Kalte Augen, warme Hände

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"Was?", fragte ich schockiert.
Kilis warmer Atem streifte mein Ohr.
"Ach.
Die Frauen."
"Was soll das heißen?", verhört ich ihn beinahe wütend.
Wenn jetzt etwas frauenfeindliches kommen würde, konnte er sich auf einen heftigen Schlag gefasst machen.
Bereit zum Schlag ballte ich meine Faust.
"Du bist anders als alle anderen Zwerginnen, die ich je kennen lernte."
Er starrte nervös in der Gegend herum.
"Waren es denn soviele? Und seid wann sind wir beim Du?", erkundigte ich mich.
Meine Augenbrauen wanderten wie von selbst nach oben.
Er lächelte:
" Seid eben. Was glaubst du?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Sein Blick blieb hart.
"In deinem Alter?
Du kennst 30 mit Namen, hast aber keine abbekommen."
Kili lachte laut.

"Was ist so lustig?", horchte eine neue Stimme nach.

"Sie hat nur etwas geschätzt.
Aber dennoch, du bist anders als andere Frauen."
Kili wendete sich ab und ging fort zu den übrigen Zwergen.

"Mein Bruder redet viel sinnloses Wirrwarr."
Unwillkürlich musste ich anfangen zu kichern.
Ich versuchte aufzuhören, doch es ging nicht.
Beschämt und leider auch ziemlich belustigt tat ich so als wäre am Boden etwas, das ihr begaffen könnte.
Fili hob meinen Kopf am Kinn an.

Schlagartig hörte ich auf zu kichern.
"Was war so lustig?"
Er quetscht mich so lange aus, bis ich etwas von mir gab.
"Frauen haben das so an sich.
Die lachen dann, wenn es kein anderer jemals tun würde."
Er nickte lächelnd und ließ meinen Kopf sanft los.

"Du bist mysteriös", behauptete er.
"Ja, so mysteriös, wie ein offenes Buch."
Er schüttelte den Kopf und nahm meine Hand, damit ich stehen blieb.

Er schaute mir tief in die Augen.
Ich hasste es, jemanden so anzuglotzen, vor allem wenn er einen so fesselte, wie Fili.
Seine eisblauen Augen strahlten, wie ein See über dem die Morgensonne aufging.

Die Hand, die meine Hand fest umgriff, war rau.
Männlich, würden andere sagen.
Egal, sie war warm und zwischen ihr und meiner eiskalten entstand eine Art Spannung.
"Das stimmt nicht", gelobte er.
"Woher willst du das wissen?"
Er ließ meine Hand los.

"So ein Gefühl."

Dann verschwand er wieder.
Diesmal starrte ich ihm nicht hinterher, wer wusste schon, ob Kili nicht wieder seine Augen aufhielt.
Ich fand ihm am Feuer wieder und hockte mich zu ihm.

Ich kämmte meine Haare und aß etwas.
Kili warf Stöckchen ins Feuer.

"Wieso bist du nicht wieder direkt nach Hause in die Eisenberge gegangen?", flüsterte er.
"Na ja, auf dem Weg habe ich nachgedacht.
Jeder hat ein Zuhause verdient. Das war einer der Gründe, warum ich nicht sofort wieder weg bin.
Und der zweite war der, der mir ein wenig Angst macht.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte, wenn ich Zuhause eintreffen würde."
"Was?!", rief Kili empört.

"Ich wusste nicht, was ich machen sollte.
Stell dir vor, du schaust aus einem Fenster. Vor dir der blaue Himmel und Kinder, die ihre Drachen steigen lassen.
Du sitzt da und weißt, du wirst zu nichts gebraucht.
Du hast niemanden und nichts, was dich braucht.
Das war ein Grund hierzubleiben."

Das verstand keiner hier.
Diese Leere, die man so oft fühlte.
Wenigstens hatte ich hier das Gefühl, gebraucht zu werden.

Ein Schrei hallte durch die Ebenen.
"Was war das?", fragte der Hobbit Bilbo erschrocken.
"Ein Ork", antwortete Fili, der mittlerweile auch am Feuer saß.
"Die verfolgen uns?!", murmelte ich leise, sodass es vermutlich niemand hörte.

"Ork?" Nach seinem Tonfall zu urteilen wusste er nicht, was das war.
"Ein Feind von jedem, der bei Sinnen ist", gab ich zurück.
Kili lächelte und erzählte:
"Monster. Sie greifen nachts an. Keiner schreit. Viel Blut."
Er sah Bilbo direkt in die Augen.
Der Hobbit fürchtete sich.
Kili fing an leise zu lachen.
Ich und Fili stimmten mit ein.

Thorin sprang auf und sagte wütend:
"Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht für spaßig?!"
Kili erklärte sich:
"Wir haben uns nichts dabei gedacht."
"Ja,
denn ihr wisst nichts von der Welt. Wenigstens von Euch hätte ich mehr erwartet!"
Thorins eiskalter Blick traf mich.

Das ließ ich mir nicht bieten.
Wütend stand ich auf:
"Ich weiß wohl, was das ist!
Mein Vater wurde von ihnen getötet.
Meine Mutter wurde von ihnen getötet.
Mein Bruder wurde von Orks getötet!
Und sagt mir jetzt nicht, dass ich nichts von Orks wüsste!
Nur weil Ihr schlechte Laune habt, lasst sie nicht an uns aus!"
Thorin trat zornig zurück.

Fili zog mich wieder zurück auf den kalten Stein.
"Er meint das nicht so, glaub ich", meinte Fili.

"Du hast Recht, Fili!", mischte sich Balin ein.
Er war ein alter, weiser Zwerg.
Aber dennoch ließ ich mich nicht so von Thorin schikanieren.
"Er hat mehr Grund als die Meisten Orks zu hassen.
In der Schlacht von Moria, als unsere Truppen schon geschwächt waren wurde zu allem Übel auch noch unser Anführer getötet.
Der bleiche Ork, Azog der Schänder, hat ihn enthauptet.
Wir waren anführerlos. Doch dann sah ich ihn. Einem jungen Zwergenprinzen.
Mit nichts als einem Eichenschild bewaffnet, trat er dem bleichen Ork entgegen.
Er schlug ihm seine Hand ab und sein Ork-Pack trug ihn weg.
Wir drängten die Orks an diesem Tag zurück.
Doch wir sangen nicht an diesem Abend. Zu viele Tote hatten wir zu beklagen.
Doch im Stillen sagte ich mir:
Diesem Einen will ich folgen,
diesen Einen kann ich König nennen!"

Thorin drehte sich majestätisch um.
Die Zwerge verneigte sich vor ihm.
Er lächelte ihnen zu.
Auch Fili und Kili wirkten auf einmal nachdenklich.
Vielleicht dachten sie über die Dinge nach, die sie wohl vollbringen würden.
Auf Fili lag eine große Last.
Kili konnte sich im Schatten seines Bruders ausruhen.

Ich ging vom Feuer weg und suchte mir einen Schlafplatz.
Ich war müde und meine Gedanken galten dem Schlafen.
Die Decke reichte mir bis zum Kinn.
Ich schloss meine Augen und blendete die Gespräche der Zwerge aus.
Jemand rüttelte an meiner Schulter.
Sanft.
"Mhm?", fragte ich.
"Hier. Lege deinen Kopf da drauf!"
Es war Fili.
Ich drehte mich zu ihm.
"Wo hast du das her?", wollte ich wissen.
"Ich habe es mitgenommen. Nehm es, bitte!", wünschte er.
Ich schüttelte den Kopf und drückte es gegen ihn.
"Behalte es. Ich schlafe auch so wie ein Murmeltier", witzelte ich.
Er lachte.
Dann ging er.
"Es tut mir Leid, wegen deiner Familie, Claydra.
Ich weiß nicht wie es ist, soviel zu verlieren, aber ich kann mir vorstellen, dass es mehr als schlimm ist", wisperte er.
Ich schaute ihn an.
"Du hast auch viel verloren. Vielleicht kanntest du es nicht, aber trotzdem vermisst du es."
Er nickte.
"Stimmt."

Hi!
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Mich motivieren Votes und Kommentare sehr.
Also würde ich mich freuen, falls ihr ein paar hinterlasst.
LG
Amelie:*


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