Wie es dazu kam, dass ich die Zwerge verließ

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Ich saß den Rest des Abends in meinem Zimmer.

Gedankenverloren stieg ich schließlich in mein Bett. Noch nie hatte ich so unruhig geschlafen, weder auf dieser Reise noch sonst wo.
Das Bett war kuschelweich und eigentlich war der Schlaf in Bruchtal immer der beste.

Ich dachte darüber nach, was ich zu Kili gesagt hatte. Dass ich Fili nicht liebte. Meine Aussagen stimmten nicht miteinander überein, soviel wusste ich. Eben hatte ich Fili noch gesagt, dass er mich irgendwie verrückt machte, schon hatte ich Kili erklärt, dass ich seinen Bruder nicht liebte. Vielleicht begriff ich nun, warum Männer Frauen als kompliziert bezeichneten.

Ich konnte mich nicht entscheiden. Ich wollte es auch nicht. Vielleicht wäre es besser alles hinter sich zu lassen und ohne die Zwerge in die Eisenberge zurückzukehren. Der Weg bis zum Düsterwald war noch lang und bis dahin würde ich noch ewig bei den Zwergen und damit auch Fili und Kili bleiben müssen. Sicher würde mir Elrond den Gefallen tun und mir ein Pferd leihen. Ich war es schließlich gewohnt alleine zu reisen, hatte mich stets selbst verteidigt, ob durch mein Schwert oder durch Worte. Da würde ich es auch diesmal nach Hause schaffen.

Mit ungutem Gewissen schlief ich nun ein. Als ich wieder aufwachte graute der Morgen und es war still im Hause Elronds. Leise stand ich auf, machte mich frisch und zog mich um. Meine Entscheidung war gefallen. Ich würde keine weitere Nacht unter den Zwergen weilen. Thorin Eichenschilds Kompanie würde das tun, was sie vorhatte und ich würde ebenfalls das tun, was ich musste. Nach Hause zurückkehren und weiter den Boten spielen: Nachrichten überbringen, Verhandlungen in der Fremde führen, Gesandte geleiten und in diesen Zeiten womöglich viel spionieren. Ich wusste, dass Dain jeden und alles ausspionieren ließ, ob Feind oder Freund. Er wusste immer Bescheid über das, was gerade in der Ferne vor sich ging. Er hatte mich erwählt, um seinem Vetter die wichtige Botschaft zu überbringen, jedoch hatte er damit rechnen müssen, dass ich womöglich nicht mehr von meiner Reise zurück kehren würde, aber dieses Risiko nahm ich jedes Mal in Kauf. Doch irgendwie hatte ich diesmal ein ungutes Gefühl. Das Land hatte sich verändert. Ich übte meinen Beruf nun schon länger aus, doch auf der Reise hierher hatte ich festgestellt, dass immer mehr Orks unkontrolliert durch die Lande streiften. Doch diesmal war es anders. Sie schienen sich zusammenzuschließen und ihren sonstigen Zwist bei Seite gelegt zu haben. Ich traute keinem der Ork-Führer zu die eigentlich untereinander zerstrittenen Orks vereinigt zu haben, das wäre zu viel des Guten.

Rasch zog ich meine lederne Hose und ein dunkles Hemd an. Meine langen Haare ließ ich mir frei über die Schultern fallen, bis auf den oberen Teil, den ich zu einem Knoten flocht und an meinem Hinterkopf feststeckte. Über das relativ dünne Hemd, trug ich ein Korsett, dass ich hastig band, sodass es nicht exakt anlag, dafür war ich fiel zu unkonzentriert. Mein Waffengürtel lag schon bereit dafür, ihn um meine Hüfte zu schnallen. Über meine Schultern warf ich einen Mantel, der Fell am Kragen hatte, was mich ausreichend wärmen sollte.

Ich verließ das Zimmer und schlich den Gang entlang. Es schien noch keiner wach zu sein, jedenfalls hörte ich lautes Schnarchen aus einigen Zimmern, was mich schmunzeln ließ. Die störrischen Zwerge hatte schließlich also doch Ruhe in "feindlichen" Bruchtal gefunden.

Ich dachte darüber nach darauf zu warten, das Thorin wach wurde, um ihm mitzuteilen, das ich seiner Gemeinschaft nicht länger beiwohnen würde, doch ich entschloss mich dazu das lieber sein zu lassen. Ich sollte verschwinden, solange mich niemand daran hinderte.

"Claydra?", hörte ich jemanden leise fragen.

Bei Durins Barte, wie sollte ich jemals hier verschwinden können? Für einen kurzen Moment dachte ich daran, einfach weiterzugehen und so zu tun, als hätte ich nichts gehört, bis ich mich schließlich doch umdrehte und Bilbo in einer Ecke sitzen sah.

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