Kapitel 15

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Vor mir, inmitten von Kamera Utensilien und Müll sitzt ein Golden-Retriever und leckt eine Chipstüte aus. Ich lache vor Erleichterung und die in mir angestaute Luft, die ich angehalten habe ohne es zu bemerken, entweicht zischend durch meine noch immer nervös zusammen gepressten Lippen.

Ich lasse mich aus meiner hockenden Position auf den Hintern fallen und schnalze mit der Zunge um die Aufmerksamkeit des Retrievers auf mich zu lenken. Der hebt seinen Kopf und sieht mich schuldbewusst an, als er bemerkt das er beim Reste Essen erwischt wurde. Ich lächle ihm aufmunternd zu, als Zeichen dafür das er keine Angst zu haben braucht und halte dann meine Hand in seine Richtung.

Er tappst vorsichtig auf mich zu, schnüffelt an mir und scheint dann zu beschließen, dass ich vertrauenswürdig rieche, denn er legt seinen Kopf in meine Hand und lässt sich von mir kraulen.

Ein paar Minuten lang Sitze ich einfach da, streichle diesen Hund und genieße das Gefühl in Sicherheit zu sein, mir keine Sorgen um irgendetwas machen zu müssen. Doch dann schweifen meine Gedanken wieder in Richtung José ab. Ich schüttle den Kopf um meine halb Schwester wieder zu vergessen. Der Gedanke das ich sie die nächsten 8 Jahre nicht sehen werde... Es bringt mich um, frisst mich von innen heraus auf. Also muss Ablenkung her!

Ich stehe auf und gehe auf eine Treppe zu die aus dem Kameraraum nach oben führt. Der Retriever folgt mir, als müsste er mich vor dem beschützen was oben ist. Oder ich ihn. Auf der letzten Stufe bleibe ich stehen. Sie quietscht, das sollte ich mir merken wenn ich Nachts mal aus dem Haus muss. Ich mache den letzten Schritt und finde mich in einem langen Flur wieder, von dem an jeder Seite die nicht an der Treppe ist ein Raum abzweigt.

Der erste Raum, durch dessen Tür ich trete, liegt links vor mir und beherbergt ein Bett, einen Schrank einen Tisch mit Laptop und jede Menge Megan Fox Poster. Ganz bestimmt nicht mein Zimmer! Es sieht ehr nach dem eines 16 Jährigen aus...

Schnell verlasse ich das Zimmer wieder und gehe in den Raum gegenüber der Treppe über die ich hochgekommen bin. Als ich die Tür öffne rennt der Retriever vor mir rein und springt in die Wanne des luxuriös eingerichteten Badezimmers. Die Wanne ist ehr ein kleiner Whirlepool und ich freue mich jetzt schon auf ein Bad in ihr.

Ansonsten gibt es in diesem Raum noch ein Dusche, eine Toilette, ein Medizinschränkchen das an der Wand hängt und ein Waschbecken, über dem an der Wand ein riesiger Spiegel befestigt ist. Ich werfe einen Blick auf mein Ebenbild und wünsche mir im nächsten Moment es nicht getan zu haben.

Ich habe neue Klamotten von dem Staat bekommen, die ich anziehen konnte als wir mit dem Jet hier her flogen, darunter Shorts die dem Kalifornischen Wetter angepasst wurden. An meinem Bein klafft eine scheußliche Fleischwunde. Gut, dass es nur ein Streifschuss war...

Ich wende mich angeekelt ab und gehe zur Tür um den letzten Raum zu erkunden. Doch es gibt keine Klinke! Ich bin mir sicher die Tür hinter mir zu gezogen zu haben, aber nicht an diesem Knauf! Ich rüttle verzweifelt an dem kalten Eisen und fahre, angespannt wie ich bin, sofort herum als ich es hinter mir jaulen höre.

Da steht der Retriever, mit großen Augen und heraus hängender Zunge an Tür. An der Tür? Ich drehe mich einmal um 360grad und... Ohne Zweifel, das Bad hat zwei Türen! Aber wo führt die andere hin? Die merkwürdigsten Vermutungen schießen mir durch den Kopf: ein Bunker wie in dieser einen Serie in der jemand dort unten festgehalten wurde? Ein Schauer jagt mir über den Rücken und ich drehe mich von der Tür weg. Doch man kann die Tür anscheinend nur von der anderen Seite öffnen... Damit irgendwer immer zutritt zu diesem Haus hat.

Ich drehe mich von der Tür weg und beschließe erst einmal den dritten Raum zu erkunden- nach der verschlossenen Tür kann ich später fragen. Als ich das letzte Zimmer betrete, stockt mir der Atem. Der Raum ist nicht besonders geräumig, an der einen Wand ein Bett, in der anderen ein Schrank eingebaut, aber vor dem Fenster...

Vorsichtig gehe ich auf die Anlage, bestehend aus zwei Bildschirmen, einer Tastatur und mehreren Lautsprechern zu. Der größere der beiden Flachbildschirme hängt neben dem Fenster an der Wand. Unter ihm- und neben dem Tisch, liegen in einer Reihe verschiedenste Sachen, von denen der Staat zu Glauben scheint dass ich sie brauchen könnte.

Ein Portemonnaie, das ein Bündel 500$ Scheine beherbergt, wie ich nach näherem Hinschauen entdecke, ein Schlüssel der wahrscheinlich für die Haustür ist, ein Autoschlüssel und eine 9mm Pistole, wahrscheinlich eine Glock oder Baretta. So genau kenne ich mich da nicht aus.

Als ich den Wandschrank öffne, finde ich ihn beinahe leer vor. Auf dem Boden steht eine Schuhbox, die sich als Behälter für noch mehr Geld herausstellt. Außerdem steht auf einem Brett, welches kurz unter der Schrankdecke befestigt ist, eine Box mit Magazinen für die Pistole. Irgendwer muss mir dann mal zeigen wie man diese Dinger nach lädt.

Zuletzt nehme ich einen Gürtel aus dem Schrank, den man sich an Trägern um die Schultern hängt um seine Pistole unauffällig unter einer Jacke tragen zu können. Ich lege ihn mir um und gehe dann die Treppe wieder runter. In der linken Hand habe ich die beiden Schlüssel und in der Rechten meine Pistole, die ich mir in den Gürtel stecke.

Unten angekommen nehme ich eine Jacke, die meine neue Waffe bedeckt und wohl meinem Haus-Nachbarn gehört, und verlasse kurzer Hand das Haus. Ich drücke auf das Schloss auf dem Autoschlüssel und sehe nach wo Scheinwerfer oder Rücklichter blinken. Ein Volvo XC60 macht sich bemerkbar und ich pfeife staunend. So ein Auto ist mindestens 20.000$ wert!

Ich sehe mich um, doch nirgends ist ein Agent zu sehen. Mit großen Schritten gehe ich auf das Auto zu und öffne die Tür in freudiger Erwartung. Es riecht nach Neuwagen und unwillkürlich lächle ich. Als ich zurück zum Haus gehe liegt auf der Türschwelle eine Nachricht. Ich sehe mich ein weiteres mal auf der Suche nach dem Überbringer des Briefes um, entdecke aber niemanden.

Während ich die Treppe hoch gehe, lese ich den kurzen Text.

Sobald Sie die Formulare auf dem Küchentisch ausgefüllt haben, legen Sie die Papiere dorthin wo dieser Brief lag. Sie haben den restlichen Tag frei um zu tun was Sie wollen und sich einzuleben, Morgen um neun werden Sie im Falle einer Zustimmung unserer Bedingungen ihren ersten Auftrag über E-Mail bekommen.

Ihre neue und von fort an einzige E-Mail ist Butler.Josh@USA.com. Sie wird überwacht und ist nur für dienstliche Zwecke zu benutzen. Ihre alten E-Mails wurden allesamt gelöscht und es ist ihnen nicht erlaubt eine neue zu erstellen um ihre alte Familie zu kontaktieren. Ihr Computer wird auch überwacht. Versuchen Sie nicht zu flüchten, Sie werden Tag und Nacht von zwei Agenten überwacht.

Wusste ich es doch.

Ein Dritter ist beauftragt ihnen überall hin zu folgen.

AnonymousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt