3. Der Mitros

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Rhaask stand auf den Überresten einer Mauer, welche einst mal eine Burg zu sein schien und wanderte mit ihrem Blick über die weiten bepflanzten Felder der Menschen. Ranken zogen sich an der Ruine hoch und Blumen wuchsen zwischen den Steinen hervor. Schmetterlinge flogen in bunten Farben zwischen den Blüten der Blumen. Zwei dicke Spatzen sonnten sich in der Mittagssonne während ihre schwarzen runden Äuglein die Käfer auf den Blättern einer Lilie beobachteten.
Rhaask liebte Tiere und es machte ihr immer wieder eine Freunde sie zu beobachten. Ein Lächeln huschte über ihre roten, zerschlissenen Lippen. Kurzzeitig vergaß sie die inneren Schmerzen, welche sie noch immer nach den vier Tagen ihrer Reise begleiteten. Aus einem Gebüsch in der Nähe der Ruine stolperten mit tapsigen Schritte drei kleine Fuchsjunge und rissen sie aus ihren Gedanken.
Sie spielten und tollten, kugelten sich mit ihren dicken kleinen Bäuchen über die Wiese. Ihr zotteliges rotes Fell war mit kleinen Disteln und Blättern bedeckt. Den drei spielenden Jungen folgten zwei weitere Füchse. Sie waren groß und schlank und schienen deren Eltern zu sein.
Ihre schmalen Körper bewegte sich schnell im Schatten und Schutze der Bäume über die Wiese - immer mit den Augen auf ihren Jungen gerichtet. Sie blieben an einer kleinen Linde stehen und hoben ihre langen Ohren an um zu lauschen.
Einer der beiden blickte zu Rhaask und kam neugierig auf sie zu. Der zweite folgte ihm misstrauisch. Erst kurz bevor die Füchse bei ihr ankamen, konnten Rhaask's Augen erkennen, dass es keine Füchse sondern Fuchaas waren.
Fuchsähnliche Fabelwesen, welche in den Wäldern der Menschen lebten. Für menschliche Augen war der Unterschied zwischen Fuchs und Fuchaa beinah unerkennbar. Doch das Fell eines Fuchaas war rötlicher sowie weicher und ihre Augen waren herrlich türkis wie Chrysopras. Sie waren reine, treue und friedliche Wesen. Man erzählte, dass einst ein Fuchaaweibchen ein verirrtes kleines Kind gefunden hatte und dieses mit ihrer Milch fütterte und mit ihrem dicken warmen Fell wärmte. Sie hatte das Kind groß gezogen und dann weiterziehen lassen.

Die beiden Fuchaas berührten Rhaask's Hand mit ihrer kalten, schwarzen Nase. Sie wussten genau wer das Mädchen war.
Was sucht eine Wächterin bei diesen Ruinen so nahe der Menschen?", fragte einer der beiden neugierig mit heller Stimme und legte dabei den Kopf schief.
Ich suche verlorene Freunde, eine Antwort und einen magischen Raben.", Rhaask versuchte nicht zu zittern oder gar wieder ihre Gedanken an dem Grauen zu verlieren als sie die Worte aussprach. Die beiden Fuchaas blickten sich fragend an-sahen dann wieder zur Wächterin hinauf.
Tut uns leid. Wir haben keinen Raben gesehen und auch keine Wesen. Nur selten trauen sich welche so nahe an die Lager der Menschen und deren Maschinen."
Rhaask blickte, mit einem Schmerzen im Herzen, wieder in Richtung der Felder. Nahe des Busches spielten noch immer die Jungen. Sie durfte keine Zeit verlieren und musste weiter.
Ich danke euch. Doch nun muss ich eilig weiterziehen. Lebt wohl."
Rhaask strich den beiden hastig durch das weiche Fell, sprang von der Mauer und ging in Richtung eines Rosenstrauches. Dort wollte der goldene Hirsch, welcher sie begleitete, warten. Wächterin!" Sie blieb abrupt stehen und drehte sich mit einem Satz um. Wenn du Antworten suchst, dann gehe Richtung Norden zu dem Dornenwalde. Dort findest du eine Hexe, welche dir helfen könnte. Bringe ihr ein Geschenk und sie wird dir ihre Türen öffnen." Die Beiden lächelten ihr zu und kehrten dann zu ihren Jungen zurück. Sie wussten das Rhaask ihnen dankbar war.

~Norden, eine von Menschen nahezu unbewohnte Gegend. Kalt, rau und nur die Stärksten fanden dort Platz, denn in diesem Lande lebten dunkle Wesen. Ich war nur einmal in einem Dornenwalde und ich weiß, dass ich nicht noch einmal in solch einen Wald will. ~

Rhaask blickte in Gedanken versunken zu dem Hirsch hinüber, welcher geduldig wartete. Sie waren nun schon mehrere Tage ohne jegliche Spur unterwegs und nun soll der Dornenwald die erste Fährte sein?
Norden.... Dort würden ihre Freunde nicht sein. Doch sie musste auch Antworten haben. Antworten zu ihrem Fluch und zu dem schwarzen Herzen, welches in ihrer Brust schlug.
Bei dem Hirsch angekommen strich sie ihn durch sein goldenes Fell, welches in der Sonne glitzerte.
Ich muss Richtung Norden zu dem Dornenwalde und ich weiß es ist ein gefährlicher Weg dorthin. Du sollst mich nicht begleiten, denn du hast mir schon viel geholfen. Bleibe hier und warte auf mich." Doch als Rhaask an ihm vorbeigehen wollte, stellte er sich ihr in den Weg und blickte ihr selbstbewusst in die Augen. Er beugte sich erneut vor ihr und verlangte, dass sie aufstieg. Die Wächterin zögerte- doch folgte sie seinen Anweisungen, denn sie wusste, dass er sich entschieden hat. Mit einem eleganten Trab entfernten sie sich von der Ruine und ritten in Richtung Norden.

Rhaask ~ Im Bann des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt