„Versprich es." Riss mich James aus meiner Erstarrung. Ich starrte ihr erschrocken an, blickte an ihm herunter und schloss erneut meine Augen. „Lily. Du musst es mir versprechen." Sagte er erneut, doch ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, was er meinte. „Ähm... Was?" Fragte ich verwirrt und sah hilflos zu ihm auf. Genervt rollte er mit den Augen. „Das hier muss auf jeden Fall unter uns bleiben verstanden? Eigentlich dürftest nämlich nicht einmal du davon wissen." Jetzt rollte ich mit den Augen. War wahrscheinlich mal wieder so eine Totgeheime Rumtreiber Angelegenheit bei der es um Leben und Tot ging. Naja, bei seinem Anblick war das nicht einmal so abwegig. Sein Graues Hemd war an manche stellen zerrissen und an den rissstellen mit Blut getränkt. Insgesamt konnte man drei große Kratzer erkennen die in ihren vollen länge bestimmt zwanzig Zentimeter lang waren. Es sah beinahe so aus, als hätte ihm ein großes Raubtier mit einer Pranke erwischt. „Lily?" Fragte James und wedelte nun mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Was ist denn heute nur mit dir los? Du bist doch sonst nicht so..." Er kratzte sich kurz an seinem Kinn und schaute nach oben, als müsse er erst einmal überlegen, welches Wort mein verhalten am besten beschrieb. „Unaufmerksam" Sagte er dann und stützte demonstrativ seine Hände auf die Hüften, wodurch er wieder vor Schmerz auf keuchte und sein Gesicht verzog. „Ich versprech's" Sagte ich kurz angebunden und James entspannte sich merklich, nur um sich danach allerdings wieder misstrauisch über mir aufbäumte. „Lily? Dein letztes versprechen hast du auch nicht gehalten." Stellte er schockiert fest. „Ich kann dir jetzt nicht mehr vertrauen." Sagte er trocken und sah mich entschuldigend an und sofort verspürte ich den unwiderstehlichen drang mich zu Rechtfertigen. „Als ob du das so schlimm findest Potter." Sagte ich spöttisch. „Und außerdem, ich hab dir schon erklärt dass es nicht meine Schuld war." So. Jetzt war ich zufrieden, und Potter hoffentlich auch. „Und ich hab dir schon einmal erklärt, dass deine Erklärung völlig-..." James brach abrupt ab, als ich ihm meinen Zeigefinger auf dem Mund drückte um ihn zum Schweigen zu bringen. „Lass uns nicht wieder Streiten in Ordnung?" Flüsterte ich versöhnlich und lies meinen Finger wieder sinken. Er seufzte. „In Ordnung" Sagte er und Lächelte schwach. „Ich verspreche es dir und du wirst mir wohl oder übel vertrauen müssen denn jetzt musst du mir sowieso die ganze Wahrheit erzählen." Ich deutete mit einer Hand auf seinen verunstalteten Oberkörper. Wieder seufzte er ergeben und nickte dann zustimmend. „Gut." Sagte er, und neigte den Kopf. Ich überlegte noch einen Moment was ich jetzt tun sollte um seine Wunden weniger schlimm aussehen zu lassen, doch egal was mir einfiel, ich konnte es nicht mit dem ganzen störenden Stoff tun. Kurzerhand griff ich nach dem Saum seines Hemdes und wollte es ihm gerade über den Kopf ziehen, als James erschrocken zusammen zuckte und gleich sich darauf wieder krümmte. Vor Schmerzen wie ich vermutete. „Evans? Was soll das werden?" Fragte er mich panisch nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte und sah mir fragend in die Augen. Erschrocken stellte ich fest dass meine Wangen etwas übernatürlich warm wurden, um es mal dezent auszudrücken. „Ähm, ich dachte mir, dass es vielleicht leichter wäre dich zu verarzten, wenn du dein Hemd ausziehst." Sagte ich ihm schulterzuckend woraufhin er mich skeptisch musterte. „Wenn ich mein Hemd ausziehe?" Fragte er mich süffisant und zog anzüglich eine Augenbraue nach oben. Zur Antwort rollte ich mit den Augen und griff erneut nach dem grauen Stoff. „Stell dich nicht so an Potter" Rügte ich ihn spielerisch und bedeutete ihm mir zu helfen. Gehorsam hob er die Arme und zog eine Grimasse als die kühle Luft seine wunde Haut streifte. Es schien wirklich weh zu tun, denn James war normalerweise nicht der Typ der sofort herumjammerte, wenn etwas auch nur ein bisschen pikste. „Geht's?" Fragte ich daher besorgt und berührte sanft seinen Bauch um die Schmerzen zu lindern worauf hin er erneut zusammen zuckte. „Das Hemd kannst du vergessen." Stellte ich bedauernd fest. Ich mochte dieses Hemd wirklich gerne an ihm. Es war an der Vorderseite fast vollständig zerrissen und durch Zauberei nicht mehr spurenlos zu reparieren. „Da kann man nichts machen." Sagte er, und verschränkte unbehaglich seine Arme vor der nackte Brust. Nach der sorgfältigen Begutachtung seines Hemdes wandte ich mich wieder ihm zu und schluckte schwer. Trotz der Tiefen Kratzwunden und seiner arme die einen relativ großen Teil seines Bauches verbargen, konnte man noch viel Haut sehen. Haut, unter der sich bei jeder Bewegung seiner Arme die Muskeln bewegten. Schöne Haut, die ich meiner Meinung noch viel zu selten das Vergnügen hatte zu sehen. Er räusperte sich, und als ich zu ihm aufsah, musste ich über die leichte Röte, die ihm ins Gesicht gestiegen war, etwas Grinsen. „Okay." Sagte ich, um die Peinliche Situation zu überspielen. „James, kann ich mir das mal ansehen? Sonst weiß ich nicht, was ich machen soll." Fragte ich ihn, doch er rührte sich nicht. Er war eben doch viel schüchterner als er immer Vorgab zu sein. „Oder willst du lieber zu Madame Pomfrey?" Fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. Darauf reagierte er mit einer Schockierten Mine in meine Richtung, löste dann wiederwillig seine Arme und lies sie an seiner Seite Hängen. Jetzt konnte ich die Risse ganz sehen, und so sah es noch viel schmerzhafter aus, als ohnehin schon. Die Drei Schrammen reichten jeweils von seinem Schlüsselbein bis etwas oberhalb seines Bauchnabels und sahen wirklich nicht gut aus. „Das müssen wir erst einmal Reinigen, sonst wird sich das entzünden." Stellte ich Sachlich fest. „Was genau hat dich angegriffen? Und wo zum Teufel hast du dich überhaupt herumgetrieben James Potter?" Fragte ich streng, und nun nicht mehr ganz so Sachlich. Ich stützte warnend meine Hände in die Seiten. „Ich war im verbotenen Wald." Sagte er zerknirscht und zerwuschelte verlegen seine Haare. Im verbotenen Wald war eine nicht sehr konkrete Aussage wie ich fand. Es hätte alles gewesen sein können, doch ich war mir fast sicher, dass James ganz genau wusste was ihn so zugerichtet hat. „Ein Wolf" Setzte er noch zögernd hinzu doch diese Aussage machte mich skeptisch. Ein gewöhnlicher Wolf war zwar stark, doch für einen fast vollständig ausgebildeten Zauberer sollte es kein großes Problem darstellen ebendiesen einfach zu schocken oder sonst wie angriffsunfähig zu machen. Vor allem wenn dieser Zauberer James Potter hieß, so ungern ich das auch zugeben mochte. Und als wäre dass alles noch nicht genug, gab es hier im verbotenen Wald so gut wie keine nichtmagischen Wesen, demnach auch keine Wölfe. Skeptisch kniff ich meine Augen zusammen und betrachtete ihn eindringlich. „Echt?" Fragte ich, erwartete dabei aber keine Ehrliche Antwort. Natürlich nickte er daraufhin nur schwach und ich gab mich mit einem schulterzucken zufrieden. Ich würde jetzt sowieso noch keine aufschlussreiche Antwort bekommen. „In Ordnung." Ich überlegte kurz, drehte mich dann um und griff nach einem der Bücher, die in den Regalen an den Wänden standen. Nach ein paar Minuten Suche, in der weder James noch ich gesprochen hatten, hielt ich schließlich das passende Buch triumphierend in den Händen. „Erste Hilfe für kleinere bis mittelschwere Verletzungen." Prangte in Braunen Lettern auf dem Grass grünen Umschlag. „Na das klingt doch vielversprechend oder?" Fragte ich ihn, ohne zu ihm aufzuschauen. Als Antwort hörte ich nur ein kleines ängstliches Wimmern aus seiner Richtung, und als ich doch einen kleinen blick riskierte, war aus seinem ohnehin schon bleichen Gesicht noch der letzte Rest an Farbe gewichen. Ich ignorierte diesen zugegeben sehr süßen Anblick und blätterte die erste Seite um. Aha, Inhaltsverzeichnis hörte sich doch schon einmal gut an. Die erste Seite war voll mit allen Arten von Verletzungen. Es gab sechs dickgedruckte Stichpunkte, unter denen noch einmal jeweils fünf bis ungefähr zwanzig Unterpunkte waren. Ich ließ meinen Blick über die Seite schweifen, bis ich fand, was ich brauchte. Zwischen Unfällen durch Getrocknete oder speziell zubereitete Kräuter, durch Wachsende Pflanzen, durch Nebenwirkungen von Zaubertränken, Nachwirkungen von Flüchen und durch Flugunfälle fand ich schließlich: Unfälle durch Magische Tierwesen. Ich überflog die Unterpunkte (Bisswunden, Verbrennungen, Vergiftung über Zähne, ...) und landete bei Kratzwunden nicht giftiger Krallen. Weitere Informationen darüber sollen auf Seite 395 zu finden sein. Ohne zu zögern schlug ich die passende Seite auf. Etwas gruselig fand ich das sich bewegende Bild, auf dem ein mittelalter Mann zu erkennen war, der sich schreiend auf dem Boden Wand und mit seinen Händen eine klaffende Wunde auf seiner Wange zuhalten wollte. Ich Ignorierte dieses abschreckende Bild vorsorglich und las den darunter abgedruckten Text.
Bei wunden, die durch Magische Tierwesen ohne Gift oder ähnlichem in den Krallen hervorgerufen wurden, ist es im Gegensatz zu anderen Verletzungen nicht sonderlich kompliziert die Wunden zu heilen. Je nach tiefe, Länge und Breite der Wunde wird der Zauber schwerer auszuführen sein und sie sollten den Zauber auf keinen Fall ausprobieren, sollten sie an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln. Ist dies der Fall, suchen sie umgehend einen Erfahrenen Zauberer auf, der diesen Teil für sie übernehmen kann, da auch allein der Blutverlust schwere Folgen haben kann. Nehmen sie solche Verletzungen bitte nicht weniger Ernst als andere und bemühen sie sich Umgehend um die direkte Heilung einer solchen.
Ich las den Text mehrmals durch, wie auch die dazugehörige Zauberformel. Im Prinzip konnte ich nicht viel falsch machen. Ich war eine gute Hexe und dass wusste ich, außerdem war die Formel nicht schwer und James Verletzung zwar lang aber weder besonders tief noch breit. Zur Sicherheit las ich mir aber trotzdem die Nebenwirkungen durch.
Sollten sie den Zauber aus egal welchen Gründen nicht korrekt ausgeführt haben, kann das verschiedene Auswirkungen auf den betroffenen haben. Je nachdem wie stark sein Immunsystem zur Zeit ist, wie groß, wie Alt und wie schwer er oder sie ist passiert nach dem Zauber entweder Garnichts, die Wunde schrumpft ein wenig, oder sie wird um ein vielfaches vergrößert.
Ich wollte auf keinen Fall das James hinterher noch verletzter war als vorher, doch wenn ich diesen Zauber nicht ausprobierte, mussten wir wohl oder übel zu Madame Pomfrey gehen und dazu würden ihn keine Zehn Pferde bewegen, das wusste ich. Entschlossen wiederholte ich die Formel immer wieder im Kopf, schloss dann das Buch und machte einen Schritt auf James zu, der die ganze Zeit keinen mucks von sich gegeben hatte. Seine Augen waren geweitet und seine Haltung war merkwürdig steif. Seine Angst wurde mit jeder Sekunde, in der ich ihn betrachtete deutlicher, doch ich ignorierte das so gut ich konnte und schloss meine Augen. Langsam hob ich meinen Zauberstab so hoch, dass er ungefähr auf der Höhe von James' Bauch war und wollte gerade loslegen, als James erneut ein leises wimmern von sich gab. Schnell öffnete ich meine Augen wieder und sah ihn besorgt an. James hatte seine Augen fest zusammengekniffen und es schien mir, als müsse er sich ernsthaft zusammenreißen um nicht lauthals schreiend aus dem Zimmer zu rennen. Ich senkte meinen Zauberstab, steckte ihn in meine Hosentasche und legte gleich darauf beide Hände auf seine Wangen. „Entspann dich James." Flüsterte ich und fuhr mit meinen Daumen über seinen hohen Wangenknochen. Langsam öffnete er seine Augen und sah mich zweifelnd an, woraufhin ich ein kleines Grinsen nicht unterdrücken konnte. „Seit wann bist du denn so ängstlich?" Fragte ich ihn schmunzelnd. Er seufzte nur zur Antwort und griff gezielt nach einer roten Haarsträhne an meiner Schulter. Auf einmal realisierte ich, wie nah er mir war und seine nackte Haut machte mich nervös, doch ich versuchte dass so gut wie möglich zu überspielen. „Ich hab es nur irgendwie nicht so gern wenn jemand seinen Zauberstab auf mich richtet." Sagte er kleinlaut. „Egal ob er mich verfluchen oder mir helfen will." Setzte er noch hinzu, nach wie vor mit meinen Haaren spielend. Ich überlegte. Wenn er schon nicht an meine Fähigkeiten glaubte, wie sollte ich es dann tun? „Vertraust du mir?" Fragte ich ihn, doch James war mit seiner Aufmerksamkeit immer noch bei meinen Haaren. Ich war mir sicher dass er mich gehört hatte, doch ich wollte ihm die Zeit lassen. Seine Antwort war wichtig für mich. Es war wichtig für mich dass er mir vertraute doch James sagte nichts. Immer noch zwirbelte er meine Haare zwischen seinen Fingern und langsam schlich sich ein wunderschönes Lächeln auf seine Lippen. Er lächelte einfach so und allein dieser Anblick machte mich Glücklicht. Automatisch musste ich mit lächeln. „Ist das ein Ja?" Wollte ich von ihm wissen und jetzt blickte er mir direkt in die Augen. Er sah mich so fest und intensiv an, dass ich glaubte dass jeden Moment meine Beine versagen könnten. Ein angenehmes Kribbeln fuhr über meine Haut und mein Bauch krampfte sich leicht zusammen. „Ich denke schon" Sagte er leise und immer noch lächelnd. „Gut" Sagte ich, und machte einen hastig Schritt von ihm weg. Ich zog meinen Zauberstab, und bevor er reagieren konnte, hatte ich auch schon die Formel laut ausgesprochen. Ein bläuliches Schimmern ging aus meiner Zauberstabspitze hervor und legte sich gleitend wie ein Seidenschal auf James Wunde Haut. Einen Moment lang schien er wie erstarrt und betrachtete wie gebannt das, was mein Zauberstab angerichtet hatte, doch schnell kam er wieder zu sich und riss seinen Mund auf. „Evans!" Beschwerte er bei mir „Du hast mich reingelegt!" Der blaue Rauch verblasste immer schneller, bis nur noch seine Haut zu sehen war, die ebenfalls weiter zuwuchs. Voll und ganz zufrieden mit mir selbst lächelte ich in mich hinein. „Aber es hat geklappt, oder etwa nicht?" Fragte ich schmunzelnd mit einem blick auf seinen Bauch, der immer noch verheilte, bis nur noch drei dünne Linien aus Narbengewebe übrig waren, die innerhalb weniger Sekunden schrumpften, und schließlich ganz verschwanden. Er ließ zur Antwort nur ein missbilligendes Grunzen verlauten. Irgendwie war ich ein bisschen stolz auf meine Leistung. Natürlich, es war Riskant gewesen, aber es hatte geklappt und dass zählte, oder nicht. Die Tatsache, dass James mir gesagt hatte, dass er mir vertraute hat mein eigenes Selbstvertrauen enorm gesteigert, Im Prinzip war mein überraschungsangriff also seine eigene Schuld. Mein Blick war immer noch auf seinen Bauch gerichtet, auch wenn dort schon lange nichts spannendes mehr passiert war. Ich wusste nicht, wann ich so Mutig geworden war, vielleicht lag es auch einfach an der späten Tageszeit, aber irgendetwas bewegte mich dazu, meine linke Hand zu heben und auf James' Bauch zu ablegen. Vorsichtig strich ich die Linie entlang, auf der bis vor wenigen Sekunden noch eine klaffende Wunde zusehen gewesen war und spürte wie sich seine Muskeln unter seiner warmen Haut zusammenzogen als ich mit meiner flachen Hand über seinen Oberkörper fuhr. Ich verfolgte mit einem verschleierten Blick mein Tun, während mein Herz aus meiner Brust zu springen drohte vor glück und Aufregung die diese einfache Berührung hervorrief. Die einfache Tatsache dass meine Hand auf James' Bauch lag brachte mich schier um den Verstand und ich wusste nicht ob meine Knie noch länger durchhalten würden, doch eigentlich wollte ich nichts anderes, als dass dieser Moment niemals endete. Meine Finger wanderten langsam weiter runter bis zu seinem Bauchnabel, als er scharf dir Luft einsog und hastig meine Hand mit seiner fixierte. Warum tat ich in letzter Zeit nur immer Sachen die mich in extrem peinliche Situationen brachten? Potter küssen zum Beispiel, oder überhaupt in irgendeiner Weise anzufassen? Haachh... Auf der einen Seite liebte ich es über alles die vollkommene Kontrolle zu haben, doch auf der anderen Seite wollte ich bei James sein und beides zusammen ging irgendwie nicht. Ich konnte immer nur mich selbst kontrollieren und wenn jemand anderes dabei war, insbesondere eine Augenweide wie James Potter, konnte ich das mit der Selbstbeherrschung schlicht und einfach vergessen. In seiner Nähe war ich glücklich und ich konnte mich einfach fallen lassen, naja, wie gesagt, wir waren eben doch alle noch /hormongesteuerter Teenager. Wenn ich so darüber nach dachte, wollte ich das alles hier wirklich gerne. Ich wollte James und ich wollte dass er mich wollte doch irgendwie war dass alles zwischen uns nichts wert wenn er das nicht genauso sah, wenn er mich nicht genauso liebte wie ich ihn. Verflucht war das Kompliziert. Ich wechselte lieber zu dem einzig anderen Thema, bei dem noch Rede bedarf herrschte. „Erzählst du mir die Wahrheit?" Fragte ich ihn leise, nach einigen, quälenden Momenten der Stille und ich konnte quasi hören wie sein Gehirn arbeitete. Ich war mir nicht sicher wie er sich entscheiden würde. Soweit ich sein Auftreten interpretieren konnte, war sicherlich nicht er alleine an seinem verunstalteten Bauch schuld, sondern, wie auch sonst, die Rumtreiber, insbesondere mein bester Freund Sirius Black, der ja nicht gerade für seine Unschuld und seinen Hang zu Regeln bekannt war. Und so wie ich James Potter kannte, konnte ihn, oft zu meinem größten Leidwesen, kein Geld der Welt dazu bewegen, auch nur irgendein kleines Detail von irgendeinem kleinen Geheimnis preisgeben, wenn einer seiner Freunde dadurch Schwierigkeiten bekommen könnte. Wenn man die Situation aus dieser Sicht betrachtete, hatte ich also herzlich wenige Chancen irgendetwas aus seinem Mund in Erfahrung zu bringen. Jetzt konnte ich also nur noch beten, dass ich irgendein Recht hatte etwas Derartiges zu erfahren, oder aber, dass sein Auftreten etwas mit den Rumtreibern zu tun hatte. „Nicht heute, Lily." Sagte er matt, und ohne es zu wollen war ich etwas enttäuscht. Natürlich hätte ich nicht von ihm erwarten können mir gleich die ganze Geschichte aufzutischen, doch 'Nicht Heute' War auf jeden Fall kein klares Nein. Es bestand noch die Hoffnung es irgendwann zu erfahren. „In Ordnung." Sagte ich daraufhin und Lächelte ihn warm an. Er Lächelte zurück. Wir guckten uns noch eine Weile tief in die Augen, in denen mir mal wieder die schönen goldenen Sprenkel auffielen, die Seine Iris aussehen ließen wie flüssiges Karamell. „Ich geh dann mal ins Bett." Murmelte er, drehte sich um, zerwuschelte seine Haare geistesabwesend mit einer Hand und wandte sich zum Gehen.
Ich fühlte mich merkwürdig unerfüllt. Ich lag seit ungefähr zehn Minuten in meinem Bett, doch ich konnte einfach nicht schlafen. Ich war so hellwach, als hätte ich gerade eben noch drei Liter schwarzen Kaffee in mich hineingeschüttet, doch ich konnte mich an nichts der Gleichen erinnern. Mich quälte die Frage, wer oder was James so zugerichtet hatte und mich quälte die Frage was James von mir hielt und ob sich seine Meinung von mir inzwischen Geändert hatte. Ich setzte mich auf, entzündete leise meinen Zauberstab und schritt auf das Fenster zu. Draußen war der Himmel immer noch Wolkenlos und übersäht mit funkelnden Sternen. Der Vollmond schien in seiner schönsten Pracht und ab und zu flog eine verspätete Eule über das in Dunkelheit gehüllte Schlossgelände. Was hatte James nur angegriffen? Er hatte gesagt es sei ein Wolf gewesen. Ein Wolf? Nein. Ein gewöhnlicher Wolf in der Nähe von Hogwarts war relativ unwahrscheinlich. Er hätte ein bisschen mehr Zeit in eine glaubwürdigere Ausrede investieren sollen wie ich fand. Was allerdings für ihn sprach waren die Kratzer auf seiner Brust, die tatsächlich von einem großen Wolf hätten stammen können. Einem sehr großen Wolf... Vielleicht sogar einem... Moment mal. Heute war Vollmond! und James wurde von einem großen Wolf angegriffen? Im Verbotenen Wald? Oh Merlin! Hastig tapste ich in Richtung Tür, öffnete diese und Rannte weiter durch unseren Gemeinschaftsraum zu James' Zimmertür. Trotz aller Hast hatte ich meine Manieren nicht vergessen und klopfte anständig wie ich nun einmal war dreimal auf das dunkle Holz. Von drinnen hörte ich hastig näherkommende schritte und sah zu, wie sich nur wenige Sekunden später die Tür vor meiner Nase öffnete. „Lily?" Fragte mich James erstaunt. Er schien nicht besonders verschlafen, woraus sich schließen lässt, dass er bis jetzt genauso wenig geschlafen hatte wie ich. „Was ist los?" Ich ließ meinen Blick an seinem Körper herunter wandern, und bemerkte Erleichtert, dass er sich ein T-Shirt übergezogen hatte. Statt der Hose trug er jetzt allerdings nur noch eine Boxershorts. „Ich weiß was dich verletzt hat James." Sagte ich mit unüberhörbarer Panik in der Stimme. „Es war ein Werwolf." Setzte ich atemlos hinzu. James schluckte. Ihm stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, doch er war nicht annähernd in der Verfassung, in der ich ihn vermutet hätte. Ich wartete auf eine Antwort, egal ob er es abstreiten oder meine Aussage bestätigen würde, doch es war vergebens. Ich an seiner Stelle würde in Panik ausbrechen. Von einem Werwolf an Vollmond angegriffen zu werden war kein Zuckerschlecken und er konnte von Glück reden, dass er nicht verwandelt wurde. Viel mehr als die Wunde selbst schien ihn allerdings zu schockieren dass ich davon Wusste und das war offensichtlich, da das hier gerade mit Sicherheit der erste Moment in meinem Leben war, in dem ich James Potter sprachlos erlebte. „James, du musst sofort zu Dumbledore! Du hast keine Ahnung was das für Folgen haben kann!" Sagte ich, angesichts James' Gelassenheit vielleicht etwas zu Hysterisch. James fuhr mit einer Hand durch seine Haare und stöhnte verzweifelt auf. „Lily, hör zu." Sagte er, und wirkte jetzt überhaupt nicht mehr so hellwach. „Du hast Recht." Bestätigte er meine Vermutung, und das machte mir mehr Angst als ich Erwartet hatte. Ich hatte mir wirklich gewünscht Falsch zu liegen, nur dieses eine Mal. „Ich wurde von einem Werwolf angegriffen aber du musst dir keine Sorgen machen Okay? Der Wolf konnte mir nichts anhaben." Er stöhnte erneut als er meine Ratlose und von Sorge verzerrte Mine betrachtete und legte seine großen Hände beruhigend auf meine Schultern. „Du wirst es verstehen sobald ich dir alles Erklärt hab in Ordnung? Aber bitte, mach dir keine Gedanken. Mir geht es gut und daran wird sich auch so bald nichts ändern." Er sah mich mit so einer Festigkeit und einer Überzeugung an, dass ich quasi nicht anders konnte als ihm glauben zu schenken. „Zumindest wird wegen des Wolfes nicht passieren." Beschwichtigte er mich noch weiter, obwohl das schon nicht mehr nötig war. Geschlagen seufzte ich, murmelte noch ein leises „Ich geh dann ins Bett" und ging zurück in mein Zimmer. Jetzt konnte ich erst recht nicht mehr schlafen. James wurde von einem Werwolf angegriffen, trug aber keinerlei Wolfsübliche Symptome davon was wirklich darauf hinwies dass er nicht verletzt werden konnte aber wie sollte das gehen? Seit ich von James zurückgekommen war, wälzte ich mich alle paar Sekunden so dass ich auf einer anderen Seite lag. Immer hielt ich es eine Weile damit aus, bis mir irgendetwas wehtat, mir zu warm war oder mein Nachthemd sich verdreht hatte. Dann bekam ich schlecht Luft, dann rutschte meine Decke runter oder- Klopf, Klopf, Klopf. Jemand klopfte an meiner Zimmertür, und ich konnte nur ahnen wer das war. Ich hüpfte aus meinem Bett und schlich zur Tür, die ich nur Augenblicke später öffnete und James ins Gesicht blickte. „Hi" Sagte ich, und versuchte die übermäßige Freude ihn zu sehen zu überspielen. „Hi Lilly." Sagte er, und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich konnte nicht schlafen und dann ist mir aufgefallen dass ich dir noch gar nicht Danke gesagt hab und ja, deswegen bin ich hier um, Ähh... Danke zu sagen, also weil du mir geholfen hast und so, ähm, ja... Danke." Er sprudelte dass alles in einem Wahnsinns Tempo hervor, dass ich nur die Hälfte verstand, doch das Wichtigste war bei mir angekommen. Er hatte sich bei mir bedankt, und auch wenn es jeder andere als unhöflich, undankbar oder abgehoben empfand wenn man das nicht tat, war es eine Seltenheit wenn James Potter sich bei seinem ehemaligen Erzfeind bedankte und das wusste ich wirklich zu schätzen. „Ähm... Ich, also..." Stotterte ich und war zu diesem Zeitpunkt vermutlich kein stück weniger verlegen als James. „Das ist doch selbstverständlich. Oder nicht?" Fragte ich. Meine Stimme war während ich gesprochen hatte immer höher geworden, weswegen ich es lieber dabei beließ. „Also gut." Sagte James wieder unsicher. „Das war eigentlich auch schon alles." Er räusperte sich. Zum wiederholten Male an diesem Abend zerwuschelte er seine Haare, und stiefelte zurück zu seinem Zimmer. Ich sah ihm noch hinterher bis ich die Tür ins Schloss fallen hörte und tat es ihm dann nach.
So lag ich schon wieder in meinem Bett und bekam kein Auge zu. Die Tatsache, dass James sich bei mir bedankt hatte machte mich glücklich und sollte eigentlich dazu beitragen dass ich gut schlafen konnte, doch da hatte ich nicht mit meinem Gewissen gerechnet. Irgendwie fand ich, dass ich noch eine Rechnung mit James offen hatte. Er hatte seinen Stolz überwunden und sich bei mir bedankt, und so konnte ich auch endlich meinen Stolz überwinden und mich bei ihm entschuldigen, dass ich diesen verdammte Versprechen nicht gehalten hatte. Aber konnte das nicht bis Morgen warten? Ich schloss die Augen und versuchte noch etwas zu schlafen, doch mein doofes Gewissen quälte mich solange, bis ich ein drittes Mal an diesem Abend aus meinem Bett aufstand und zur Tür ging.
Die Tür öffnete sich. „Hi James." Sagte ich. Er rieb sich die Augen, sah aber nicht so aus als hätte er geschlafen. Seine schwarzen Haare standen wie immer von seinem Kopf ab und umrahmten sein Gesicht an Stirn und Schläfen. „Hey Lily." Antwortete er und lehnte sich in den Türrahmen. „Es tut mir leid." Sagte ich und betrachtete ihn mit einem festen blick, den er fragend erwiderte. „Wofür?" Fragte er daraufhin und sprach genau dass aus, was ich zuvor in seinen Augen gelesen hatte. „Dafür dass ich mein Versprechen gebrochen und es dann abgestritten habe. Ich bin einfach-..." Ja, was eigentlich? „Stur und Stolz?" Beendete James meinen angebrochenen Satz, was ich mit einem Lächeln quittierte. Stur und Stolz beschrieben mein verhalten Perfekt. „Genau" Bestätigte ich seine Vermutung noch einmal und lächelte immer noch. Wir schwiegen einige Sekunden in denen wir uns einfach wie gebannt in die Augen sahen, bis meine Beine anfingen wehzutun und ich beschloss einen weiteren Versuch zu starten ein wenig zu schlafen. „Ich...ähm...geh dann mal wieder." Murmelte ich und ging gemächlich zurück zu meinem Zimmer. Langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen, bis mir etwas einfiel, was ich noch loswerden wollte. „James?" Fragte ich, drehte mich aber nicht zu ihm um. „Ja?" Forderte er mich auf weiterzusprechen. „wir sind Quitt." Sagte ich ihm. „Ich habe dir geholfen, du hast mir geholfen, ich habe mich entschuldigt und du dich bedankt. Wir sind Quitt." Wiederholte ich noch einmal. Von James hörte ich nichts. Nicht einmal das Geräusch eines Atemzuges. „Was heißt das?" Fragte er mich nach einigen Momenten der Stille. „Ich weiß nicht." Gab ich zu und senkte betreten den Blick. „Entweder das hier hört auf, alles wird wie vorher und ich kann mein Versprechen doch noch halten, oder wir machen da weiter wo wir aufgehört haben." Wieder sagte James nichts, ebenso wenig wie ich. Langsam fing ich an mich nach vorne zu bewegen. Ich stand immer noch mit dem Gesicht zu meiner Zimmertür und machte einen Schritt vor den anderen bis ich die Tür erreichte, meine Hand um die Türklinke schloss und sie Öffnete. Nachdem ich einen Schritt über die Türschwelle gemacht hatte drehte ich mich noch einmal um und sah zu James, wie er da so mit karierter Boxershorts, T-Shirt, zerwuschelten Haaren und einer Ratlosen Mine stand. „Gute Nacht, James." Sagte ich noch leise, bevor ich die Tür hinter mir schloss und erst einmal Tief durchatmete. Ich schloss die Augen, ging blind durch mein Zimmer und setzte mich (wie durch ein Wunder) Heil auf die Bettkante. Ich stöhnte und vergrub verzweifelt mein Gesicht in den Händen. Was wenn James sich gegen mich und für die Normalität entscheiden würde? War es überhaupt fair ihn mit dieser Entscheidung allein zu lassen? Konnte man so etwas überhaupt von der einen Sekunde auf den andere entscheiden? Nein konnte man nicht, genauso wenig wie es fair war ihn vor der Tür stehen zu lassen. Ich würde wieder einmal die ganze Nacht mit meinem Gewissen kämpfen müssen, und da nahm ich doch lieber die kurze, schmerzlose Variante. Wieder einmal stand ich auf und ging energisch auf die Tür zu doch gerade als ich die Türklinke herunter drücken wollte, hörte ich ein klopfen. Kurz darauf öffnete sich die Tür ohne mein Zutun und James betrat den Raum. Er sah so erschöpft aus, dass jeder der ihn so sehen würde vermutet hätte er ist gerade einen Marathon gelaufen, doch anscheinend hatten Entscheidungen die er zu treffen hatte eine ähnliche Wirkung auf ihn. Er sah mich an. In seinen Augen lag eine stumme Frage, die ich ohne zu zögern mit einem kaum merklichen nicken beantwortete. Dies sah er scheinbar als eine Bestätigung denn James verkürzte den Abstand zwischen uns auf ein Minimum in dem er einen Schritt auf mich zu machte, er beugte sich zu mir herunter, legte seine Hände in meinen Nacken und legte seine Lippen auf meine. Dieser Kuss hier war weder dazu bestimmt, einen von uns zum Schweigen zu bringen oder irgendjemandem etwas beizubringen. Dieser Kuss war echt und das konnte niemand bestreiten. James küsste mich weil er es wollte und dass allein Zählte für mich. Oh Merlin. James hatte sich doch richtig entschieden.
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Küss mich, Potter! Die Fortsetzung
FanfictionIn dieser ff läuft James Lily nicht ständig hinterher. Doch trotz eines Zwischenfalls, der Lilys nicht vorhandene Fähigkeiten im Bezug auf ihren Freund in Frage stellt, muss sie James um Hilfe bitten und die beiden sind gezwungen "zusammenzuarbeiten...