Kapitel 10

115 8 0
                                    

Als er wieder oben ankam und die klare Nachtluft spürte, atmete er einmal tief durch. Er musste konzentriert bleiben!  Er sah sich noch einmal flüchtig um. Dann steuerte er auf den ehemals prächtigen Haupteingang zu.
Dumpf klapperten seine Hufe auf dem harten Steinboden, als er durch die nur vom Mondlicht erleuchteten Gänge schritt. Ansonsten war es totenstill. Einerseits gut, weil ihn so niemand überraschen konnte, anderseits fiel er selbst dadurch mindestens genau so viel auf.
Vorsichtig spähte er um die Ecke. Am Ende des Flures, stand eine Wache. Sehr aufmerksam war sie allerdings nicht, eigentlich hätte sie ihn längst entdecken müssen. Viel interessanter war allerdings die Tatsache, dass es dort etwas zu bewachen gab. Vielleicht war es ein eher selsamer Ort um entführte Stuten zu verstecken, aber einen Versuch war es wert. Suchend sah er sich um. Hier musste doch etwas hartes und schweres zu finden sein...
Ein lautes Klirren durchschnitt die Stille der Nacht, als ein Krug, den Erren soeben aus dem Fenster geworfen hatte, auf dem Burghof zerschellte. Erschrocken fuhr der wachhabene Hengst auf, und sprintete an dem goldenen Hengst vorbei, um nach den Rechten zu sehen. Erren schüttelte ungläubig den Kopf. Das war Inkompetenz in Person...
Vorsichtig öffnete er die Tür und fand sich in einer Art Gefängnis wieder. Es wirkte eher wie ein normaler Teil des Gebäudes, den man in einen Kerker umfunktioniert hatte, vermutlich, weil das komplette Kellergewölbe zu einer Gebetsstätte für Geisteskranke umgebaut worden war.
Flüchtig warf er einen Blick in jede einzelnde der  der vergitterten Zellen. Sie waren alle leer. Das heißt, fast alle. In der hintersten hatte sich ein Pferd  auf einem Haufen Stroh zusammengerollt.  Hoffnungsvoll spitzte er die Ohren. ,,Hey", zischte er. ,,Wach auf!"

Faenja öffnete die Augen, als sie Geräusche vor der Tür wahrnahm In der Erwartung, wieder einmal Ahrimans höhnische Stimme zu hören, presste sie  angespannt die Lippen zusammen und tat so, als habe sie nichts gehört. Als sie jedoch den
richtigen Urheber der Worte erkannte, qietschte sie vor Freude leise auf und sprang hastig auf die Beine. ,,Erren", hauchte sie leise und ging, soweit es ihre Fesseln zuließen, auf ihm
,,Warte kurz, Prinzesschen", murmelte ihr Gefährte jedoch nur  geschäftig, wärend er das bereits rostzerfressene Schloss in seine Einzelteile zerlegte. Nach einigen Minuten, die Faenja schier endlos erschienen, sprang die Tür endlich auf.
Vor Freude und Erleichterung kullerten ihr einige Tränen über die Wange, als sie sich endlich an ihren Gefährten schmiegen konnte. Wortlos presste sie ihre Nüstern in seine dichte, schwarze Mähne. Einige Sekunden lang, gab es für sie nichts anderes mehr als ihr eigener Herzschlag und die tröstende  Nähe des goldenen Hengstes. Sie hatte ihn vermisst. In ihrer Einzelhaft hatte sie die Hoffnung beinahe schon aufgegeben, aber jetzt, wo ihr Begleiter an ihrer Seite war, fühlte sie sich wieder  stärker als je zuvor. ,,Komm jetzt! Wir haben keine Zeit zu verlieren!", schnaubte Erren und löste sich von ihr, wobei sein Blick auf die die dicken Fesseln an ihren Beinen fiel. Mit zwei gezielten Schwerthieben durchtrennte er die Metallketten und zog dann seine Gefährtin aus ihrer Zelle. Mit wehenden Mähnen stürmten die beiden Pferd die Flure entlang aus der Burg. Als ihnen die kühle Nachtluft um die Nüstern strich, atmeten beide erleichtert auf und sahen sich einen Moment lang überglücklich in die Augen. Doch ihre Freude währte nicht lange. 
Gerade, als sie das Burgtor passieren wollten, um endlich im schützenden Schatten des Waldes unterzutauchen, stellte sich ihnen Ahriman persönlich in den Weg. ,,Ach nee, will die kleine etwa flüchten? Und einen Begleiter hast du  auf einmal auch dabei?", knurrte den schwarze Hengst mit seiner rauchigen Stimme. ,,Wird dir leider nichts nützen..."
Ein boshaftes Grinsen umspielte seine Lippen.
,,Ergreift sie!", befahl er dann  den Wachen, die plötzlich hinter ihnen aufgetaucht waren.
,,Nein", flüsterte Faenja leise. Das durfte nichts sein, nicht so kurz vor dem Ziel.

Skulls || Erren FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt