einfach mal anrufen und mit der Frau Eckert einen Termin machen. So geht das doch alles nicht.", sagte meine Mutter und schaute wieder auf den Brief.

Ich spürte, wie Luca sich zu mir rüber lehnte und mir ins Ohr flüsterte. „Es tut weh.", kam es leise von ihm. Ne. Ist der ein Sack. Als ob er jetzt an sowas denken kann. Ich schaute ihn wütend an. Er blinzelte mehrmals und schaute dann immer wieder nach unten zwischen uns. Dort lagen unsere Hände. Ober besser meine Zangenhand um seine Glasfinger. Erst jetzt realisierte, ich was er meinte. Etwas überrascht und mit einem kleinen lächeln löste ich meinen Handgriff und er atmete wieder auf.

„Lass deine Wut lieber wann anders raus.", sagte er noch schnell provokativ, bevor er aufstand und in der Küche verschwand. Oh dieser Junge. Irgendwann werde ich ihn noch so richtig...

„Okay. Also ich denke jetzt kann man eh nichts machen. Naja. Ich spreche mit ihr, dann sehen wir was ist."

Leider hat meine Mutter meine Gedanken unterbrochen. Luca stand mit einem Glas in der Hand an der Tür zum Wohnzimmer. Er hatte einen ziemlich perversen Blick drauf. Oh, wie ich diesen Junge hasse. Und liebe. Gleichzeitig. Der macht mich fertig.

Alles was zählt [Mauz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt