Rhaask ~ Im Bann des Wolfes

1. Zwischen Asche und Tod

Es war einmal fernab von einer gut belebten Stadt, in der die Technologien und Maschinen die Herzen der Menschen bestimmten, ein großer verzauberten Wald.
In diesem Wald schien es, als wäre man in einer anderen Zeit. Einer, in der die Fabelwesen und alten Gestalten noch den kleinen Teil der Welt bevölkerten und in der sie keine Furcht vor den Menschen haben mussten, sowie friedlich leben konnten.

Dieser Wald strahlte voller Leben. Birgte so viele Geheimnisse und glich einem unvorstellbaren Traum.
Bäume, welche ineinander verschlangen und Laub in allen Farben trugen, Pilze blaue und grüne, Flüsse und Bäche mit weißem Wasser in denen Nixen hausten , Blumen so lieblich duftend, dass man sich darin verlieren konnte und Fabelwesen aller Art in voller Harmonie miteinander lebend.

Nachts rieselte von den Bäumen herab goldener Staub, welcher sich wie eine seidene Decke über die Pflanzen legte. Manchmal konnte man kleine Irrlichter dabei beobachten wie sie in dem Staube tanzten. Die Eulen, mit den Augen aus Jade und silbernen Gefieder, beäugten die kleinen Feen, welche auf den leuchtenden Pilzen saßen und mit ihren Glocken und Harfen feine Lieder spielten.
Am Tage konnte man den Sylphen, den Naturgeistern und den Rankenfrauen beim Verzieren der Bäume zusehen.
Die Nixen und Sirenen spielten im Wasser und sangen gemeinsam liebliche Lieder, während die Wassergeister verlorene Seerosen zum blühen brachten.
Der Schrat, ein mächtiger Naturgeist in Form eines großen grünen Elches, trug ein paar Moosmänner auf seinem Rücken. Ein jeder hatte seinen Platz an diesem wunderbaren Ort und konnte sein Zuhause finden.

Es war in diesem Wald, einer der letzten Zuflucht der magischen Wesen, wo die Geschichte begann.

Dieser Wald war unberührt von all der metallischen und technologischen Macht, welche die Menschen kontrollierte und ihre Welt immer mehr zerfraß. Die intelligente Seuche, wie die alten Wesen sie auch gerne nannten.
Außerhalb des Waldes war es eine dreckige Welt in der Fabelwesen und alte Kreaturen keinen Platz mehr fanden. Eine Welt in der sie gejagt, versklavt, vertrieben oder getötet wurden.
Selbst von dieser einen Stadt fernab des Waldes kam so viel Dreck und Gestank, dass es die ganze Luft außerhalb verpestete und die Wolken sich ringsum verdunkelten. Kam man der Stadt näher, roch man nur Öl und Abgase. Umgeben war die Stadt von einer Mauer aus Eisen, welche mit Elektrozäunen und schweren Waffen bestickt war.
Flug und Geschossmaschinen bewachten die Mauern und kontrollierten die Menschen, welche in die Stadt wollten oder sie auch verließen.
Die Menschen dort waren unterteilt in reich und arm. Die Armen schufteten und litten unter dem Einfluss und der Tyrannei der Reichen, welche mit ihrer Macht protzten und polierte Maschinen mit sich führten. Das einzige was die Armen schmückte, waren die angeekelten Blicke der Reichen.
Doch diese Geschichte soll nicht von dem verwunschenen Walde erzählen und auch nicht von der dreckigen, mechanischen Städten oder der dort lebenden Menschen.
Nein, diese Geschichte soll von einem Mädchen erzählen, dessen Seele und Gedanken rein und dessen Herz schwarz war. Verflucht und verdammt, dem grauenvollen Schicksal der alten Mächte überlassen. Dieses Mädchen namens Rhaask war eine Kreatur von alter und vergessener Zeit. Sie hatte in dem Wald ihre Heimat gefunden. Ein Zuhause, welches sie schon lange gesucht hatte. Und nun war es ihre einzige Pflicht, diesen zu beschützen.

Rhaask war wunderschön. Ihre langen weißen Haare waren mit dem güldenen Staub verziehrt und ihre ebenso weißen Augen funkelten wie tausende Diamanten. Sie war immer friedlich sowie liebevoll, bewachte den Wald und die Wesen die in ihm hausten oder Zuflucht suchten.
Rhaask war eine Wächterin von schwarzem Blute mit einem einzigen Sinn im Leben: diesen Wald vor der Menschheit und den Maschinen zu schützen. Doch tief in ihrem kleinen Herzen schlummerte eine grausame und unkontrollierbare Schwärze, welche eines Tages entkommen sollte.
Jeder Wächter hatte diesen inneren Fluch. Ein dunkler Preis für ewiges Leben. So wurde es ihr erzählt.