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Kapitel 3

Der Tag heute zieht sich, als würde er nie zu Ende gehen. Ich bin immer noch völlig fertig von der Party gestern und habe keine Ahnung, was den Abend noch passiert ist. Ich weiß nur noch, dass Heechul und ich es etwas mit dem Alkohol übertrieben haben und ich am Ende des Abends tot ins Bett gefallen bin. Am nächsten Morgen bin ich dann in einem der Gästebetten aufgewacht – mit ihm neben mir.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es an meiner Tür klopft. Schnell setze ich mich aufrechter hin, sodass es nicht den Eindruck macht, als würde ich halb schlafen – was ich ja aber tue. Erst dann bitte ich die Person herein.

Mein Kollege Minho streckt den Kopf in mein Büro und sieht mich mitleidig an, denn er weiß, wie müde ich bin. Er hatte mich heute morgen schon im Fahrstuhl getroffen.

„Alex, ich gehe runter ins Café, kann ich dir etwas mitbringen? Essen? Trinken?", fragt er dann und ich sehe ihn dankbar an, dann stehe ich auf und krame mein Portemonnaie aus meiner Tasche und strecke ihm etwas Geld entgegen.

„Ich nehme einen Früchtetee und ein Sandwich mit Schinken oder sowas... du weißt ja, was ich mag.", sage ich dann noch und er nickt.

„Ich gucke mal, was sie da haben. Süßstoff oder Zucker in deinen Tee?", harkt er dann noch nach und ich schüttele den Kopf.

„Nein, ich hab alles da, darum brauchst du dich also nicht zu kümmern. Aber trotzdem danke."

Minho lächelt mich kurz an, dann dreht er sich um und verlässt mein Büro. Er biegt nach links ab und geht direkt zum Fahrstuhl, damit er zum Café runterfahren kann. Einen Moment lang bleibe ich noch dämlich im Raum stehen, weil ich überlege, ob ich noch etwas holen muss, jetzt, wo ich schon mal stehe, dann setze ich mich allerdings wieder hin, weil mir nichts einfällt.

Ich arbeite zehn Minuten in völliger Stille, dann kommt Minho mit meinem Essen und Trinken wieder. Er stellt mir die Sachen auf den Schreibtisch und geht wieder, als ich mich bedankt habe und er mir mein Restgeld daneben gelegt hat. Mit einem Blick auf meine Uhr stelle ich fest, dass ich mittlerweile auch Mittagspause habe, weshalb ich schnell alles abspeichere und mich dann an mein Essen mache. Gerade, als ich den ersten Bissen nehmen möchte, höre ich das altbekannte Skype-Klingeln und ziehe eine Augenbraue nach oben. Ich erkenne, dass mich eine Freundin aus Großbritannien anruft, weshalb ich schnell ran gehe.

„Hey, Charlie. Wie geht's dir?", begrüße ich sie sogleich und beginne zu essen, weil ich ganz genau weiß, dass es sie nicht stören wird. Wir kennen uns jetzt seit fast 15 Jahren, da weiß man, was den anderen stört und was nicht.

„Hey, Alex... nicht so gut, deshalb rufe ich an.", meint sie und ich werfe den ersten richtigen Blick auf sie und stocke. Ihre Augen sind sehr verquollen und rot.

„Was ist passiert?!", frage ich sie sofort und rücke etwas näher an den Bildschirm heran, sodass ich sie besser sehen kann.

„Unsere Hochzeitslocation hat abgesagt und die Band, die wir angeheuert haben, hat auch keine Zeit... wir müssen jetzt alles neu planen... Alex, wir haben doch gar nicht mehr genug Zeit dafür.", sagt sie verzweifelt und ich sehe sie mit großen Augen an.

Charlie und ihr Freund Chris wollten in etwa drei Monaten heiraten und haben auch schon alles dafür geplant. Jetzt so eine Absage zu bekommen, schmeißt natürlich alles, was sie geplant haben, wieder völlig durcheinander.

„Scheiße... habt ihr noch eine andere Location im Sinne, die an dem Datum frei ist?", frage ich sie und hoffe, dass sie es mir nicht übel nimmt, dass ich in so einer Situation am Essen bin. Aber meine Mittagspause ist kurz und ich werde nicht mehr lange durchhalten, wenn ich jetzt nichts esse.

Soulmate || Kim NamjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt