Kapitel 2

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"... also lass mich zusammenfassen, ihr seid nichtsahnend durch den Wald spaziert, als auf einmal diese drei Hengste aufgetaucht sind und euch angegriffen haben? Und die jetzt auf einmal spurlos verschwunden sind?" Zweifelnd runzelte Cameron die Stirn. "Ja. Auch wenn es wirklich etwas seltsam ist. Eigentlich hätten wir sie bemerken müssen. Aber sie standen plötzlich einfach vor uns. Und dass sie genau so schnell wieder verschwunden waren, macht die Sache natürlich auch nicht einfacher. Oder hast du sie etwa davonlaufen sehen?" Etwas beleidigt zuckte die Stute, die sich als Faenja, und ihren Gefährten als Erren vorgestellt hatte, mit den Ohren. Sie hatte sich das Ganze bestimmt nicht  ausgedacht. Sie fand es ja selbst komisch.

,,Da wären wir" Cameron warf einen Kontrollblick unter die Zweige des Baumes, bei dem er seine  Sachen zurückgelassen hatte. Da Erren und Faenja für die Nacht keine Bleibe gefunden hatten, und eventuell auch, weil er eine diverse Fuchsstute  eventuell mehr als nur nett fand, hatte er die Beiden kurzerhand gefragt, ob sie die Nacht bei ihm verbringen wollten. Erren hatte zwar abgelehnt, aber auf einen einen scharfen Blick Faenjas hatte er dann geseufzt und nachgegeben. Immerhin hatte Cameron ihr das Leben gerettet, von daher war es durchaus angemessen , sich erkenntlich zu zeigen.
,,Ich bin jetzt übrigens wieder weg, ich halte die Umgebung ein bisschen im Auge" sagte er und griff nach seinem Schwert und einem kleinen Dolch. Er wollte sich die Stelle von vorhin noch einmal ansehen. Irgendetwas dort war ihm seltsam vorgekommen , doch er konnte sich einfach nicht erklären was es war. Nachdenklich warf er noch einen Blick hinter sich, wo sich die Silhouetten der beiden Pferde, die sich gerade  eng aneinander schmiegten, noch ganz leicht abzeichneten. Wenn sie es wagen sollten, sich mit seinen Sachen aus dem Staub zu machen, würde er sie finden und verfolgen bis er alles zurück hatte. Schließlich kannte er die Gegend  hier wie seine Manteltasche.

Nach einigen Minuten hatte er sein Ziel endlich erreicht. Die kleine Lichtung lag still im fahlen Licht des Vollmondes  da. Gespenstisch still, beinahe etwas gruselig.  Konzentriert richtete er seinen Blick auf den zertrampelten Boden. Das hier ein Kampf stattgefunden hatte, war nicht zu übersehen. Prüfend senkte er den Kopf, um die Hufabdrücke etwas genauer zu inspizieren. Abgesehen davon, dass die Spuren der drei schwarzen Hengste ziemlich groß waren, konnte er nichts auffälliges entdecken. Er zuckte etwas enttäuscht mit den Ohren, und trabte dann zu der Stelle, wo die Leiche des einen Kämpfers lag. Das heißt, hätte liegen sollen, denn abgesehen von etwas plattgedrücktem Gras und ein paar Blutflecken war dort nicht mehr viel von ihm zu sehen. Mit einem unguten Gefühl näherte er sich dem Ort, bevor er angespannt davor stehen blieb. Erschrocken fuhr er zusammen, als  nicht weit von ihm ein leises Knacken im Unterholz ertönte. Alarmiert spitzte er die Ohren und sah sich suchend um. Doch da war nichts. Also wittmete er sich wieder seinen Untersuchungen. Wie ihm auffiel, waren auch hier Hufabdrücke der schwarzen Hengste. Anscheinend waren sie zurückgekehrt, um den toten Körper ihres Begleiters zu holen. Mit neuem Elan spitzte der Falbhengst die Ohren und folgte den Spuren ins Dickicht des Waldes. Doch je länger  er ihnen folgte, desto mehr verloren sie sich im Nirgendwo. Resigniert seufzte er auf. Es hatte keinen Sinn mehr, er würde morgen bei Tageslicht weitersuchen müssen. Er hatte sich gerade umgedreht, als ihm etwas dunkles, unförmiges auf dem Waldboden auffiel. Was war das? Neugierig, jedoch mit gezücktem Schwert, näherte er sich diesem undefinierbaren Etwas. Doch als er fast davor stand, gefror ihm das Blut in den Adern. Es war der Hengst, den er vor wenigen Stunden getötet hatte, das erkannte er an den Stellen, wo sein Schwert die Haut durchstoßen hatte. Das jedoch, war nicht das Problem. Entsetzt den Kopf schüttelnd, wich er einige Schritte zurück. Dem Leichnam fehlte der Kopf, die Beine, genau  so wie das Fell. Und wer auch immer es gewesen war, hatte es offensichtlich nicht zum ersten mal getan. Alles war sauber abgetrennt. Kein Schnitt zu viel, keiner zu wenig. In den Bauch war  säuberlich etwas eingeritzt: ,,Es war nicht das Letzte mal..."
Cameron hatte schon vieles gesehen, aber etwas dermaßen furchtbares hatte er noch nie zu gesicht bekommen. Er schluckte und entfernte sich langsam von seinem Fund. Plötzlich ertönte das selbe Knacken wie vorhin. Erschrocken fuhr er zusammen, und hielt sein Schwert fest im Griff, jederzeit bereit, sich zu verteidigen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich langsam im Kreis drehte, um seine Umgebung im Blick zu behalten. Nichts. Erst, als das Rascheln und Knacken wieder ertönten, fuhr er herum. Da war eine Gestalt. Nur noch einige Meter von ihm entfernt, stand unauffällig ein großer Friesenhengst im Schatten der Bäume und beobachtete ihn. Sein Gesicht war von einer im fahlen Licht schimmernden Metallpanzerung verborgen, welche ihm ein unwirkliches Aussehen velieh. Doch das kümmerte Cameron gerade herzlich wenig. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass dieser Hengst das Pferd war, das die Leiche  so verstümmelt hatte. Ruckartig drehte er sich auf der Hinterhand um und stürmte so schnell er konnte davon. Neben dem dumpfen Trommeln seiner Hufe auf dem Waldboden und seinem  keuchendem Atem nahm er nichts mehr war. Nichts, außer dem rasselnde Lachen hinter sich.  Auch, wenn dieses unheimliche Pferd ihm nicht folgte, so wusste er doch, dass er es nicht zum letzten mal gesehen haben sollte.

Skulls || Erren FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt