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Ich scrollte gedankenverloren durch die neusten Nachrichten auf meinem Handy. Blind griff ich nach meiner Kaffeetasse und nippte an dem wunderbaren Gebräu. Ohne Kaffee geht bei mir gar nichts. Ich hatte tatsächlich noch 5 Minuten in denen ich bei dem einen oder anderen Bild auf Instagram ein Like lassen konnte.

Die Leere Tasse stellte ich in die Küche und holte meine Tasche. Noch ein letztes mal schaute ich nach, ob ich die Eltern Zettel für die Abschlussfahrt dabei hatte. Zufrieden warf ich mir meine Jacke über und ging in die Tiefgarage. Ich hasste es, wenn das Licht aus war und man nicht wusste, ob dich gleich von hinten einer anspringt und hinter die nächste Ecke zerrt.

Ich verstaute meine Sachen und drehte die Musik im Auto voll auf. Zügig verließ ich die Tiefgarage und kämpfte mich durch den Morgenlichten Stau Dresdens.

Pünktlich um 10 Vor 8Uhr erreichte ich die 62. Oberschule. Ich war Stolze Klassenlehrerin der 10a. Wir verstanden uns alle blendend. Ob es daran lag, dass ich selbst noch sehr jung war oder ob ich tatsächlich enspannteren Unterricht machte als die anderen, blieb mir nach wie vor ein Rätsel.

Ich hatte an diesem wunderbaren Donnerstag Morgen die ersten zwei Stunden Deutsch bei meinen Sprösslingen. Nett wie sie waren, saßen sie punkt 8Uhr auf ihren Plätzen und redeten noch leise miteinander.

Ich machte mich bemerkbar, indem ich einmal in die Hände klatschte und allen einen guten Morgen Wünschte.

>Ich hab noch einige Informationen für die Klassenfahrt dabei. Es wäre sehr schön wenn ihr die heute zuhause abgeben könntet, dass ich sie morgen beim Elternabend wieder einsammeln kann.< während ich das sagte teilte ich die Zettel auch schon aus.

>Wohin fährt eigentlich die Parallelklasse?< fragte Tim.

>Ich hab gehört für die geht es in den Schwarzwald<

>Haha wie geil! Solche Looser!< lachte er.

>Nicht jeder ist so cool und fährt nach Italien zum Ski fahren< kicherte Lisa. Das Mädchen saß in der ersten Reihe und gehörte zu den absoluten Spitzenreitern. Es gab wenige Fächer wo sie keine 1 hatte. Ich hatte sie gern in meinem Unterricht, da sie die Klasse mit ihren klugen Fragen und Antworten zum Nachdenken anregte.

>Es ist zwar schön, dass ihr euch alle so auf die Fahrt in zwei Wochen freut, allerdings haben wir noch ein kleines Problem. Es haben sich noch keine Eltern bereit erklärt als Begleitperson mit zu kommen.< warf ich ein.

>Meine Mutter ist Arbeiten<

>Meine Auch<

>Ich wohne bei meinen Großeltern<

>Ich kann höchstens mein Onkel fragen< sagte Lisa.

>Das wäre sehr lieb Lisa. Alleine kann ich mit euch nicht fahren. Und ich hab keine Ahnung ob ihr Herr Nikowski dabei haben wollt< antwortete ich schmunzelnd.

>OH GOTT BLOß NICHT!< rief Tim mit großen Augen.

In der Klasse wurde hitzig darüber Diskutiert ob eventuell doch ein Elternteil kommen kann da der gute alte Herr Nikowski ungern mit zur Abschlussfahrt genommen wird.

>Es wäre schön wenn sich da noch jemand findet, allerdings müssen wir noch einiges in Deutsch erledigen, bevor wir 10 Tage weg sind<

Und damit hatte ich auch schon die volle Aufmerksamkeit zurück erlangt.

>Ihr wisst, dass wir Faust durchnehmen müssen?< fragte ich, wohl wissend, dass das den meisten gegen den Strich ging.

Zu meiner Verwunderung fingen einige an zu Kichern.

>Durchnehmen...< lachte Tim und schüttelte den Kopf.

Ich verdrehte lächelnd die Augen. War klar, dass er nichts anständiges in seinem Kopf zusammen bekommt.

>Habt ihr euch die Sache mit dem Studierzimmer zu Gemüte geführt?< fragte ich in die Runde.

An den Blicken sah ich sofort, das es mindestens die Hälfte vergessen hatte.

>An die, die es gelesen haben.. Was sagt ihr dazu?<

Überrascht blickte ich zu Tim. Er saß in der letzten Reihe und hob den Arm. Welch ein Wunder...

>Ja bitte?< vorderte ich ihn auf.

>Faust ist nicht ganz dicht im Kopf. Ich meine, erst will er sich umbringen und dann hält ihn eine dumme Melodie davon ab? Weichei!< schimpfte er.

>Lisa?< fragte ich weiter.

>Hätte er sich gleich am Anfang umgebracht, wäre das Buch noch kürzer geworden. Da hätte Goethe sich das ganze auch sparen können<

>Na ist doch Gut! Da hätten wir den Mist nicht lesen müssen!< kommentierte Tim.

Ich schmunzelte über seine Einstellung. Ich mag dieses Buch auch überhaupt nicht aber leider steht es so auf dem Lehrplan und an den muss ich mich leider Gottes halten.

>Schlagt am besten mal das Buch und den Hefter auf. Wir erarbeiten uns jetzt zu allererst einmal den Inhalt der Szene.< sagte ich und drehte mich zur Tafel.

Nach der Stunde ging ich ins Lehrerzimmer und kopierte noch die eine oder andere Sache. Außerdem war es Zeit für Kaffee Nummer 2!

>Hier, ein Brief< sagte eine Kollegin grimmig und schmiss den Umschlag Lustlos auf meinen Platz.

Hab ich erwähnt das man mich nicht leiden kann? Nein?

>Dankeschön< sagte ich trotzdem Höflich und griff nach dem Kupferroten Umschlag.

*Einladung zum Klassentreffen 2017

Liebe Hannah,

es ist nun schon viele Jahre her, als wir uns alle das letzte mal gesehen haben.

Bei dem baldigen Klassentreffen am Freitag dem 13.11.2017 bist du herzlich eingeladen.

Wir freuen uns.

Wiedersehen macht (Freunde) LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt