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"Warum sollte ich?!", fauchte ich erschrocken und ballte vorsichtshalber die Hände zu Fäusten, um den Hund nicht erwürgen oder ähnliches.

"Wir sind Partner. Wir müssen uns gegenseitig kennenlernen", meinte er schulterzuckend und sah mich an – für einen Moment dachte ich, ich hätte ein Funkeln in seinen Augen gesehen, doch... das konnte nicht sein.

Ich bin einfach nur gestresst...

"Wer sagt das?!"

"Ich."

"Und ich höre auch auf dich", schnaubte ich und grinste provozierend, während ich mir eine schwarze Strähne aus dem Gesicht strich.

"Das lehre ich dir noch, meine Liebe", murmelte mein Gegenüber, worauf ich nur ein "Mhm." erwiderte.

Glaubt er doch selbst nicht. Ich werde mich doch nicht wie ein Schoßhund verhalten, nur weil ich plötzlich einen Partner an meiner Seite habe, der größenwahnsinn-...

"Also?", fragte er plötzlich, weswegen ich ihn verwundert ansah.

"Was?", stellte ich als Gegenfrage und sah ihn stirnrunzelnd an.

"Sprich. Warum lebst du in keinem Rudel? Wer ist meine Mate? Ich will mehr wissen."

Ich schaute ihn misstrauisch an, bis sogar ein Knurren in meiner Kehle aufstieg.

Ich muss mich dran gewöhnen.
Man erzählt von sich selbst.
Das ist normal.

Aber nicht für mich.
Ich bin nicht normal.

Und außerdem müsste er meine Geschichte kennen.

"Du musst nicht mehr wissen, als du gerade siehst", erwiderte ich kalt, während ich mich auf ein anderes Sofa setzte, bis Zak belustigt brummte.

"Was?!", fauchte ich, doch er schwieg, weswegen ich ihm gegenüber noch skeptischer wurde, als ich es davor schon gewesen war.
Wenn dies überhaupt möglich war.

"Hast du keine Klamotten?", fragte ich, nachdem er mir meine vorherige Frage nicht zu beantworten wollen schien.

"Doch, natürlich. Nur habe ich diese nicht dauerhaft dabei. Aber wenn ich es mir genau durch den Kopf gehen lasse.... Ich besitze keine mehr", antwortete er und kratzte sich mit der Hinterpfote am Ohr.

"Dann bleibst du eben ein Wolf", schnaubte ich und musste an die vielen Flöhe und andere Krabvelviecher, die er gerade durch sein Kratzen in meinen Heim verteilt hatte.

"Willst du deinen Gefährten nicht nackt sehen?", fragte er schnurrend, worauf ich ihm ein "Nein. Sei froh, dass du überhaupt noch lebst!" gegen den Kopf warf.

"Okay, werden wir noch sehen. So... Nun Nox... Darf ich dich etwas fragen?"

"Eigentlich nicht", antwortete ich, weswegen Zak schwieg, doch dann noch ein "Bitte" an seine Frage hing, weswegen ich genervt seufzte, doch ihm mit einem Nicken symbolisierte, dass er fragen durfte.

"Seit wann lebst du als Rouge?"

"Seit ich 4 Jahre alt bin. Seit meine Eltern tot sind", erwiderte ich, während sich meine Finger ungewollt in meine Jeans-Shorts bohrten.

Nun wurde es... spannend.
Jetzt könnte ich vieles herausfinden.

"Deine Eltern sind...?", fing er an, doch ließ den Satz in der Luft hängen, weshalb ich ihn übernahm.

"...tot. Sind sie. Sonst würde ich doch in einem Rudel leben, Hundesohn", fauchte ich augenrollend und kratzte kurz einen Erdklumpen von meiner Hose, die auch ohne den Fleck noch verschmutzt war.

"Ich entschuldige. Aber woran, wie und was hast du gemacht? Erzähle etwas von dir!", bellte Zak und wedelte unschuldig mit seinem Schwanz.

"Ich erzähle nichts von mir."

"Aber ich muss irgendetwas über meine Gefährtin wissen, Nox."

"Alles, was du zu wissen brauchst, siehst du gerade", wiederholte ich, worauf Zak unzufrieden schnaubte, was ich aber ignorierte, denn gerade er wird nichts von mir erfahren.

Ich traue dir nämlich nicht, Zacharias.
Merk dir das.
Ich habe eine Vermutung, Zacharias.
Und meine Vermutungen stimmen.

Nach Zufällen fragt ihr?
Zufälle gibt es.
Aber nicht in meiner Welt.

"Zacharias", fing ich an, worauf der Wolf erwartungsvoll zu mir sah.
"Ich lebte früher mit meiner Familie in einem Rudel.
Der Vater Alpha, die Mutter Luna, meine Schwester, und zuletzt ich.
Eines Tages geschahen Dinge.
Dinge, die gut werden sollten.
Dinge, die zu einem Kampf wurden.
Ihn gab es gegen ein anderes Werwolfsrudel. Gleichzeitig gab es ein starkes Gewitter und ein Blitz schlug in einen Baum ein. Meine Mutter starb am Blitzeinschlag, da sie neben dem Baum stand und mein Vater starb im Feuer, welches der Blitz verursacht hatte. Mit ihm starb der Alpha des anderen Rudels." 

"Interessant.... Was geschah mit dir?", fragte Zacharias, und schien sich dumm zu stellen.

Du kennst die Geschichte, Hundesohn, hätte ich ihm am liebsten gegen den Kopf geworfen, doch beantwortete doch seine Frage.

"Ich war zu jung um zu kämpfen. Ich versteckte mich mit meiner Schwester in einem ausgehöhlten Baumstamm. Wir haben alles gesehen. Unter Schock stehend schliefen wir ein und am nächsten Morgen wurde eine Rudelversammlung einberufen. Alles war zerstört und unser Rudel bestand nur noch aus ungefähr 8 Wölfen von vorher 20. Mich und meine Schwester mit einbegriffen. Eigentlich sollte sie die Führung des Rudel übernehmen, da sie alt genug war um das Rudel zu führen und eine Nachfahrin der Alphas war. Doch ein Wolf stellte sich gegen sie. Meine Schwester wollte alles friedlich klären, doch der Wolf tötete sie. Ich hatte alles mit angesehen. Ohne nachzudenken schnappte ich mir einen spitzen Stock und rammte diesen in den Bauch des anderen Wolfes. Er zog sich den Stock wieder heraus, doch starb dann am Blutverlust. Und dann? Dann habe ich mein komplettes Rudel nach und nach ausgerottet. Nur noch ich war Nachfahrin des Shadow-Rudels."

Zaks Blick nach meiner Erzählung konnte ich nicht deuten.
Es war nicht wie erwartet zufrieden, gehässig oder anderes.
Er sah mich einfach weiter wissbegierig an.

"Seit dem lebe ich allein. Ich hatte nie wieder Interesse an einem Rudel. Ich zog immer weiter von unserem Territorium fort, bis ich nach langer Zeit hier ankam. Ich rüstete mich auf der langen Reise aus, sammelte Erfahrung und lernte, wie
ich allein überlebte."

Er nickte bloß.
Nur ein Nicken.

"Und irgendwann kamst du und dein Rudel. Zerstörten meine Ruhe. Meine Routine. Mein Leben."

Er grinste darauf blöd, weswegen ich am liebsten auf ihn losgegangen und ihm die Kehle zerfetzt hätte.
Diese Reaktion hatte ich erwartet. Er war der von früher. Der Ge-...

"Ich bezweifle, dass ich dein Leben zerstörte. Ich werde es bereichern, Mate."

Ich knurrte zornig, doch Zak grinste immer noch, bis sein Magen knurrte.

"Hunger?", fragte ich und unterdrückte ein Augenrollen, worauf der Wolf vor mir wild nickte.

Er ist es doch nicht. Falscher Alarm.
Er musste wirklich umgekommen sein.

"Dann komm' mit."
Ich stand auf von dem Sofa auf, welches deswegen nicht gerade leise knarzte und ging zur Tür, aber Zak musste mich natürlich aufhalten, indem er mir ein "Warte" hinterher warf, weswegen ich mich noch einmal umdrehte.

"Wir können nicht im Wald jagen. Das Rudel wird uns finden."

Stirnrunzelnd sah ich ihn an, bevor mir eine Idee in den Kopf schoss, und sich ein Lächeln auf meinen Lippen breit machte.
"Wer sagt, dass wir im Wald jagen?"

I'm not your Mate!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt