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Am morgen des nächsten Tages wachte ich auf, doch diesmal nicht durch Sonnenstrahlen, sondern durch lauten Regen, welcher gegen mein Fenster klatschte.

"Super! Danke Wetter! Ich wollte noch schlafen!", fauchte ich müde, streckte mich, stand auf, zog mir noch den Cargingang, oder wie auch immer Zak das Teil genannt hatte, über und ging runter zu ihm.

Während dem Treppen nach unten laufen fiel mir etwas ein:
Ich könnte mal verraten, wie ich aussehe.
Soll ich?
Hm?
Hm?
Natürlich soll ich.

Vor dem Spiegel, der ein wenig dreckig war, aber trotzdem seinen Zweck erfüllte, im Eingangsbereich blieb ich stehen und musterte mich.

Schwarze, lange Haare, die vielleicht, aber nur vielleicht, ein wenig unordentlich oder verfilzt aussahen, blaugrüne Augen und relativ groß.

Das müsste reichen, ich will ja nicht, dass ihr wegen meiner Schönheit verreckt.
Oder vielleicht doch?

Grinsend lief ich ins Wohnzimmer, wo ich meinen Gefährten das letzte Mal gesehen hatte und sah nach diesem, bevor ein genervter Laut meinen Mund verließ.

"Bist du dumm?", fragte ich den schlafenden Blonden, der nicht auf dem Sofa, sondern auf dem Boden schlief.

Ich überlegte einen Moment, bevor ich mich auf die Couch setzte und den Typen auf dem Boden beobachtete.

Zak lag in seiner menschlichen Form da, nur in der Hose, welche wir, oder besser ich, ihm gestern aus dem Container besorgt hatte.
Der Rest seiner Klamotten, genaugenommen das Oberteil, hingen über der Lehne seines eigentlichen Schlafplatzes.

Außerdem hatte Zak ein Six-Pack, so wie jeder Alpha oder generell Werwölfe.
Nichts besonderes.
Und auch der Rest war nicht wirklich Wow-Mäßig.
Also meiner Meinung nach.
Und die stimmt.

Plötzlich rollte sich Zak auf den Rücken und gähnte laut.
"Wunderschönen guten Morgen, wunderschöne Mate."

"Ich hasse es, wenn du mich so nennst", erwiderte ich fauchend und hätte am liebsten irgendetwas nach ihm geworfen.

"Aber dies stimmt", meinte er hochnäsig, während sich aufgrund meines Schnaubens ein Grinsen auf Zaks Lippen legte.

"Hast du etwas für den heutigen Tag geplant?", fragte er, stand auf und setzte sich nah neben mich auf die Couch.

Sehr nah.

"Keine Ahnung. Weiß ich noch nicht", antwortete ich schulterzuckend, rutschte aber nicht weg.

Mich interessierte nämlich, was dieser Typ vorhatte.

"Ich könnte dir unser Rudel zeigen", schlug Zacharias vor und setzte sich noch ein Stück näher neben mich, sodass ich seine ekelhafte Wärme spüren konnte.

"Mhm", machte ich bloß, und blieb konzentriert sitzen, um Zak nicht gleich hier umzubringen.

"Du bist die Luna des Alphas. Das Rudel
gehört auch dir", meinte Zak und verschränkte seine Finger vorsichtig mit meinen, während ich verkrampft da saß und dem Schauspiel zusah.

"Und du gehörst zu mir", murmelte mein Gefährte, und kam meinem Gesicht immer näher. Zacharias wollte mich küssen.

Ich ihn aber nicht.

Knurrend sprang ich über ihn, landete auf der gegenüberliegenden Lehne, setzte einen Fuß auf seinen Nacken und griff in seine Haaren.

"Wenn ich jetzt nach hinten ziehe, verreckst du annem' Genickbruch. Überleg dir, was du tust."

"Du bist meine Luna. Ich bin der Alpha. Jeder hört auf mich. Jeder unterwirft sich vor mir. Irgendwann wirst du das auch noch tun", fauchte er mit zornigem Unterton in der Stimme, weswegen ich die Hand aus seinen Haaren nahm, worauf er sich direkt zu mir drehte und mich mit eisblauen, kalten Augen ansah.

Er ist wütend. Gefällt mir.

Ich kam seinen Gesicht näher, starrte dabei ununterbrochen in seine Augen.
"Ich werde mich dir niemals unterwerfen, Alpha!"

Plötzlich schoss er nach vorne und küsste mich.

Zak küsste mich.
Zacharias küsste mich.
Zacharias küsste Nox.
Alpha küsste Mate.
Alpha küsste Luna.

Eine Hand von ihm wanderte an meinen Hals, als er sich auf einmal von mir löste und mir in den Nacken biss, worauf ein komischer Schmerz wie ein Blitz durch meinen Körper strömte, der mich zusammenfahren ließ.

"Meins."

Ich schaute ihn ungläubig an, und konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren.
"Das hast du nicht getan."

"Eines Tages hätte ich dies tun müssen, was sprach gegen jetzt?", fragte er kühl, doch diesen provozierenden Unterton in seiner Stimme und dieses Funkeln in seinen Augen konnte ich trotz dessen sehen und hören.

"Ich hasse dich, Zacharias. Verschwinde aus meinen Haus", knurrte ich zornig, während ich aufgestanden war, um über Zak zu stehen, welcher leise anfing zu lachen.

"Dies ist auch mein Haus, Mate. Und ich werde es nicht verla-...", fing Zak an, doch ich unterbrach ihn mit einer Ohrfeige, die noch wenige Momente nach dem eigentlichen Schlag in Zaks Ohr klingeln müsste.

"Ich habe gesagt, raus", wiederholte ich, während ich mit geballten Fäusten zu Zak sah, der sich über die Wange rieb, bevor er aufstand und mir strafend in die Augen sah.

"So willst du spielen?", fragte er ruhig, was mich ein wenig wunderte, doch ich sagte nur, dass es so aussehe und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Gut zu wissen. Wir sehen uns dann später nochmal, Mate", verabschiedete sich Zak, während er mir ein liebes Lächeln schenkte und nach wenigen Momenten aus der Tür verschwunden war.

"Markiert von Zacharias...", murmelte ich empört.
"Markiert von einem Typen wie ihm. Wie weit ist es mit mir gekommen?"

Seufzend lief ich zum Spiegel, vor den ich mich stellte, mich kurz musterte und anschließend den Dolch ins Glas rammte, welches klirrend in tausend Teilen zu Boden fiel.

"Ich muss stärker werden", flüsterte ich, während ich die Treppen und dann das Dach erklomm, wo ich mich zum Wolf verwandelte und kleine Regentropfen, funkelnd wie Diamanten meinen Pelz bedeckten.

"Ich muss ihn töten", sagte ich, setzte mich hin und wand meinen Kopf zum Firmament, welches noch mit einzelnen Regenwolken gespickt war, bevor ich anfing zu heulen.

Heulen, gefüllt von Stolz.
Heulen, gefüllt von Zorn.
Heulen, gefüllt von Hass.
Heulen, gefüllt von Rache.

"Ich muss sein Rudel zerstören. Wie er einst meines zerstörte."

I'm not your Mate!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt