Rhaask's Augen brannten noch immer nachdem sie versucht hatte mit Rindensaft einer Trusoplfanze sie auszuspülen. Immer wieder blickte sie hastig zu dem in der Nähe grasenden Hirsch, denn ihr Kopf wollte einfach nicht begreifen was vor einer halben Stunde geschah.
Es musste ein Trick oder eine Halluzination des Wolfes sein.
~Ist dies die Realität oder träume ich es nur und erwache bald vor seinem stinkenden Kadaver? ~
Rhaask versuchte erneut das Brennen in den noch fremdlichen Augen mit dem Saft zu lindern. Truso... Sooft hatte diese Pflanze bei ihr Verbrennungen oder Entzündungen heilen lassen. Doch half sie jetzt nicht.
Erneut blickte Rhaask zu dem stolzen Tier.
Sein Fell glänzte schöner als je zuvor in der geraden untergehenden Sonne welche die Wiese in ein tiefes Rot tauchte. Nur für einen Moment vergaß Rhaask alles andere und genoss dieses wunderschöne Bild. Die Sonne berührte sie und schien ihre Haut in eine warme, vertaute Decke zu hüllen und den Schmerz zu lindern.
Die Wächterin schloss die Augen.
Sie spürte wie sich ihr Herzschlag verlangsamte.
„Genießt du die Ruhe und diese herrliche Aussticht?"
Der Wolf war wieder klar in ihrem Kopf zu hören und seine amüsierten Worte hallten abermals durch ihren Kopf.
~Ja das tue ich. ~ Sie ignorierte seinen Ton und grinste.
Sie wusste dass der Wolf nun immer bei ihr sein würde - wann er nur wollte und damit musste sie umzugehen lernen. Doch auf einer seltsamen Art und Weise störte es sie nicht mehr all zu sehr. Rhaask hatte verstanden, dass sie den Fluch nicht bekämpfen konnte. Noch nicht. Nein. Erst brauchte sie Antworten und dafür musste sie zum Nordreich zur Hexe die sie beantworten konnte.
„Warum so fröhlich? Ist es weil du deinen geliebten Hirsch wieder hast?"
~Du stellst zu viele Fragen, dafür dass du die Antworten schon kennst Wolf. ~
Auf diese Worte folgte keine Antwort.
Rhaask öffnete wieder die Augen und entdeckte eine Libelle welche den restlichen Saft aus der Rinde saugte.
~Eine Libelle. Dann muss hier irgendwo.... ~
„... Ein Gewässer sein."
Vollendete der Wolf ihren Satz gelangweilt.
Rhaask blickte hinüber zum Hirsch und pfiff.
Ein Zeichen, welches sie immer benutzte um ihm bescheid zu geben wenn sie etwas entdeckt hatte. Er hob den Kopf und bewegte sich mit einer elegant schwebenden Bewegung zu ihr.„Hier in der Nähe muss ein Fluss oder ähnliches sein. Lass uns danach suchen. Meine Kehle ist schon halb vertrocknet und du hast sicherlich auch durst." Rhaask Stimme war sanft und klar. Der Hirsch nickte als Antwort anmutig und folgte ihr.
Es dauerte nicht lange bis sie einen Bach fanden.
Das Wasser schimmerte orange, rötlich unter den letzten Strahlen der Sonne.
Kleine Felsen ragten aus ihm heraus und am Rande standen Eichen mit dicken Stämmen. Kleine Forellen schwammen fröhlich in ihm hin und her.
Unbesorgt und frei.Ihr Begleiter tauchte sein Maul hastig in das kühle Wasser und begann gierig zu trinken. Rhaask kontrollierte nochmal die Seiten seines Körpers ob auch wirklich all seine Wunden fort waren.
Was war dies nur für eine Magie?
Wie konnten all seine Knochen und Wunden wieder verheilt sein?Sie wendete ihren Blick zum Wasser, doch traute sich nicht hineinzusehen.
Wie wohl ihre Augen aussahen. Sie fürchtete sich ein wenig doch beugte sich voller Mut hinüber. Anstatt strahlend weiß, welche so viel Glanz hatten, sahen sie nun braune ja fast schon rötliche Augen an.
Die des Wolfes. Sie sahen so hungrig aus. So gierig.
Doch auf einer gewissen Art gefielen sie ihr. Sie wusste nicht warum und war erschrocken darüber.Rhaask löste sich von dem fesselnden Anblick und trank ein paar Schlucke.
Schluck für Schluck spürte sie wie die Kraft in ihrem Körper wuchs und Kraft sammelte, welche sie für die bevorstehende Reise brauchte.
Dieser Ort hier schien so friedlich. Er könnte sie sogar zwingen zu bleiben und hier ein neues Leben anzufangen. Einfach die Reise aufgeben und das Übel vergessen.
„Vergiss unsere Abmachung nicht." Ein Knurren folgte seinen drohenden Worten.
~Nein. Ich habe etwa wichtiges zu erledigen. ~
„Sehr gut. " Und so schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden.
Rhaask griff nach hinten und spürte den Ledergurt.
Sie fuhr mit dem Finger den Gurt entlang bis ihre Fingerspitzen etwas kaltes berührten.
Kurz tief ein und aus atmend griff sie danach und zog es zu sich nach vorne.
Sein fein verzierter Griff glänzte in dem abendlichen Sonnenlicht.
Noch immer dachte sie an die Flucht vor dem Mitros und dass sie keine Kraft hatte, denn hätte sie ihn benutzen können, hätte alles anders kommen können. Besser.
Ihr Speer lag schwer in ihrer Hand.
Doch sie wusste dass es nicht er war. Es war die Last welche er mit sich trug. Die Last dass sie nicht in der Lage war ihn zu ergreifen und zu benutzen.
Zorn funkelte in ihren Augen. Sie war wütend über sich selbst.
Ihre Hand umschloss fest den Griff. So sehr dass sie begann zu schmerzen.
~Du willst eine Wächterin sein? Komm schon Rhaask. Du konntest es einmal. ~
Sie verkniff die Augen und riss sie wieder auf.
Schwärze. Wo war sie?
In ihrer Hand noch immer der Speer.
Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Wolfsaugen. Dafür waren sie schonmal nützlich. Dennoch wagte Rhaask sich nicht zu bewegen.
~Was geschieht ihr? Wo bin ich? ~
Ein Knurren löste die Stille in der Dunkelheit.
Dann erschien eine Gestalt. Groß, mächtig und Angst einflößend. Seine roten Augen glühten in der Schwärze.
„Wolf?" Ihre Stimme zitterte. Anstatt zu antworten durchstieß ein weiteres Knurren die bedrängende Stille.
„Wolf?"
Ohne Antwort kam er auf sie zu.
Erst langsam,Schritt für Schritt, dann immer schneller.
Die roten Augen waren gierig auf sie gerichtet.
Seine Krallen blitzten auf und seine Zähne schnappten nach der Luft.
Rhaask wollte den Speer heben.
Doch ihre Arme versagten wie schon bei dem Mitros und ließen ihn fallen.
Der Wolf sprang auf sie zu und riss sein Maul weit auf.
Rhaask schrie, schloss ihre Augen und riss die Arme schützend vor ihr Gesicht.Doch als sie sie wieder öffnete war kein Wolf vor ihr und keine Schwärze welche sie umschloss. Nein. Vor ihr war noch immer der Bach mit dem schäumenden Wasser und den fröhlich schwimmenden Forellen darin. Und dem Hirsch, welcher sie erschrocken an anblickte. Rhaask's ganzer Leib zitterte und schwitzte.
In ihrer Hand hatte sie noch immer den Speer. Sie schluckte schwer und atmete tief durch. Dann steckte sie ihn wieder nach hinten an den Ledergurt und drehte sich eilig zum Hirsch.
„Lass uns von hier fort und weiter nach Norden."
Mit diesen hastigen Worten stieg sie auf ihren Gefährten und trieb ihn in Richtung des Nordreiches.~Was war dies eben. Und was wollte mir der Wolf damit zeigen?
Bin ich wahrlich zu schwach? ~
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Rhaask ~ Im Bann des Wolfes
Fantasy"Verzeih mir", flüsterte sie und rammte sich den silbernen Speer tief in ihre Brust. Diese Geschichte erzählt von einer Welt, in der die Fabelwesen gegen die Menschen und deren Maschinen im ständigen Krieg sind. Ein Mädchen namens Rhaask wurde in di...