Kapitel 7

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"Butler? Mitkommen!"

Ich kann mich nicht bewegen! Wie fest gefroren stehe ich auf der Wiese und kann meinen Blick nicht von der Mündung der Pistole wenden.

"Wir wollen dir nicht weh tun also mach uns allen das Leben leichter und komme jetzt einfach her!"

Langsam kommt Leben in meinen Körper. Adrenalin pumpt durch meine Adern und ich fange an mich nach Flucht möglichkeiten umzusehen. Der anführer sagt seinem dreiköpfigen Gefolge etwas unverständliches und sie rennen los. Meine Beine setzen sich vorsichtig in Bewegung. Beinahe stolpere ich über meine eigenen Beine, die Hitze hat mir wohl doch ziemlich zu gesetzt. Hinter mir ist eine kleine Baumgruppe, vor mir die Autobahn und an beiden meiner Seiten nur flaches Gras.

Ich entscheide mich nach rechts zu gehen, die Seite ist am weitesten von meinen Verfolgern entfernt und in knapp fünfhundert Metern gibt es einen Wald in der Richtung. Meine Beine fliegen übers Gras, ich bin viel schneller, ich kann sie abhängen!  

"Nicht töten, nur verletzen aber nicht lebensgefährlich, FEUER FREI!"

Ich spüre, wie hinter mir Kugeln in die matschige Erde einschlagen. Sie zielen auf meine Beine, das heißt wahrscheinlich das Sie mein Kopf noch brauchen und ich erst einmal am Leben bleiben werde. Es wäre wohl nicht doof, einfach stehen zu bleiben und mich zu ergeben, aber damit würden sie nicht rechnen, ich würde auf jeden Fall getroffen werden. Also renne ich weiter.

Plötzlich schießt ein stechender Schmerz durch mein Bein. Mein ganzer Körper schüttelt sich und im nächsten Moment liege ich auf dem Boden. Ich drehe mich um zu den schützen, die aufgehört haben zu schießen und jetzt wieder auf mich zu laufen. Einer stolpert über den Ohnmächtigen Polizisten und schießt ihm beim aufstehen einfach ein den Kopf. 

Tränen des Schmerzes, der Wut und Frustration schießen mir in die Augen. Ich rapple mich hoch und hinke den restlichen Weg zum Wald, versuche den aufkommenden Schmerz zu ignorieren. Jetzt schießt keiner mehr, sie rennen nur noch auf mich zu. Endlich, trete ich in den Wald rein. Doch Äste schützen mich nicht vor Kugeln. Hier drin ist es für  mich leichter  sich zu bewegen, zwar kratzen die Äste an meinen vielen Wunden aber ich kann mich auch an ihnen hoch ziehen um mein Bein endlich zu entlasten. Hinter mir höre  ich raschelnende Blätter. Mein Atem geht keuchend, die Jungs sind Profis, immer wenn ich denke zu wissen wo einer ist, höre ich etwas aus einer anderen Richtung. 

Kämpfen wird mir nichts bringen, ich muss mich verstecken. Unter einem großen Baum finde ich dann auch die geeignete Stelle. Seine Wurzeln gehe ich in Deckung. Ich quetsche mich so dolle in eine Ecke das ich kaum noch richtig atmen kann. Einer der Männer kommt an mir vorbei. Ich halte die Luft an und versuche mich noch ein wenig mehr gegen die kratzige Rinde zu pressen. Ich unterdrücke ein aufschrei als mein Bein an einem abgestrobenen Ast entlang schrammt. 

Der Mann horcht auf, schüttelt dann aber den Kopf und geht weiter. Eine halbe Stunde lang liege ich nur auf dem Boden und versuche die Tränen zu unterdrüken. Dann, als ich mir sicher sein kann dass niemand mehr im Wald nach mir sucht, lasse ich los. Es ist April, aber die Nacht ist kalt. Die heißen tränen bilden einen brennenden Kontrast zu meinem Frierenden Gesicht. Morgen wird alles besser, rede ich mir ein. Ich werde mir die Kugel angucken und dann werde ich nach einer Polizei Station suchen und mich melden. Lieber im Gefängnis als hier!

AnonymousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt