10. Berge und Riesen

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Der weiße, glitzerne Schnee hatte den Eingang der kleinen Höhle beinah verschlossen.
Rak'Sha hatte sich einen Weg mit seinen großen Tatzen hinaus gegraben und atmete nun die kühle, reine Luft des Nordens ein. Seine Wunden, welche er von dem Kampfe gegen die Mechatrons davon getragen hatte, waren nun vollständig verheilt.
So als hätte es sie nie gegeben.
Rak'Sha's Augen überblickten die weiße Wüste. Als er vor seinem Schlaf hier entlang lief war dort, wo nun dicker Schnee lag, Wiese und kleine karge Felsen. Wie mächtig die Natur doch war. Doch der tiefe Schnee war ein Vorteil. Er ließ die Spuren des Wolfes verschwinden und hinderte die Menschen daran ihnen zu folgen.
Der Rabe landete nach seinem Erkundungsflug neben den Wolf.
„Wie lange willst du noch den Körper von Rhaask übernehmen. Ich bin dir dankbar. Aber es wird Zeit, dass sie wieder ihren Leib zurückbekommt.", krächzte der Rabe.
Seine Feder waren mit Eis und Schnee bedeckt und doch konnte er ohne Probleme fliegen.
Nein. Ich kann ihn noch nicht verlassen.
Sie würde es mit ihrem menschlichen, schwachen Körper es niemals bis hinter die Berge schaffen hinter denen das Nordreich liegt."
Warum hilfst du ihr?".
Du kennst die Amtwort." Der Wolf grinste.
Der Rabe gab ihm darauf keine Antwort und flog gen Himmel. Und als er beinahe die tief schwebenden Wolken erreichte, verlor er seine schwarzen Federn und trug nun das weiße Kleid einer Schneeeule.
Rak'Sha sah zu den Bergen hinüber. Sie mussten die gefährlichen Wege passieren.
Diese waren schmal, vom Eise glatt und die Schluchten zu ihren Seiten waren tief.
Doch nicht nur die Natur würde diese Passage erschweren.
Es gab dort Bergtrolle welche dort hausten und mit Felsen nach den Fremden warfen.
Riesen welche sich aus Freude bekämpften und damit Lawinen auslösten oder Harpyien welche einen packten und aus reinem Spaß in die Schluchten fallen ließen.
Rak'Sha ließ sich die Fragen des gefiederten Begleiters durch den Kopf gehen.
Der Grund warum er Rhaask half war nicht mehr nur der eine das wusste er.
Nein, es war noch ein anderer.

Ein Schnauben erweckte ihn aus seinen tiefen Gedanken.
Er blickte in die Augen eines vertrauten Wesens.
Laryl. Du bist uns wie immer gefolgt."
Der goldene Hirsch schaubte erneut und und scharrte mit den Hufen. Der Wolf wusste genau dass Laryl Rhaask sehen wollte. Und Laryl wusste, dass er sich verabschieden musste - denn dorthin konnte er ihnen nicht folgen.
Auch wenn es Rhaask am Anfang der Reise nicht anders wusste.
Doch hier musste Laryl auf deren Rückkehr warten.
Rak'Sha hatte die ganze Zeit Rhaask unterdrücken können doch jetzt musste er sie wieder frei lassen. Mit einem tiefen Jaulen sackte sein Körper zu Boden und formte sich zu ihrem menschlichen Leib und Rhaask erhob sich aus dem Schnee.
Heiße Tränen liefen über ihre Wangen. Sie hatte alles mitbekommen und trauerte bei dem Gedanken dass Laryl sich nun von ihnen trennen musste. Ohne Worte zu sprechen umschlung sie den kräftigen Hals des Hirsches. Ihr Freund und Retter.
Sie weinte bitterlich und hielt sich an ihm fest als wäre dies das letzte Mal dass sie sich sehen. Beide wussten dass dies möglich war.
Laryl musste nun, nach all den Tagen die sie zusammen reisten, allein in dieser Welt zwischen den Menschen und Maschinen bleiben.
Und Rhaask hatte deswegen und davor, dass sie nicht wiederkommen könnte, große Angst. Oder dass Laryl nicht mehr hier war wenn sie von der Reise wiederkehrten.
Der goldene Hirsch lehnte seinen Kopf an Rhaask und eine goldene Träne traf ihre Schulter. Er weinte ein weiteres Mal für sie.
Sie verharrten Minuten und alles um sie herum schien still zustehen.
Doch dann löste er sich von ihrer Umarmung und beugte sich ein letztes Mal vor ihrem Abschied. Laryl,  das nun wohl kostbarste und wichtigste für Rhaask.
Der stolze Hirsche schnaubte, stieg auf seine kräftigen Hinterbeine und galoppierte davon.
Rhaask streckte die Hand nach ihm aus - doch er war nun schon weit fort.
Ein Abschied ohne Worte doch umso mehr Schmerz und Liebe.

„Pass auf dich auf mein Freund. Wir werden uns wiedersehen. "
Rhaask's Stimme zitterte. Sie musste nun stark sein denn der Wolf wartete.
Und wenn sie ihm sein Körper sowie Geist erneut geben sollte, musste sie stark sein.
Er darf ihren Körper nicht vollkommen einnehmen und ihren Willen nicht brechen.
Wir müssen weiter."
Rhaask schloss die verweinten Augen und ließ sich wieder in die Dunkelheit, in der der Wolf wartete, fallen.
Die menschliche Form des Körpers nahm wieder die von Rak'Sha an. Er schüttelte sich und hechelte. Erneut war er frei. Der Wolf blickte hoch zu der Schneeeule welche noch immer ihre Kreise am Himmel zog. Dann lachte er kurz und trabte los.
-
Sie kamen dem Fuße des Berges immer näher. Der Wind wurde Schritt für Schritt bissiger und der Schnee schien kälter. Rak'Sha's dichtes, schwarzes Fell war mit Eis und Schnee überzogen. Rhaask wäre schon längst erfroren, denn kein einziger Mensch oder Maschine könnte hier überleben. Der Wolf wusste nur zu gut, dass sie der Kälte nicht stand halten konnten.
Die Landschaft hier war eintönig und rau. Und doch hatte sie auch wundervolle, bezaubernde Seiten. Die Berge erhoben sich bis in den Himmel und wurden von dem dicken Schnee gekleidet. Rak'Sha war dem Pass noch nicht all zu nah, doch konnte er schon die Nester der Harpyien sehen. Er selbst musste sich keine Gedanken um diese Kreaturen machen. Denn die Frauen, welche den Unterleib eines Vogels hatten und Flügel trugen, würden von ihm Abstand halten. Sie werden den Tod riechen welchen den Wolf begleitet. Doch die Eule, sein ungewollter Begleiter, sollte sich mehr Sorgen darüber machen wie er den Pass lebendig durchqueren kann.
Der Rabe - nun eine Eule.
Er hatte Rhaask ihr ganzes Dasein lang schon begleitet und nicht zu vergessen belogen.
Rak'Sha hatte seine Augen erkannt. Er wird dieses Federvieh loswerden müssen.
Das wusste der Wolf.
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Die Eule kam zum Wolf hinunter.
„Ich werde hoch in die Wolken fliegen. Dort werden mich die Harpyien nicht entdecken können. Doch glaube mir Dämon, dass ich dich in den Augen behalte."
Mit diesen Worten flog sie wieder hoch in den Himmel.
Rak'Sha blickte ihr hinterher bis sie in den Wolken verschwand.
Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Pass. Das Einzige auf das er achten musste waren die Augen des Magiers.
Mit langsamen und sicheren Schritten ging er auf den schmalem Weg zu.
Ein Fehltritt und er würde mit Rhaask in den Abgrund stürzen. Er würde es zwar überleben. Jedoch wusste er nicht ob ihr Leib auch vor solchen Stürzen geschützt war.
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Das Kreischen der Harpyien hallte in den Schluchten wieder. Es war ein schreckliches und nervtötendes Geräusch. Rak'Sha malte sich in seinen Gedanken aus wie er jede einzelne dieser Vogelfrauen elendig sterben lässt. Doch er wusste nur zu gut dass sie ihm nicht zu nahe kommen werden.
Das einzig kleine Problem waren die Steinriesen welche hier lebten, denn keine Magie dieser Welt konnte diesen Wesen mit steinernen Fleisch etwas anhaben. So lief der Wolf den Weg entlang und versuchte das Kreischen zu ignorieren.
Der Pfad wurde immer schmaler und brüchiger.
Ein leichtes Beben ließ die Kiesel in die Luft fliegen und kleinere Steine rieselten den Abhang hinunter. Das Kreischen der Harpyien verstummten und mit einem Mal war es so ungewöhnlich still. Rak'Sha musste nicht herausfinden was es war. Er schmeckte den Sand in der Luft welcher von den Kreaturen stammte.
Ein Grollen durchzog die Schlucht.
Jeder Mensch würde meinen es wäre das Grollen eines Gewitters. Doch jedes Wesen wusste dass dies das Grollen eines wütenden Riesen war.
Rak'Sha setzte vorsichtig einen Schritt vor den nächsten.
Er musste den Pass verlassen und die Weiten, die Lande des Nordens, erreichen.
Jeder seiner Sinne waren nun geschärft. Erneut ein Grollen. Diesmal war es ein tieferes und es schien als wäre noch ein zweiter Riese in der Nähe.
Rak'Sha schob sich die Felswand entlang. Dann glaubte er die beiden Riesen entdeckt zu haben. Sie waren noch beide mit zwei gegenüberliegenden Bergen verbunden.
Doch begannen sie sich langsam von dem Fels zu lösen.
Felsbrocken fielen bei dem Grollen und Beben der Berge die Abhänge hinunter.
Der Wolf musste nicht aufpassen dass er erschlagen wurde. Dennoch wollte er seine Kräfte schonen und versuchte den Felsen auszuweichen. Doch bei diesem Beben welches die Riesen verursachten war es beinahe unmöglich ein Schritt zu machen.
Rak'Sha hatte keine Wahl. Er musste versuchen zu gehen. Denn wenn die Riesen zu kämpfen begannen, würde dieser Pass einstürzen und ein anderer würde sich formen.
Sie werden eine Lawine oder eine Erdrutsch auslösen wenn ihre steinigen Fäuste zusammenschlugen.
Einen Schritt und noch einen.
Seine scharfen Krallen versuchten bei dem Beben Halt zu finden während der Wind durch die Berge pfiff und an seinem Fell zog. Er musste dem Ende des Passes und dem Anfang der Landen des Nordens nahe sein. Er musste nur an den Riesen vorbei welche langsam auf sich zu gingen.
Erst jetzt viel ihm auf das Rhaask, welche in seinem Inneren wartete und alles beobachtete, ganz unruhig war, denn sie schien große Angst zu haben. Was für einen menschlichen Körper verständlich war.Doch er hatte keine.
Einst ähnelte er einem Gott und wenn er seine Antwort bekam und Rhaask's Körper verlassen hatte wird er es wieder sein.
Er atmete durch und ging weiter.
Dieses Mal mit kräftigen und sicheren Schritten und es schien als würde ihm das Beben nichts mehr ausmachen. Die Felsen welche hinab stürzten, flogen knapp an seinem Körper vorbei. Doch keiner wollte ihn berühren.
Denn er war Rak'Sha. Der Tod und Herr über die schwarze Magie.
Ja nahezu der Bestimmer über Leben und Tod. Und auch wenn diese Riesen um Längen größer waren als er, war er doch viel mächtiger.
Alles um ihn herum zerfiel unter den Donnerschlägen der kämpfenden Riesen und stürzte in die Tiefe der Schlucht.
Doch der schwarze Wolf ging weiter seinen Weg entlang. Dem Ziel immer näher kommend und wenn er die Berge verließ und die Landen erreichte war Rhaask sicher.

Die kämpfenden Riesen schienen den Wolf nicht zu beachteten. Doch dies täuschte.
Gerade als Rak'Sha den Fuße des einen Riesen erreichte, warf der andere einen Felsen nach ihm welchen er aus den Berg gerissen hatte.
Der Steinklotz, mindestens 6 Mal größer als der Körper des Wolfes, flog mit solch einer Geschwindigkeit auf Rak'Sha zu dass er von ihm in den Berg geschmettert werden würde.
Der Fels traf den Wolfkörper und zerbrach in mehrere Teile und wirbelte dichten Staub auf. Beide Riesen hatten ihren Blick auf die Stelle gerichtet bei der der Fels den Wolf traf. Doch der Staub verdeckte noch immer das Sichtfeld auf den Einschlag.
Dann legte er sich langsam. Noch immer konnte man nichts erkennen.
Doch dann trat Rak'Sha lebendig und unversehrt, als hätte es nie einen Fels gegeben aus, der Staubwolke. Als wäre eben dies alles nicht passiert.
Die Riesen grollten wütend und rissen aus dem Berge weiter Felsen welche sie auf den Wolf warfen. Doch keiner dieser Steinbrocken berührte ihn und kein einziger Kiesel traf seinen Körper. Es schien als wäre ein unsichtbares Schild, mächtig genug um diese riesigen Felsen abzuwehren, um den Leib der dunklen Kreatur. Rak'Sha blickte gerade aus und seine Augen waren nur auf die weißen, weiten Lande, und so mit das Ende des Berges, vor ihm gerichtet.
Die Felsen, welche sie immer noch auf ihn warfen, um ihn herum explodierten wieder und wieder.
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Die Riesen waren so erzürnt das man ihr wütendes Grollen noch immer hörte obwohl Rak'Sha schon längst den Pass verlassen und die Lande erreicht hatte. Vor ihm war nun das Reich des Nordens und hinter ihm die Berge der Riesen und anderen Felskreaturen.
Er hatte die Bombardierung der Riesen mit Leichtigkeit überlebt und Rhaask an ihr Ziel gebracht.
Ja er war ein Gott und dies wusste er. Er liebte den süßen Geschmack seiner Macht.
Und wenn er von Rhaask befreit war würde seine ganze Kraft zurückkehren und niemand könnte ihn jemals aufhalten. Nicht mal mehr der Magier.
Er blickte zum Himmel und suchte zwischen den grauen Wolken nach der Eule doch fand er sie nicht.
Rak'Sha trabte durch den dicken Schnee und sah sich um.
Doch egal wohin er sah waren nur Tannen, felsiger Boden, zu gefrorene Flüsse, kleiner Berge in der Ferne welche die Lande des Nordens eingrenzten und schwerer, tiefer Schnee.

-Ein kalter Wind zog an den kargen Ästen der Tannen

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Ein kalter Wind zog an den kargen Ästen der Tannen.
Hier war Rak'Sha für sein dichtes und warmes Fell dankbar.
Und während er weiter lief hatte nun auch die Eule ihn endlich erreicht.
Ohne Worte folgte sie dem Wolf.
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Es dauerte nicht lange und Rak'Sha hatte gefunden was er gesucht hatte.
Es war eine Höhle, welche ungefähr  hundert Schritte in den Stein hinein verlief.
Es war nicht viel Platz, doch für die drei war es genug.
Am Ende des Unterschlupfes angekommen legte er sich nieder und schloss die Augen.
Er musste für Rhaask jagen. Denn sie brauchte Essen zur Stärkung und das Fell um hier nicht zu erfrieren. Er wusste dass sie ihren Körper bald zurückhaben wollte.
Doch mit ihrem Leibe, der im Gegensatz zu seinem viel kleiner und schwächer war, werden sie nicht weit kommen.
Sie wird in dem Schnee, welcher ihr bis zur Hüfte gehen wird, feststecken, von den hier lebenden Wesen gefressen werden oder gar an den Schneestürmen erfrieren.
Doch nur sie kennt den Weg zur Hexe und beide können sich nur verständigen wenn Rhaask ihren Körper übernimmt. Er musste nachdenken und brauchte Ruhe.
Denn wer weiß was noch kommen mag bis sie den Dornenwald erreichten.
So ruhte er und doch wachsam für jede Gefahr.
Er musste sie beschützen. Denn stirbt ihr Körper, wird seiner es auch tun.
Doch was wird mit ihr passieren wenn er endlich wieder frei war. Er würde sie töten, oder nicht ?

Rhaask ~ Im Bann des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt