Kapitel 8

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Nächtlicher Besuch

John schreckte von Sherlocks Brust auf und blinzelte in die Dunkelheit hinein.

„Wer sind Sie? Was machen Sie hier? Wie kommen Sie überhaupt hier herein?" fragte er die Stimme, die jedoch nicht auf die Fragen antwortete.

„Fragen Sie sich gar nicht, warum Sie sich beobachtet gefühlt haben?" kam die Gegenfrage aus der Finsternis. John wirkte verdutzt und schaute zu Sherlock. Der hatte seine ozeanblauen Augen auf die Dunkelheit gerichtet.

„Ich war es, John. Die ganze Zeit über."

Dann schritt die Stimme aus der Dunkelheit in das wenige Licht, was die Straßenlaternen boten.

„Khan", sagte Khan klar. „Wie bist du hier hereingekommen?"

Khan ignorierte die wiederholt die Frage.

„Ich habe etwas für euch. Von Master Mycroft."

Sherlock glaubte stark, die Ironie aus der Stimme des Verbrechers zu hören.

Dann überreichte Khan dem auf dem Bett liegenden Sherlock einen Brief. John, dem es langsam peinlich wurde, in Sherlocks Arm zu liegen, wollte sich aufrichten, doch Sherlock drückte ihn mit seinem Arm an sich. Dann öffnete er den Brief mit seiner rechten, entfaltete das Briefpapier und begann zu lesen.

Mein Bruder,

ich habe eine schlechte Nachricht an euch.

Euer Urlaub ist vorbei. Morgen um 13:00 Uhr ist der Privatjet bereit. Wenn ihr zurück in London seid, bitte ich euch umgehend, den Diogenes Club aufzusuchen.

Wir sehen uns in London.

Mycroft Holmes

Sherlock erstarrte, dann schaute er in Khans eisblaue Augen. Er glaubte nicht, dass Khan nun auf der „guten" Seite sei. John holte Sherlock aus seinen Gedanken, als er an dem Brief zog. Sherlock ließ das Papier locker, genauso wie John. Dann stand er mit einer Bewegung auf und stellte sich vor Khan. Sherlock, der nur eine Hose anhatte, und Khan, der einen Ledermantel trug. John glaubte, die Luft knistern zu hören. Er schaute auf Sherlocks Rücken und erwischte sich dabei, wie er sich Sherlock als seinen Patienten vorstellte, da huschte sein Blick auf Sherlocks Hände, die in dem Zwielicht verdächtig zuckten.

„Sherlock", sagte John langsam und schaute in das Nachttischschränkchen. Die Waffe, die Sherlock dort für Notfälle gelagert hatte, war weg. Neben dem leeren Platz sah John eine verdächtige kleine Spritze. Darauf kontrollierte er Sherlocks Arm mit einem Blick.

„Sherlock, denk nach was du tust." Sagte John wieder leise. Dann holte er die Spritze heraus und zeigte sie Khan, der lächelte.

„Oh, Sherlock, was tust du dir an?" sprach Khan, woraufhin Sherlock seine Waffe zückte und sie auf Khan richtete.

„Nenn mir einen Grund, Khan, weshalb ich es nicht tun sollte."

„Sherlock..." John stand auf und betrachtete die Beiden. Er überlegte eine Zeit, dann schritt er zu Sherlock und umarmte ihn von vorne. John hoffte, dass Sherlock die Waffe weglegen würde.

„Sherlock, bitte tue das nicht" nuschelte John in Sherlocks Bauch.

Sherlock schaute zu Khan, der John ansah, dann ließ er die Waffe fallen und vergrub seinen Kopf in Johns Haare.

„Danke John." Flüsterte er und legte die Arme um ihn. Khan schaute den Beiden zu. Dann lächelte er und machte ein Foto. Sherlock schaute ihn böse an.

„Das kommt jetzt erst mal auf Twitter", scherzte Khan, dann ließ er die Beiden in Ruhe.


„John, hast du alles?"rief Sherlock, der seinen Koffer bereits bei sich hatte.

Ächzend kraxelte John die Treppen hinunter. Der arme Arzt hatte zwei Koffer zu schleppen. Rosie hatte sich ihren pinken Rucksack aufgesetzt und hielt den rotbraunen Wuschel namens Rotbart an der Leine. Khan schloss das Apartment hinter dem Trio und begleitete sie zu dem Privatjet. Einige Spanier schauten sie seltsam an. Sherlock und Khan hatten beide Mäntel an, während John und Rosie kurze Sachen trugen.

Zehn Minuten später saßen die Vier (und Rotbart) dann in dem Privatjet.

Rotbart hatte es sich neben Rosie gemütlich gemacht, beide schliefen, Sherlock hatte sich in sein Buch vertieft. „Die Wissenschaft der Deduktion". John glaubte, dass Sherlock das Buch bereits auswendig aufsagen konnte, unterdrückte aber die Frage. Khan beschäftigte sich derweil damit, den Steward zu nerven. John schaute aus dem Fenster und zählte die Flüge, die er bereits hinter sich hatte

Gran Canaria hin und zurück.

Afghanistan hin und zurück.

Und... John erschauerte. Er erinnerte sich an die schlimmen Nächte und den Flug in das weitgelegene Krankenhaus in Afghanistan. Reflexartig fühlte John über die Narbe an seiner Schulter. Er lächelte, denn er würde nie den Moment vergessen, in dem Sherlock ihm bewies, dass sein hinkendes Bein psychosomatisch war. Das waren schöne Erinnerungen.

Schließlich legte John sich zurück und schloss die Augen. Vorher jedoch konnte er einen Blick von Sherlock erhaschen, denn seine ozeanblauen Augen blinzelten ihm zu.

„John", jemand rüttelte ihn sanft wach. Er schaute in zwei ozeanblaue Augen.

„Wir sind da."

Am Flughafen wartete bereits ein schwarzes Auto auf sie, dass sie sofort zum Diogenes Club brachte.

Schnell und stumm an den älteren Menschen dort vorbei, standen John, Sherlock und Khan in Mycrofts „Büro". Rosie hatten sie mit Rotbart draußen gelassen.

„Also, Mycroft, was ist denn so dringend?" fragte Sherlock seinen älteren Bruder.

Mycroft erhob sich aus seinem Sessel und schaute Sherlock mit seinen dunkelblauen Augen sah.

„Weißt du es nicht bereits?"

„Hör auf damit, Mycroft. Sag einfach die Wahrheit." Sherlock war sichtlich genervt. John schaute fragend.

„Okay..." Mycroft atmete tief ein.

„Wie soll ich das am besten erklären?"

„Mycroft", in Sherlocks Stimme lag etwas Böses.

Mycroft schritt ein wenig im Zimmer umher.

„Nun Sherlock. Unsere Eltern liegen im Krankenhaus, sie wurden attackiert."

Sherlock schluckte.

„Weiß man denn, wer das getan hat?" fragte John für seinen Freund.

„Die Antwort wird der gar nicht gefallen, Sherlock." Mycroft schaute seinen Bruder an, als wäre er ein gebrechliches Glas. Dann sagte Mycroft schlicht:

„Es war Eurus, Sherlock. Sie ist aus Sherrinford ausgebrochen, hat unsere Eltern gesucht und fast getötet."

Ich hoffe, es gefällt euch! Wenn ihr Ideen habt, was passieren könnte, schreibt es umbedingt in die Kommentare. Lg Honey

SHERLOCK INTO DARKNESSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt