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Kapitel 2

Als ich an diesem Morgen mit meinem Auto vor Jiyongs Wohnung parke, sehe ich ihn schon auf mich warten. Er sieht verhältnismäßig wach aus, wogegen ich mich fühle, wie eine wandelnde Leiche auf zwei Beinen. Neben ihm steht Daesung, der alles in allem allerdings am wachsten von uns dreien aussieht und erwartungsvoll in meine Richtung sieht.

Ich schnappe mir meine Tasche von meinem Beifahrersitz und öffne die Tür. Dann steige ich aus und sehe wahrscheinlich so aus, als würde ich dabei fast auf die Klappe fallen – so fühle ich mich allerdings auch.

Jiyong und Daesung beginnen zu lachen, während ich die beiden recht genervt ansehe, mich dann allerdings wieder fange, denn Jiyong reicht mir, noch bevor er mich begrüßt hat, einen To-Go-Becher mit schwarzem Tee. Sofort trinke ich einen großen Schluck.

„Danke, jetzt geht's mir besser.", kommentiere ich das ganze nur, dann begrüße ich die Jungs endlich anständig. Die beiden sind so was von mir allerdings schon gewöhnt, deswegen stört das jetzt niemanden, wenn ich nicht genau auf die Koreanische Etikette achte. Wir alle drei wissen auch ganz gut von der Etikette in anderen Ländern.

„Hattest du ne lange Nacht?", fragt mich Daesung unschuldig und ich verdrehe die Augen, während ich mit den beiden zum Fahrstuhl gehe.

„Kann man so sagen... ich bin gestern... oder heute Nacht, wie man das jetzt nennen will, erst nach Hause gekommen. Konnte im Flugzeug aber nicht schlafen, weil hinter mir drei Kinder die ganze Zeit über geschrien haben. Ich dachte ich begehe gleich einen Mord, ohne Witz.", erkläre ich nur und trinke noch einen weiteren Schluck, während ich den Knopf zum Jiyongs Stockwerk drücke.

„Ach stimmt, du warst ja einen Monat in England. Wie war es denn? Wie lief der Auftrag und dein anschließender Urlaub da?", fragt mich Jiyong und ich lehne mich an die Wand des Fahrstuhls, als wir anfangen nach oben zu fahren.

„Der Auftrag hat mich ein bisschen Nerven gekostet, aber lief an sich total gut. Mein Auftraggeber wollte die Wohnung viel luxuriöser als die Person, die später darin wohnen soll... deshalb musste ich erst mal klären, nach wessen Wünschen ich mich jetzt hauptsächlich richten solle. Der Sänger hat am Ende den längeren gezogen und die Wohnung wurde am Ende viel bodenständiger, als es geplant war. Das war sehr angenehm, mal eine verhältnismäßig bescheidene Wohnung einzurichten, gerade, nach deiner Wohnung Jiyong.", erzähle ich und kann es mir nicht nehmen, den Sänger am Ende meiner Erzählung noch etwas zu necken.

„Hey, ich bin berühmt für meinen Protz, das ist allgemein bekannt.", lacht er nur zurück und ich stimme mit ein, ebenso wie Daesung. Es ist echt mal entspannt, mit so jemand lockeren wie ihm zu arbeiten, da kann man dann auch mal Witze machen, wenn man merkt, dass man sich da auf einer Wellenlänge befindet. Wir drei gehen gleichzeitig heraus und ich ziehe den Schlüssel für die Wohnung aus der Tasche.

„So, Jiyong, bereit?", frage ich ihn, doch er beginnt nur zu lachen.

„Alex tu mal bitte nicht so, als wäre es das erste Mal, dass ich diese Wohnung betrete.", lacht er dann und ich erwidere das Lachen.

Jiyong und ich hatten uns schon häufiger gemeinsam in der Wohnung aufgehalten, schließlich brauchte ich ja immer seinen Rat, es ist schließlich immer noch seine Wohnung.

Trotzdem hat er das komplett fertige Ergebnis noch nie gesehen, weshalb ich jetzt so ein Drama daraus mache.

„Jetzt komm schon, zeig her." Langsam wird er ungeduldig, als ich die Tür extra langsam aufschließe und ich beginne innerlich fies zu grinsen.

„Bist du aufgeregt?", frage ich ihn dann um noch mehr Zeit zu schinden und ich bin mir sicher, dass ich tot wäre, wenn man jemanden mit seinen Blicken erstechen könnte. Dann allerdings beschließe ich, Gnade mit ihm zu haben und öffne ihm endlich die Tür, damit er eintreten kann. Dies lässt er sich nicht zwei Mal sagen, denn wenige Sekunden später ist er schon an mir vorbei geschossen und sieht sich neugierig in der Wohnung um. Wieder einmal wird mir bewusst, dass Jiyong eigentlich nur ein Kind, gefangen im Körper eines Idols ist und ich beginne zu lachen. Daesung, von dem ich eher erwartet hätte, dass er wie ein kleines Kind herum rennt, steht immer noch neben mir und sieht sich interessiert, aber bedeckt, um. Wahrscheinlich, weil es sich immer noch um die Wohnung seines Leaders handelt.

Soulmate || Kim NamjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt