Ich hörte alles, doch die Geräusche waren gedämpft durch ein rauschen, das sich in meinen Ohren festgesetzt hatte. Ich sah alles, wenn auch verschwommen durch einen Tränenschleier, der immer noch meine Augen benetzte. Ich roch alles, doch ich wusste nicht, ob es der echte Geruch meiner Umgebung war, oder ob sich nur der wunderbare Duft meines Zimmers in meiner Nase festgesetzt hatte. Ich spürte alles, doch als ich mit meinen Fingern vorsichtig über das feine Holz meiner Kommode strich, war es so, als hätte ich dicke Lederhandschuhe an. Ich schmeckte alles, doch wenn es noch etwas anderes zu schmecken gäbe als meine Tränen, würde es der Salzige Geschmack auf meiner Zunge übertönen. Meine Sinne waren wie Taub. Ich wusste warum. Es war wegen dem Streit mit Jonathan. Oder vielleicht auch, weil ich nicht dass zu Sagen gewagt hatte, was ich hätte sagen sollen. Vielleicht war es deswegen, weil ich insgeheim wusste, was ich wollte, vielleicht war es aber auch deshalb, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, was ich wollte.
Nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte, war ich wieder in mein Zimmer gegangen. Da ich nicht viel sehen konnte, hatte ich einfach wahllos in meinen Kleiderschrank gegriffen, und dass nächst beste heraus gezogen: Jeans und T-Shirt. Da saß ich nun, Ratlos und verzweifelt auf meine Hände starrend, auf der Bettkante. Ich wollte am liebsten in ein tiefes Loch fallen, und erst wieder herauskommen, wenn mein Leben wieder Normal war. Das hier war ganz bestimmt nicht mein Leben. Lily Evans hatte keinen Streit mit festen Freunden, sie hatte überhaupt keinen festen Freund und sie dachte nicht über James Potter nach. Derselbe James Potter übrigens, der mir schon wieder im Kopf herumgeisterte. Auch wenn ich es weder wahrhaben, noch jemals vor irgendjemandem zugeben würde, war ich mit der ganzen Situation heillos überfordert. Ich stöhnte auf. Dass alles konnte doch nicht so weiter gehen. Ich würde mit Jonathan reden. Ich würde ihm sagen was mich störte. Genau. Dass war der beste Beschluss, an dem ich festhalten konnte. Okay, es war der einzige Entschluss, an dem ich festhalten konnte. Ich stand auf und lief auf wackeligen Beinen durch mein Zimmer, auf die Tür zu. Ich legte ein Ohr an das Holz und lauschte. Nichts zu hören. Ich öffnete sie einen Spalt breit, und guckte hindurch. Alles war leer. Sehr gut. Ich wollte im Moment niemanden sehen außer Jonathan. Naja, von wollen konnte ja keine Rede sein, aber alle anderen würden mich wahrscheinlich von meinem Vorhaben abbringen. ich schlich auf Zehenspitzen weiter zur Badezimmertür. Auch diese öffnete ich, allerdings nicht bevor ich auch hier überprüft hatte, ob ich sie gefahrenfrei passieren konnte. Bevor ich Jonathan suchen gehen würde, wollte ich noch einmal im Spiegel überprüfen, ob mein Gesicht wieder eine normale Farbe angenommen hatte. Was ich im Spiegel sah, gefiel mir zwar nicht sonderlich gut, aber es war ja schließlich nicht zu ändern. Die Haut rund um meine Augen war angeschwollen und leicht rötlich gefärbt. Ich war recht blass, was im Vergleich zu meinen Augen wirklich krank aussah, und meine Haare, die vom Duschen noch nass waren, hatten den Stoff auf meinen Schultern getränkt. Ich hatte Jonathan gesagt, ich wolle mich fertig machen, und es sollte auf keinen Fall so aussehen, als hatte ich ihn nur loswerden wollen. Damit man es mir ansah, dass ich die Zeit genutzt hatte, Cremte ich mich ein, und strich mir Wasser über die Augen, damit sie sich beruhigten und aß ein Stück Schokolade damit ich nicht mehr so fürchterlich blass war. Zum Schluss föhnte ich meine Haare, band sie zu einem Dutt zusammen und wechselte dass T-Shirt gegen eine grüne, lockere bluse. Ich war Aufgeregt. Meine Hände Zitterten ein wenig, doch ich versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Ich ging aus dem Bad und öffnete die Tür, die raus in den Flur führte. Ich bemühte mich, auf dem Weg zum Nordturm so wenig wie möglich nachzudenken, denn sonst würde ich es mir vielleicht noch einmal anders überlegen. Ich wusste nicht einmal genau, was ich vorhatte, doch ich verkniff mir alle Gedanken daran. Das einzige, was mir im entscheidenden Moment übrig bleiben würde, war, dass ich das tat was ich in besagtem Moment für richtig hielt.
Auf den Fluren begegnete ich zu meinem Glück niemandem außer dem fast Kopflosen Nick, der allerdings etwas vorzuhaben schien, denn er begrüßte mich nur Flüchtig, anstatt mich wie sonst in eine Unterhaltung zu verwickeln. Ich lief zielstrebig weiter, ohne dass ich darüber nachdenken musste, wohin. Ich wusste alle Wege im Schloss auswendig, und hatte mich, bis auf die ersten Wochen auf Hogwarts, noch niemals verlaufen. Meine Beine trugen mich, wohin ich wollte. Gerade war ich in den Gang mit dem Portrait der Fetten Dame eingebogen, als ich abrupt stehen blieb. Sollte ich wirklich einfach drauf los reden? Oder sollte ich mir nicht doch noch etwas zurecht legen? Ich seufzte auf, und rieb meine Augen. Ich wusste es einfach nicht. Dass hier, war einer der ersten Momente auf Hogwarts, in denen ich nicht wusste, was zu tun war. Meine Gedanken wurden (vermutlich zu meinem eigenen Glück) unterbrochen, als dass Portrait zur Seite schwang und der Eingang zum Gryffindor Gemeinschaftsraum sichtbar wurde. Ich blickte auf, und sah in das hübsche Gesicht meines Besten Freundes. „Sirius!" Rief ich, und umarmte ihn. Er lachte überrascht auf und küsste mich auf dem Kopf. „Bei Merlin, Lily! Was ist denn mit dir los?" Fragte er mich belustigt, konnte aber den Hauch von sorge nicht aus seiner Stimme verbannen. Er entwand sich mir wieder und schaute mich ernst an. „Lily." Begann er, und blickte mir fest in die Augen. Wenn du nicht willst, das Jonathan vor Eifersucht platzt, dann solltest du das hier vielleicht aus deinem Alltag streichen." Er deutete auf sich, meinte wohl aber meine Umarmung, die tatsächlich irgendwie in meinen Alltag gehörte. Dass konnte doch nicht sein ernst sein. „Du meinst, ich sollte dich aus meinem Alltag streichen." Stellte ich ungläubig fest und sah ihn vorwurfsvoll an. „Nein Lily. So war das nicht gemeint. Ich wollte damit sagen, dass dir Jonathan früher oder später ankündigen wird, dass du dich für einen von uns entscheiden musst. Und ich bitte dich, Lily. Wenn du ihn wirklich liebst und mit ihm zusammen sein willst, dann nimm ihn. Ich werde dir dass nicht übelnehmen." Ich war sprachlos. Hatte er mir gerade gesagt, dass es ihn nicht stören würde, wenn ich die Freundschaft beende? Und ich dachte, der Tag konnte nicht noch schlimmer werden. „Heißt das, ich bin dir nicht wichtig?" Fragte ich ihn fassungslos und bemerkte, wie meine Augen wieder feucht wurden. Oh Merlin... Ich war heute auch wirklich sehr nah am Wasser gebaut. Sirius, der Frauenversteher, dachte ich genervt, bemerkte natürlich sofort meine näher kommenden tränen und nahm mich wieder in den Arm. Beruhigend strich er mit der einen Hand über meinen Rücken, die andere ließ er bei meiner Taille und rührte sie nicht. „Natürlich bist du mir Wichtig. Du bist wahrscheinlich das einzige Mädchen auf Hogwarts, das nichts von mir will, Lily. Das ist echt etwas Besonderes." Ich schlug ihm spielerisch gegen den Hinterkopf. „Und dass ist meine einzige stärke, du eingebildeter Frauenheld?" Fragte ich ihn, und konnte nicht umhin ein bisschen zu kichern. „Du bist mit Abstand die schönste, schlauste und beste Freundin, die man sich wünschen kann." Sagte er, und klang dabei wirklich ernst. Jetzt war ich also an der Reihe, einen Witz zu machen. „Mit Ausnahme von James." Sagte ich, und spürte, wie sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen. „James?" Fragte er mich. „Lily, du hast James gesagt." Stellte er verwundert fest. Er löste sich von mir, und legte seine Hände auf meine Schultern. Er sah mir fest in die Augen, doch ich wich seinen Blicken aus. „Ist mir so raus gerutscht." War meine lahme Ausrede, doch er gab sich damit zufrieden. „Wenn ich dir wirklich wichtig bin, wieso lässt du mich dann so einfach gehen?" Fragte ich, nicht nur um ihn vom Thema „James" abzulenken. Es interessierte mich wirklich. „Weißt du, Lily." Begann er und legte seine Stirn in Falten. „Ich denke, schlimmer als dich zu verlieren wäre nur eine Sache. Ich könnte es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen." Wieder sammelten sich tränen in meinen Augenwinkeln (vor Rührung, nicht aus Trauer) und ehe ich es verhindern konnte, rollten sie mir über die Wangen. Ich lehnte meinen Kopf an Sirius Schulter und Atmete seinen Duft ein. Ich schloss meine Augen, und schweifte mit meinen Gedanken ab. Ich dachte an James, und daran, wie schön es doch wäre, wenn er mir an Stelle von Sirius übers Haar streichen würde. Ähh, Moment mal, Was? Wie konnte ich so etwas nur denken? Ich hasste mich noch im selben Moment dafür, etwas Derartiges jemals gedacht zu haben, doch irgendwie wusste ich, dass etwas Wahres daran war. „Sorry, Sirius aber ich muss Jonathan finden." Sagte ich und wandte mich von ihm ab. "Wir sehen uns." Nuschelte ich noch, und wollte gerade gehen, als er mich noch einmal zurück rief. „Lily?" Es klang wie eine Frage und eigentlich wusste ich schon jetzt, was er gleich sagen würde. „Ja?" Forderte ich ihn auf, weiter zu sprechen. Vielleicht beherrschten auch wir beide eine Art Telepathie, doch ich wollte mir sicher sein. „Versprich es mir." Ich senkte meinen Blick, und befreite meine Hand aus seiner. Zu sprechen traute ich mir in diesem Moment nicht zu, also nickte ich nur wortlos, murmelte das Passwort und verschwand durch das Portraitloch.
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Küss mich, Potter! Die Fortsetzung
FanfictionIn dieser ff läuft James Lily nicht ständig hinterher. Doch trotz eines Zwischenfalls, der Lilys nicht vorhandene Fähigkeiten im Bezug auf ihren Freund in Frage stellt, muss sie James um Hilfe bitten und die beiden sind gezwungen "zusammenzuarbeiten...