Dicht gedrängt folge ich Harry in das dunkle Loch. Hinter mir folgen uns Jason und Felix. Ich bin ganz froh in der Mitte laufen zu können, so fühle ich mich gleich etwas sicherer. Die Wände erscheinen mir so eng, dass ich das Gefühl habe nicht atmen zu können. Ein komisches Gefühl bildet sich in meinem Brutkorb und es fühlt sich an, als ob dieser unter seiner Massigen kraft zu zerbersten droht. Ich fühle, wie sich dieses komische Gefühl vergrößert langsam und in einer so großen Menge, dass es schmerzt. Ich muss raus aus diesem engen Gang. Wie weit ist es denn noch? Da bis jetzt auch keiner der Jungs etwas gesagt hat, wage ich es auch nicht einen Ton heraus zubringen.
Die Luft um uns herum ist feucht und auf eine seltsame Art und weiße kühl. Es riecht vermodert und fahl. In meinem Kopf herrscht ein schreckliches Durcheinander, Schweißtropfen kleben mir auf der Stirn und das Blut pumpt in Höchstgeschwindigkeit. Mein Atem verschnellert sich. Durch das gebückte laufen verkrampfen sich die Muskeln in meinem Rücken.
,,Keine Sorge, nur noch knapp dreißig Meter und dann wird der gang höher und breiter", flüstert Harry, der meinen leichten Panikanfall bemerkt zu haben scheint.
Als Antwort nicke ich einfach nur, mir ist klar das er das nicht sehen kann, aber kein Laut schafft es über meine zitternden Lippen zu kommen. Mein Gefühl für den zurückgelegten Weg verschwimmt, ich kann nicht sagen wie weit wir noch in diesem Gang ausharren müssen. Endlich kann ich durch den Schein der Taschenlampen erkennen, dass die Wände breiter werden und ich meinen Oberkörper aufrichten kann. Bald kann ich komplett aufrecht laufen und es ist mir möglich meine Arme zu den Seiten auszustrecken. Der druck aus meinem Brustkorb beginnt sich aufzulösen, mein ganzer Körper kribbelt, als sei er eingeschlafen. Als ich an mir hinunter sehe kommt es mir so vor als stünde ich unter Strom. Erleichtert Atme ich aus. Die Wände sind mittlerweile so breit, dass wir alle nebeneinander Laufen können. So geht das ganze noch mindestens eine halbe Stunde weiter, bis die Decke über uns so hoch ist, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Sie verliert sich in einer Dunkelheit, die von dem schein der Taschenlampen nicht mehr erfasst werden kann. Wir laufen noch ein kurzes Stück weiter, bis wir zu ein paar großen Steinen gelangen. Hier bricht Felix endlich das lange Schweigen:,,Ich denke es ist Zeit für eine kurze Rast." Seine Stimme durchschneidet die Stille wie eine scharfe Klinge. Erleichtert stoße ich einen tiefen Seufzer aus, während ich mich auf einen der großen Steine setze. Meine Muskeln fühlen sich an als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir. Alles in allem fühle ich mich schlapp und ausgelaugt, erst jetzt merke ich wie kaputt ich wirklich bin. Was würde ich jetzt nicht alles für ein kuscheliges Bett geben. Oh, wie ich dann in die weiche Matratze sinken würde und die Decke.......
,,Ach Alison", Jason leuchtet mit seiner Taschenlampe in meine Richtung und unterbricht mich somit in meiner Tagträumerei, ,,Jetzt brauchen wir deine Streichhölzer."
Streichhölzer? Wie kommt er denn jetzt drauf.
Die Fragezeichen in meinem Gesicht erkennend lacht dieser nur als Antwort, obwohl seine Gesichtszüge ernst wirken:,,Ich wusste genau das du etwas Vergessen würdest, wie gut das ich extra welche eingepackt habe."
Da ist auch etwas von Tadel in seiner Stimme zu erkennen. Direkt nachdem seine Worte in meinem Kopf angekommen sind und ich erst einmal verstanden habe, was er da gesagt hat, wird mir bewusst das ich total vergessen habe Streichhölzer einzupacken. Na toll, dieses eine mal hätte ich wirklich auf mein Gefühl hören sollen.
,,Verdammt! Ich dachte wirklich ich hätte alles eingepackt", gestehe ich mit gesenkter stimme. Das Licht von Jasons Taschenlampe umhüllt mich dabei so, als würde ich direkt in dem Licht eines großen Scheinwerfers stehen oder mich direkt in dem Licht eines verhörs befinden, was zu meiner jetzigen Situation besser passen würde.
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Die Gejagten
FantasyWas ist wenn du in einer Welt lebst, in der dein Leben von einer dunklen Macht kontrolliert wird. Du kannst nicht sterben, außer an Altersschwäche. Du lebst einzig und allein in der Stadt, in der du geboren wurdest und kannst nicht weg. Du musst nac...