Von seltsamen Wendungen und ritterlichkeiten

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„Komm Lily. Ich bring dich hin." sagte er nun mit gesenktem Blick. Die Kälte auf seinem Gesicht war immer noch zu sehen. „Mir geht es gut." erwiderte ich stur. Was war nur auf einmal mit ihm los? „Lily" Mahnte er mich und ich wusste bereits, dass es keinen Sinn ergeben würde, jetzt eine Diskussion mit ihm anzufangen. Außerdem tat mein Hinterkopf immer noch höllisch weh und ich wollte einfach nur schlafen. Ich stöhnte genervt auf. „Also gut. Ich gehe zu Madame Pomfrey." Gab ich mich schließlich geschlagen. „Gut" Murmelte er noch, bevor er die Tür zur Besenkammer aufstieß und mich abwartend ansah. Das Licht, dass mit einem Mal die Kammer durchflutete, brannte in meinen Augen und ich musste sie einen Moment schließen, bis es nicht mehr wehtat. Ich startete einen Neuen versuch, meine Beine wieder zum Laufen zu bringen, und aufzustehen und ich musste dabei einen wirklich sehr lächerlichen Anblick bieten, denn selbst dem seit neuestem Todernsten Mr. Potter huschte ein kleines Lächeln übers Gesicht. Ich wollte es gerade erwidern, als er sich wieder unter Kontrolle hatte und sich mit ausdrucksloser Mine dazu erbarmte, mir die Hand auszustrecken, um mir vom Boden aufzuhelfen. Seine Hand war warm und fühlte sich gut an. Weich und auf eine fremde Art und Weise Vertraut. Mir war schrecklich schwindelig und sobald er meine Hand wieder losgelassen hatte, musste ich mich an den Wänden festhalten, um nicht wieder einzuknicken. Ich fühlte mich wirklich miserabel. Schweigend liefen wir die Gänge in Richtung Krankenflügel entlang. Das heißt: Er lief und blieb ab und zu stehen, um zu warten bis ich ihn wieder eingeholt hatte, und ich torkelte wie ein Welpe auf Drogen hinter ihm her. Ich wollte nicht zu Madame Pomfrey. Ich wollte ins Bett, ich wollte zu Jonathan und ich wollte, dass James wieder normal war. Ich wollte dass alles wieder normal war. Seit Halloween lief alles schief und ich trat, tollpatschig wie ich nun mal war, in jedes Fettnäpfchen, was auf Hogwarts zu finden war. „Hör mal, James. Ich...-„ Ich wollte noch einmal versuchen, ihn zu überreden nicht zu Madame Pomfrey zu gehen, doch da rief jemand meinen Namen. Es war Emilie, die gerade um die nächste ecke gelaufen war und auf mich zukam. „Lily! Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht!" Ich wusste nicht, was ich ihr Sagen sollte, also wandte ich mich zu James, der immer noch ein paar Meter vor mir stand. Er war stehen geblieben und musterte Emilie mit den Händen in den Hosentaschen. Sie war meinem Blick gefolgt und schaute jetzt mit einem Grinsen, ähnlich dem von Remus, als er uns erwischt hatte, zwischen James und mir hin und her. „Hi James." Sagte sie gedehnt und strahlte uns abwechselnd an. Im Gegensatz zu mir, schien James die Situation kein bisschen peinlich zu sein. Naja, um ehrlich zu sein, begingen wir ja auch kein Verbrechen. Gerade als ich zu einer Erklärung ansetzen wollte, wurde Emilies Mine wieder ernst. „Lily. Jonathan hat sich fast in die Hosen gemacht nachdem du nicht mehr aufgetaucht bist. Was ist passiert?" Mit einem Mal fühlte ich mich unglaublich schlecht. Seit mir dieser verfluchte Putzeimer auf den Kopf gefallen war, hatte ich nicht einen einzigen Gedanken an Jonathan verschwendet. Verzweifelt stöhnte ich auf. „Lily? Ist alles Okay bei dir? Du siehst echt geschafft aus." Ich fühlte mich nicht in der Lage, eine Ausrede zu erfinden, also schaute ich nur Potter an und vertraute in diesem Moment voll auf die berühmt berüchtigte fixe Fantasie von James Potter in Ernst Situationen. „Wir sind ineinander gerannt und Lily ist auf den Hinterkopf gefallen. Sie hat angefangen zu stöhnen und hat wirres Zeug geredet also bringe ich sie jetzt zu Madame Pomfrey." Das war eine sehr logische und einfache Erklärung für meinen Zustand, und war auch nur halbwegs Gelogen, doch Emilie guckte uns immer noch skeptisch und wenig überzeugt an. „Na dann. Danke James, aber ich kann jetzt übernehmen, okay? Ich hab Jonathan versprochen nach ihr zu sehen." Ich sah aus dem Augenwinkel, dass sein ganzer Körper sich versteift hatte, als Jonathans Name gefallen war. Er sah mich fragend an, und ich nickte kaum merklich. Er wandte sich wieder Emilie zu. „In Ordnung. Ich geh dann Jetzt ins Bett. Gute Nacht." Ohne mich noch einmal angesehen zu haben, war er um die Ecke verschwunden, aus der Emilie gekommen war. „Ist dir schwindelig? Übel? Hast du Kopfschmerzen?" Oh Merlin. Ja . Es fühlte sich an, als würden riesige Kugeln bei jedem verdammten schritt gegen meine Schädeldecke krachen. Als Antwort gab ich nur ein schwaches nicken in ihre Richtung und legte mir zur Verdeutlichung eine Hand auf den Magen. „Hör zu Emilie. Ich will nicht in den Krankenflügel. Ich will ins Bett und einfach nur schlafen. Morgen geht es mir bestimmt schon viel besser." Ich sprach so leise, dass es eigentlich ein wunder war, dass sie mich verstanden hatte, doch für sie war es natürlich kein Problem. Vielleicht konnten wir beide ja auch die Gedanken des anderen lesen? Naja, War ja auch egal. „Ja klar Lily. Ich verstehe dich total. Aber James wird mich verfluchen, wenn er davon erfährt glaube ich... „Sie hielt inne um mich neugierig zu mustern, doch ich war zu müde, um eine schlagfertige Antwort zu erwidern also machte sie weiter. „...Also solltest du noch einen Moment bei uns warten bis James im Bett ist. Außerdem wäre es wahrscheinlich nicht schlecht, wenn du kurz noch zu Jonathan gehst, um ihm zu beweisen, dass alles in Ordnung ist, sonst stirbt er noch vor Sorge um dich" Wir gingen langsam die Gänge entlang. Mir ging es nicht so schlecht, wie ich vorhin bei James und Emilie getan hatte, aber das war eine wirklich tolle Ausrede für mein todpeinliches Gerede über angeblich schöne Augen von James Potter. Okay. Seine Augen waren wirklich sehr schön, aber musste ich ihm das auch noch sagen? Sein Ego war wirklich schon groß genug. „Carpe diem" Hörte ich meine Freundin wie durch einen Schleier sagen. Ohne es zu merken, war ich fast im Laufen eingeschlafen. Das Portrait der Fetten Dame schwang zur Seite. Ich war mittlerweile eine gute halbe Stunde weggewesen und Man konnte es Jonathan nun wirklich nicht übel nehmen, dass er sich sorgen gemacht hatte. Kaum dass ich den Gemeinschaftsraum der Gryffindors betreten hatte, kam er auch schon auf mich zugeeilt, und schloss mich fest in seine Arme. Ich stöhnte und rieb mir den Kopf, als die riesige imaginäre Kugel wieder zu schaukeln begann. „Was ist los? Geht's dir nicht gut?" Fragte mich Jonathan und legte die Stirn in Falten. Ich blickte zum Sofa, auf dem immer noch Michelle und Juli saßen. Sofort beneidete ich sie um ihren gemütlichen Sitzplatz, und verspürte dass dringende Bedürfnis, mich darauf auszubreiten. Ich nahm Jonathans Hand und lief mit ihm zu meinen Freundinnen. „Hi Lily! Wo warst du so lang?" Fragte mich Michelle und sah mich fragend an, doch ich ignorierte sie geflissentlich und setzte mich hin. Sobald ich mich darauf niedergelassen hatte, fühlte ich mich besser. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schloss einen Moment die Augen. Was für ein wunderschönes Gefühl. „Lily?" Ich seufzte. Mir war es scheinbar nicht vergönnt, zu schlafen. Ich öffnete meine Augen wiederwillig und sah Jonathan in die Augen. „Alles ist in Ordnung, Jonathan. Ich bin auf dem Rückweg in James rein gelaufen und bin mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufgeschlagen. Ich brauche einfach nur ein bisschen schlaf. Ist es in Ordnung für dich wenn ich jetzt ins Bett gehe?" Seine Mine verhärtete sich und er starrte an mir vorbei. „Potter" Grummelte er und sein ganzer Körper versteifte sich, genauso, wie James auf dem Gang, als Jonathans Name gefallen war. Man könnte fast meinen, sie können sich nicht ausstehe. „Jonathan? Was ist?" Fragte ich ihn und sah ihn an. Er sah wieder zu mir und lächelte mich warm an. „Natürlich, Lily. Ruh dich aus und morgen sehen wir weiter Okay? Ich bring dich noch rüber." Er stand auf und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie dankbar an und küsste ihn flüchtig auf die Wange. „Danke Jonathan. Du bist echt der Beste" Wir liefen Hand in Hand den Flur entlang und schwiegen einfach nur. Ich war ihm sehr dankbar dafür, denn mir war im Moment wirklich nicht nach reden zumute. Vor dem Eingang der Schulsprecherräume hielt ich inne, um zu überlegen, wie dass Passwort war, sagte dann „Metamorph Magus„ Und ging durch die offene Tür. Jonathan wollte mich noch begleiten, doch ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich das letzte Stück auch selber schaffen würde, und verabschiedete mich von ihm. „Gute Nacht Lily. Schlaf gut und..." Er hielt inne, um mich kurz in den Arm zu nehmen. „...und träum was süßes, Ja?" Flüsterte er dann in mein Haar und mir wurde auf einmal ganz warm ums Herz. „Okay" Murmelte ich und löste mich zaghaft von ihm.„Bis morgen" Sagte ich noch, bevor ich sachte die Tür zuzog und mich auf den Weg zu meinem Bett machte. Ich blickte in den Gemeinschaftsraum der Schulsprecher, in dem noch immer ein kleines Feuer prasselte. Mir kam der Raum in diesem Moment so unglaublich schön vor, dass ich mir schwor, ihn nie wieder verlassen zu wollen. Jedenfalls nicht früher als nötig. Ich war so müde, dass ich mich nicht einmal dazu in der Lage fühlte, die Türklinke herunter zu drücken, und mich in mein großes Bett zu legen, also ging ich zielstrebig auf dass Bordeaux rote Sofa zu, und breitete mich darauf aus. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich eingeschlafen war, und alles um mich herum vergaß.

Direkt als ich wach wurde, durchfuhr mich ein stechender Schmerz. Ich stöhnte, doch ich wagte es nicht, meine Augen zu öffnen, denn ich wusste, dass die Sonne zu hell war, um keinen weiteren schmerz in meinem Kopf auszulösen. Langsam erinnerte ich mich an die gestrigen Ereignisse, und konnte darüber nur den Kopf schütteln. Was war nur los mit mir? Ich mochte Jonathan und ich wollte mit ihm zusammen sein, doch warum lies ich mich so von ihm herum kommandieren? „Ich durfte nicht." das hatte ich gestern Abend zu James gesagt. „Ich durfte nicht." Bei Merlin! Wer war ich denn, dass ich mir vorschreiben lies, was ich zu tun hatte, und was nicht? Schließlich tat ich das für Jonathan. Ja Genau, für Jonathan. Ich hatte James nur geküsst, um vor Jonathan nicht wie eine unerfahrene Zweitklässlerin da zu stehen. Er war eifersüchtig gewesen und dass auch zu recht, wenn man es mal von außen betrachtete, doch mich so zu kontrollieren, war eine, nach meiner Meinung, völlig übertriebene Maßnahme. Langsam richtete ich mich in meinem großen Bett auf und-... Stopp mal. Bett? War ich denn Gestern Abend nicht aus lauter Müdigkeit auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum der Schulsprecher eingeschlafen? Vorsichtig öffnete ich ein Auge, doch ich schloss es gleich wieder, als ich realisierte, wo ich mich befand. Dass hier war nicht mein Bett, es war auch nicht mein Zimmer. Ich befand mich, und es war aufgrund der Hemden auf dem Boden eindeutig zu erkennen, im Zimmer und Bett von James Potter. Vor lauter schreck hüpfte ich mit einem Satz auf den Boden und krümmte mich gleich darauf vor Schmerz. Ich hatte, im wahrsten Sinne des Wortes, meinen Kopf vergessen, der jetzt in einem gleichmäßigen Rhythmus, schmerzhaft zu pulsieren begann. „Oh verfluchter Mist!" Murmelte ich, und presste meine Hände gegen meinen Kopf, in der Hoffnung, dass es so besser würde. Ich setzte mich wieder zurück auf das Bett. Ich hörte gleich darauf ein leises Klopfen aus Richtung Tür. „Lily? Bist du schon wach?" Es war James. Wer auch sonst. „James. Warum liege ich in deinem Bett?" Fragte ich ihn und ich hörte ihn vor der Tür leise seufzen.„Darf ich reinkommen?" Fragte er mich zurück, meine eigene Frage gekonnt ignorierend. Ich sah an mir herunter, um zu überprüfen, ob ich genug anhatte, und stellte fest, dass ich noch dieselben Klamotten wie gestern Abend trug. Na immerhin etwas. „Komm rein." Sagte ich dann barsch, und kletterte wieder unter die warme Decke. Zaghaft öffnete er die Tür und blickte mich zerknirscht an. „Geht's dir wieder besser?" Er lief langsam auf mich zu und setzte sich ans fußende des Bettes. „James. Hör auf vom Thema abzulenken. Warum liege ich in deinem Bett?" Ich guckte so böse, wie es in diesem Moment möglich war, und stützte die Ellenbogen in die Seite. Er sah nachdenklich aus, als ob er überlegen würde, wie er mir es am besten beibringen sollte, oder ob er nicht gleich eine Lüge erfinden sollte. „Die Wahrheit, Potter!" Sagte ich und er zuckte zu meiner größten Genugtuung zusammen. Ich war sehr stolz auf meine, trotz Müdigkeit und schmerzen beeinträchtigter Imitation von Professor McGonnagal. „Also... Gestern Abend, da habe ich noch mit Sirius gesprochen. Du weißt schon, über so Sachen halt. Also ich bin-..." „Komm zum Punkt!" Unterbrach ich ihn. Ich hatte keine Lust mir seine elend langen Erklärungen anzuhören. „Jetzt lass mich doch mal ausreden. Als ich gestern ins Bett gehen wollte, bin ich in den Gemeinschaftsraum gekommen, und hab gesehen, dass du auf dem Sofa liegst. Ich wusste ja, dass es dir nicht gut ging und ich habe mir schon ausgemalt, dass du zu faul warst, um in dein eigenes Zimmer zu gehen. Geschweige denn zu Madame Pomfrey." Bei diesen Worten guckte er mich an, als wäre ich ein ungezogenes Kind, das gerade einen Teller herunter geschmissen hatte. "Also das Sofa geht zwar für manche Dinge ganz gut–„ Er hielt inne, um mich anzüglich anzugrinsen, sprach aber dann auf einen bitter bösen blick von mir weiter. „...aber wenn man eine ganze Nacht darauf schläft, bekommt man ganz furchtbare nackenschmerzen. Als ich dich da so liegen sah, dachte ich mir, dann kann nicht gut für dich sein und deshalb habe ich dich in mein Bett gelegt." Ich war tatsächlich überrascht. Ich hatte keine Erwartungen gehabt, wie seine Erklärung aussehen sollte, doch das, was er getan hatte, war wirklich süß gewesen. Sehr süß, wirklich. „Und bevor du fragst, wieso ich nicht in dein Zimmer gegangen bin: Ich war mir nicht sicher ob ich das überlebt hätte. Bei dir weiß man ja nie..." Wie bitte? Was sollte das denn jetzt bedeuten? Warum nur hielten mich alle Leute nur für so aggressiv? Oh Merlin. Dass war nicht gut. Ich hatte die letzten sechseinhalb Jahre so hart an meinem Ruf gearbeitet. „Und wo hast du geschlafen?" Fragte ich ihn Misstrauisch. „Auf dem Sofa." Antwortete er kleinlaut, und ich schluckte. Er hatte für mich das Risiko auf sich genommen, Nackenschmerzen zu kriegen. „Danke, James. Wie, ähm, Ritterlich von dir." Das war wirklich nicht übertrieben. Er war immerhin James Potter. Er war dafür bekannt, dass er die Mädchenherzen Reihenweise brach, und ein so großes Ego hatte, dass es ein Wunder war, dass er überhaupt durch die Türen passte. Dass er so etwas tat, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen, hätte ich ihm beim besten Willen nicht zugetraut. Ich sah zu ihm auf und bemerkte, dass seine Wangen sich leicht Rosa gefärbt hatten, und er verlegen zu Boden Sah. Nanu. Was war denn jetzt auf einmal los? Bei diesem niedlichen Anblick wurde mir direkt warm ums Herz und ich verspürte dass Bedürfnisse, ihm durch die Haare, zerzaust wie eh und Je, zu fahren und ihn in die Arme zu nehmen. Bevor ich mein Vorhaben allerdings in die Tat umsetzen konnte – und bei Merlin, es wäre sooo Peinlich geworden – Stand ich vom Bett auf und ging gemächlich in Richtung Tür. „Ich mach mich dann mal fertig." Murmelte ich und legte eine Hand auf die Klinke, um sie zu öffnen. Ich drückte sie herunter und wollte gerade hindurch schlüpfen, als James mich noch einmal zurück rief. „Lily?" Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. Er wartete einen Moment. „Gern geschehen." Sagte er dann und lächelte mich liebevoll an. Halb erwartete ich, dass es wieder nur eine Einbildung meinerseits, oder ein Versehen seinerseits war, und dass er gleich wieder aufhören würde, doch diesmal blieb es. Dieser wunderbare Moment, in dem Alles gut war. In dem es für jedes Problem eine Lösung gab. Ich mochte dieses Gefühl, doch es gab eine Sache, die mich störte. Dieses Gefühl hatte ich nur dann, wenn James Potter mich anlächelte. James Potter, der gerade jetzt vor mir stand. Er lächelte immer noch, als ich begann, es zögerlich zu erwidern. Doch dann durchfuhr es mich, wie ein Blitz. „Verlieb dich nicht in mich." Hörte ich Ihn Sagen. Ich hasste diesen Satz in diesem Moment so sehr. Dieser Satz tauchte auch immer zum falschen Zeitpunkt auf. Doch in diesem Moment löste er mich aus meiner Erstarrung. Schnell wandte ich mich ab und lief durch den Gemeinschaftsraum in mein Zimmer. Nachdem ich die Tür sorgfältig hinter mir Geschlossen hatte, ging ich geradewegs auf mein Bett zu, und lies mich auf die Decke fallen. Ich liebte diesen Moment, wenn der ganze Körper in der weichen Federdecke versank und man für diesen einen Moment nur den Geruch von Stoff in der Nase hatte. Man konnte die Augen schließen und alles vergessen. Genau das hatte ich jetzt nötig. Ich war völlig durch den Wind, doch ich wusste nicht einmal, weshalb. Ich war gerade erst aufgewacht und trotzdem fühlte ich mich schlapp und träge, als hätte ich Nächte lang durch gefeiert. Vielleicht lag es an dem Sturz gestern Abend, vielleicht hatte ich mir doch eine Gehirnerschütterung geholt, vielleicht bekam ich zu wenig schlaf, aber vielleicht, war es auch etwas ganz, ganz anderes.

„Lily?" Von draußen hörte ich eine Stimme, die ich nicht zuordnen konnte. Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich das Dumpfe klopfen an der Tür hörte, lag ich immer noch auf meinem Bett. Ich wusste nicht, wie spät es war, und schon gar nicht, wie lange ich geschlafen hatte, doch als ich zaghaft meine Augen öffnete, schien die Sonne hell durch eines der großen Fenster im Raum. Noch immer tat mein Kopf weh, aber ich fühlte mich nicht mehr so schlapp, Wie heute Morgen. „Lily?" Fragte die Stimme erneut. Diesmal allerdings etwas ungeduldiger. „Bist du da drin?" Ich wusste immer noch nicht so genau, wem sie gehörte, sie klang aber eindeutig Männlich. „Bist du etwa immer noch im Bett? Was ist nur mit dir los? So kenne ich dich ja gar nicht." Jetzt war ich mir fast sicher, dass es Jonathan war, der vor der Tür auf mich wartete. Ein Teil von mir, freute sich, dass er es war, der andere hingegen bekam leichte Panik, wieder einen ganzen Tag auf die wunderbare Freizeit verzichten zu müssen. „Ich durfte nicht." Schoss es mir bei dem Gedanken wieder durch den Kopf, doch ich wollte nicht daran denken. Also wischte ich gleichdarauf alle negativen Gedanken weg, und beschloss, nur noch auf meine optimistische Seite zu hören. „Guten Morgen Jonathan! Komm rein." Ich schlüpfte unter die Decke, und erschrak, wie kühl und ungemütlich sie sich im Vergleich zu der von James anfühlte. Ich krabbelte wieder raus und setzte mich auf die Bettkante. „Guten Morgen? Lily, hast du eine Ahnung wie spät es ist?" Fragte mich Jonathan, während er die Tür aufschob und mich belustigt musterte. Ich blickte fragend zurück. „Wieso? Wie lang hab ich geschlafen?" Während er mit großen Schritten auf mich zu ging, guckte er auf seine Uhr und sagte dann mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht: „Ich weiß ja nicht, ob du dass geplant hast, aber wenn du direkt nachdem du die Tür zu gemacht hast schlafen gegangen bist, ..." Er hielt inne, musterte mich von oben bis unten und schüttelte den Kopf „... und anscheinend hattest du nicht mal genug Kraft, deine Klamotten aus zu ziehen, sagen wir mal, um elf, dann hast du ungefähr sechszehneinhalb Stunden geschlafen." Meine Augen Weiteten sich. „Was?" fragte ich ihn ungläubig. Sech zehneinhalb Stunden? Dass konnte doch nicht wahr sein! „Wieso hat mich keiner Geweckt?" Fragte ich ihn und stöhnte auf. Wir alle hatten noch so viele Hausaufgaben zu erledigen, ich konnte es mir nicht leisten so viel zu schlafen. Ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Oh Merlin! Wir wollten doch zusammen Frühstück essen. Hast du lange gewartet? Es tut mir leid, Jonathan." Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber gelogen war es irgendwie auch nicht. Ich hätte jetzt erwartet, dass er etwas Tröstendes sagt, von wegen: Nein Lily, kein Problem. Ich verstehe dass du müde warst. Aber Jonathan tanzte mal wieder aus der Reihe. „Das sollte es auch. Ich hab wirklich ziemlich lange gewartet. Vor allem aber habe ich mir sorgen um dich gemacht. Du bist einfach nicht gekommen ohne Bescheid zu sagen. Und als ich nachsehen wollte, stand dein Freund Potter vor deiner Tür und hat wache gehalten." Er schnaubte verächtlich. James hatte wache gehalten? „Er hat was?" Sprach ich meine Gedanken aus guckte ihn verwirrt an. Also wirklich! Ich brauchte doch keinen Beschützer, der darauf achte, dass ich genug schlief! „Ich wollte heute Morgen nach dir sehen, aber Potter saß auf dem Sofa und hat mir gesagt, du bräuchtest schlaf und ich solle dich auf keinen Fall wecken." Er wirkte ratlos und ein bisschen beleidigt. Aha! Daher wehte also der Wind. Er wollte verhindern, dass irgendjemand mitbekamt, dass ich in seinem Bett geschlafen hatte. Eigentlich war es gar nicht mal dumm. Er tut so, als wäre er ein Gentleman, und ganz nebenbei bekommt keiner raus, dass er heimlich mit mir Knutscht. „Vielleicht war er einfach sauer, dass du einfach so hereingekommen bist. Wie hast du das eigentlich gemacht? Er hat dich wohl kaum selbst reingelassen, oder?" Ich wusste, es war unfair den Spieß so herum zu drehen, doch wenn ich Potters und mein Geheimnis waren wollte, musste ich ihn in Schutz nehmen. „Ich hab zugehört, wie du gestern das Passwort gesagt hast. Ich hab es mir einfach gemerkt, und wiederholt." Es schien, als hätte er nicht einen Hauch von einem Schlechten Gewissen. Er sagte es so, als wäre es Ganz und Gar normal einfach in den Gemeinschaftsraum eines anderen zu spazieren, und als wäre daran absolut nichts Schlimmes zu finden. Ich sah das ein bisschen anders. „Also wenn du mich fragst, Jonathan, hatte James allen Grund dazu Sauer zu sein. Das hier sind unsere Räume und kein anderer außer uns hat das Recht, hier einfach nach Lust und Laune aufzutauchen." Also wirklich! Er tat ja geradezu so, als wäre dass alles hier sein Eigentum. „Eure Räume Lily? Du konntest James Potter noch nie ausstehen und jetzt auf einmal hast du dich so sehr an eure angebliche Teamarbeit gewöhnt, dass du ihn vor mir in Schutz nimmst?" Er starrte mich durchdringend an und schien auf einmal wirklich wütend. Vielleicht auf mich, vielleicht aber auch nur auf die Tatsache, dass ich James in Schutz genommen hatte. „Jonathan." Versuchte ich es in einem beruhigenden Tonfall. „Das du hier reingeplatzt bist hat nichts damit zu tun, wie gut James und ich befreundet sind. Dass geht mich genauso viel an wie ihn und ehrlich gesagt finde ich das, was du gemacht hast auch nicht gerade prickelnd." Ich wollte nicht mit ihm streiten. Ich war trotz der späten Tageszeit, gerade erst aufgewacht und jetzt fing auch mein Kopf wieder an, schmerzhaft zu pulsieren. „In Ordnung. Dann tut es mir leid, dass ich hier einfach so herein gekommen bin." Er hielt inne und musterte mich abwartend. „Zufrieden?" Fragte er dann herablassend und Ich konnte ihn nur noch fassungslos anstarren. „Ist dass dein ernst Jonathan? Du willst es einfach nicht verstehen, oder? Man du kapierst es einfach nicht!" Ich hatte nicht bemerkt, dass ich aufgestanden war. Jetzt lies ich mich wieder auf mein Bett sinken und vergrub verzweifelt mein Gesicht in den Händen. „Was zum Teufel ist denn so schlimm daran Lily?" Fragte er mich allen Ernstes, und sah mich fest an. Ich wusste nicht ob er wirklich versuchte, mich zu verstehen, oder ob er nur so tat um mich zu beruhigen. „Ich habe das doch nur gemacht, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Was ist denn daran auf einmal so falsch?" Ich stöhnte auf. Er wollte es einfach nicht verstehen. Was war nur los mit ihm? Sonst war er immer allen Konflikten bestmöglich aus dem Weg gegangen, aber jetzt schrie er ja geradezu nach Streit. Wir schwiegen noch einige Sekunden, bis ich einen Entschluss gefasst hatte. „Hör zu Jonathan." Sagte ich, und sah ihm dabei fest in die Augen. „Würdest du bitte einen Moment raus gehen? Ich würde mich jetzt gerne fertig machen." Jetzt war er es der mich fassungslos anschaute. „Lily, du kannst mich doch jetzt nicht einfach rausschmeißen! Ich will das jetzt bitte klären!" Jetzt war er wohl eindeutig wütend auf mich. Ich war vor Schreck wieder aufgesprungen, als er so laut geworden war. Jetzt standen wir uns gegenüber und funkelten uns gegenseitig an. „Ich kann dich aus meinem Zimmer rausschmeißen wann und wie oft ich will! Wenn du unbedingt willst, kannst du mich später weiter anschreien." „Lily, ich hab doch nicht-..." „Doch, Jonathan. Dass hast du. Bitte geh jetzt raus." Ich senkte den blick und starrte auf den Fußboden. Ich hörte wie sich langsam seine Schritte entfernten. Er öffnete die Tür, trat in den Gemeinschaftsraum und zog sie hinter sich ins Schloss. Ich rührte mich nicht, bis seine Schritte komplett verstummt waren, dann schloss ich die Augen. Ich dachte über das nach, was er getan hatte, was ich gesagt hatte, und was ich noch sagen wollte. Ich dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte, und kam zu keinem Schluss. Ich wusste nicht, wie lange ich so dagestanden hatte, doch ich schreckte auf, als ich ein leises platschen hörte. Ruckartig öffnete ich die Augen blickte aber nicht auf. Auf dem Boden hatte sich vor meinen Füßen eine
kleine Pfütze aus tränen angesammelt, die sich mit jedem tropfen vergrößerte. Weitere tränen liefen durch mein Gesicht, sammelten sich auf meiner Nasenspitze, bis sie schließlich zu schwer wurden und herunter vielen. Ich sah gespannt zu, wie die Abstände der tropfen immer kleiner wurden, bis ich aufsah, mit meinem Ärmel mein Nasses Gesicht trocken wischte, und zielstrebig ins Badezimmer Lief.

Küss mich, Potter! Die FortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt