Kapitel 5

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Mühsam öffnete Faenja die Augen, schloss sie aber sogleich wieder. Sie hatte Kopfschmerzen und ihr tat so ziemlich alles weh, was nur irgendwie weh tun konnte. Ein wenig verwirrt wollte sie sich an ihren Gefährten kuscheln, doch da war kein warmes, weiches Fell neben ihr. Verschlafen tastete sie den Boden neben sich ab. Plötzlich erinnerte sie sich an die Geschehnisse der letzten Nacht. Hektisch riss sie die Augen auf. Sie brauchte einen Moment, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Dann allerdings bemerkte sie wo sie war; Eingesperrt in einem Kerker. ,,Verdammt!", fluchte sie leise, als sie die eisernden Fesseln an ihren Beinen bemerkte. Die würde sie nicht so schnell knacken können. So gut es ging, stand sie auf und lugte durch ein paar Gitterstäbe auf den Gang vor ihrer Zelle. Doch das einzige was sie dort erkennen konnte, war das schummrige Licht, welches durch die schmalen Fenster auf den Boden fiel. Gerade wollte sie sich schon abwenden, als ihr plötzlich ein metallischer Geruch in die Nüstern stieg. Das war doch... Blut? Mit geblähten Nüstern versuchte sie die Quelle des Geruchs ausfindig zu machen, doch anscheinend kam er von draußen. Zwar hatte sie keine Ahnung, wo so viel Blut hekommen könnte, dass man es bis nach drinnen riechen konnte, aber allein der Gedanke daran verursachte ihr Schweißausbrüche. Inständig hoffte sie, dass nur irgendwelche Tiere geschlachtet worden waren. Denn wer auch immer dieser Gestörte war , der sie hier hin verschleppt hatte, war gefährlich, und würde sicher nicht davor zurückschrecken auch eine junge Stute zu töten..

,,Da wären wir" Mit angeeckeltem Gesichtsausdruck musterte Cameron den Leichnam des Rappen, über dem bereits einige Fliegen schwirrten. Das war doch doch abartig... Er schüttelte den Kopf einmal, um das grausige Bild aus seinen Gedanken zu verscheuen und deutete dann auf eine Stelle einige Meter neben sich. ,,Und da unter diesem Baum stand dieses gruselige Pferd und hat mich angesehen. Vielleicht finden wir da ja Spuren oder so". Erren nickte und begann, jeden Quadratzentimeter Erde genauestens zu untersuchen. Cameron wandte sich ab. Ihm war schlecht. Der Wahnsinnige machte ihm Angst, eine zerstückelte Leiche war sowieso eine Nummer für sich und generell war alles so... komisch. Wieso war er also noch hier, anstatt das Weite zu suchen?
Weil er sie mochte.
Ein Funkeln riss ihn aus seinen Gedanken. Was konnte das nur sein? Neugierig, aber trotzdem mit einer gewissen Vorsicht näherte er sich dem geheimnissvollen Glänzen. Versteckt hinter einigen Brombeerranken lag ein zierlicher Dolch. Geschickt angelte Cameron die Waffe hervor und betrachtete sie etwas genauer. Das Metall war gepflegt, die Klinge geschärft. ,,Was hast du da?!", knurrte auf einmal Erren, der plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. Cameron zuckte erschrocken zusammen, und funkelte ihn dann gereizt an. Musste er sich unbedingt so anschleichen? ,,Wie du siehst, ein Dolch. Lag hier rum". Mit gespitzten Ohren betrachtete er das kleine Messer noch einmal etwas genauer. Zwar erkannte man aufwändige Verzierungen auf der glänzenden Klinge, aber nichts was irgendwie hätte hilfreich sein könnte. Auch Erren schien nichts mit der Waffe anfangen zu können. ,,Pack ihn ein. Und such weiter nach Spuren!" Cameron seufzte. Kommandofresse... Lustlos richtete er seinen Blick wieder auf den Boden. Hier fand er ganz sicher nichts mehr. Ohne sich wirklich Hoffnungen zu machen, noch irgendetwas nützliches zu finden, trottete er einige Schritte in den Wald. Nach einiger Zeit der erfolglosen Suche zog ein kleiner Bachlauf schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich.  Soweit er erkennen konnte, zeichneten sich in dem schlammigen Boden am Ufer  Spuren ab. Neue Hoffnung schöpfend, senkte  der  kräftige Falbhengst den Kopf und musterte die Abdrücke. Diese Spuren stammten eindeutig von einem Pferd, aber nicht aus der letzten Nacht. Dazu waren diese hier eindeutig zu frisch. Ein leises Klirren hinter ihm riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Ruckartig fuhr er herum, und fand sich Auge in Auge mit einem schwarzen Hengst wieder, der gerade mit einem kleinen, silbernen Dolch ausholte. Mit einem Dolch, der genau so aussah wie der, den er eben gefunden hatte.

Skulls || Erren FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt