Einige Zeit war vergangen. Es hatte zu regnen begonnen und die Flammen hatten sich zurück gezogen. Silver jedoch stand noch immer am Eingang der Höhle und regte sich nicht.
„Er ist wie in Trance", murmelte Black und trottete in Richtung seines Freundes.
„Geht es ihm gut?", wieherte Puma hinter ihm besorgt. Black wandte dem gescheckten Hengst den Kopf zu und zuckte mit ebenso beunruhigter Miene mit den Schultern. Sachte berührte der schwarze Hengst die Flanke seines Freundes, während er sich ihm vorsichtig näherte. Keine Reaktion.
„Kumpel?", schnaubte Black, „Hey, wir sind in Sicherheit. Du kannst jetzt aufhören."
Nichts.
Erst, als Black Silver einen groben Hüftschwung verpasste, geriet dieser aus der Balance und stürzte erschöpft zu Boden. Der milchig weiße Schimmer, der ihn umgeben hatte löste sich ganz langsam in Luft auf, doch Silver rührte sich noch immer nicht.
„Silver!", japste Puma und eilte umgehend zu Hilfe. Black hatte nachdenklich die Ohren angelegt und lauschte nun an Silvers Nüstern.
„Lebt er noch?", schluchzte Puma verzweifelt. Black antwortete ihm zuerst nicht, was den scheckigen Hengst jedoch noch viel hysterischer werden ließ.
„Black! So antworte doch!"
Black hob den Kopf und nickte leicht, dann sah er zu Silver Light und Thufur herüber, die neben ihrem neugeborenen Fohlen lagen und mit geweiteten Nüstern, angelegten Ohren und vor Furcht weißen Augen das Geschehen beobachteten.
„Er lebt, aber er ist sehr erschöpft. Kümmert ihr euch um euer Fohlen. Ich kenne ganz viele Zauber, die ihm sicherlich helfen."
Das war eine Lüge, dachte Black. Er kannte nur einen einzigen, von dem er nicht einmal wusste, ob er an einem Pferd funktionierte. Aber die Lüge tat ihren Zweck und Light und Thufur wandten sich wieder ihrem neugeborenen Fohlen zu. Das Fell des kleinen war kohlrabenschwarz.
Wahrscheinlich vom Ruß und von der Asche, dachte Black. Wenn Light den kleinen erst einmal sauber geleckt hatte, würde man sicherlich mehr erkennen. Bis dahin musste er sich allerdings erst um Silver kümmern.
Black tat einige Schritte aus der Höhle in den Regen und prüfte die Luft. Es roch nach Asche und Staub. Wenn er Glück hatte, konnte genau das finden, was er für seinen Plan brauchte, um Silver wieder auf die Beine zu kriegen. Es wusste auch schon, wo er danach suchen musste.
Asche hatte sich über den Boden gelegt. Nichts als Asche. Alles Leben war darunter verschwunden. Doch schon bald, das wusste Black, würde diese Welt wieder in neuem Leben erblühen. Viel schöner und viel lebendiger, als je zuvor.
Mit einen Schnauben teleportierte sich Black in die nahe gelegenen Berge, wo Delta mit seiner Herde der Kraft ihr Lager aufgeschlagen haben musste. Aber zu ihm wollte Black im Moment nicht. Was er suchte lag hier zwischen Fels und Geröll.
„Steine gibt's hier ja wie Sand am Meer. Wie soll ich da nur finden, was ich brauche?", da stieß sein Blick auch schon auf etwas glitzerndes im Boden. Ein Kristall, der im Sonnenlicht seltsam milchig schimmerte.
„Ein Mondstein!", wieherte Black erfreut, „Bingo!"
Mit den Hufen begann er wild das Geröll um den Kristall herum abzugraben, dann ergriff er den glänzenden Stein mit den Lippen und teleportierte sich zurück zu dem Ort, an dem Silver lag. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt, seit er weg gewesen war.
„Black, ich glaube sein Atem wird schwächer!", wieherte Puma mit Tränen in den Augen. Er hatte sich hinter seinen Freund gelegt, um ihn warm zu halten, doch es half nichts. Silver war eiskalt.

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Silver Heart - Die Legende des silbernen Hengstes
FantasyTeil 3 der Trilogie über Silver Proud, den silbernen Hengst, der einst die Dimension Nimarya vor der bösen Magierin Kayla beschützte. Nun wird die Geschcihte mit seinem Enkel, Silberherz, weitergeführt. Eine dunkle Gestalt erhebt sich, die Nimarya...