„Silberherz, bleib stehen!", wieherte Silver Proud mit lauter Stimme, doch Silberherz rannte lachend weiter. Ächzend machte der alte Hengst Halt, um nach Luft zu schnappen. Der kleine Jährling war einfach viel zu schnell für ihn.
„Opa! Nun komm schon! Ich will doch trainieren, damit ich mal genauso groß und schnell werde wie du!"
„Du überholst mich doch jetzt schon im Schlaf, du kleiner Wirbelwind!", lachte Silver Proud und stupste seinen Enkel spielerisch an, „Du bist dran! Wer als erster an der Trauerweide ist!"
Vor Freude schrie Silberherz auf und schoss wie ein Silberpfeil an seinem Großvater vorbei, den Hügel hinauf. Unter der alten Trauerweide kam er zum Stehen und bäumte sich auf. Als Silver den Baum auf dem Hügel erreichte, legte Silberherz jedoch nur trotzig die Ohren an.
„Du hast mich gewinnen lassen!", schnaubte er enttäuscht.
„Beim großen Kosmos, das habe ich nicht! Ich schwöre!", schnaufte Silver außer Atem. Schon jetzt hatte der Kleine mehr Energie, als ein Bär mit Bienen im Pelz. Was würde nur aus ihm werden, wenn er erst einmal ausgewachsen war?
„Ich fasse es immer noch nicht, wie schön es hier ist!", hauchte Silberherz, als sein Blick über das weite Tal schweifte, „So oft war ich schon mit dir hier oben und jedes Mal entdecke ich ein neues Fleckchen Land, das du mir noch nicht gezeigt hast."
Silver stellte sich neben seinen Enkelsohn und genoss den warmen Sommerwind, der ihm durch die Mähne zauste. Ganz kurz strich ihm der süßliche Duft von Faladar über die Nüstern und Silver wusste, dass sie nicht alleine auf der Anhöhe waren. Ihm wurde warm ums Herz.
„Huch? Was ist denn das da hinten?", fragte Silberherz plötzlich und kniff die Augen gegen das Sonnenlicht zusammen, „Ist das Rauch, der da aufsteigt?"
Silver spitzte die Ohren und spähte ebenfalls in die Ferne. Irgendwo im Wald, sehr weit weg, stieg eine dunkle Rauchwolke über den Bäumen gen Himmel.
„Ein Waldbrand", schnaubte Silver, „Seltsam. Das ist schon der zweite innerhalb von einem Jahr."
Silberherz beobachtete mit interessiert gespitzten Ohren, wie Silver besorgt in die Ferne starrte und schließlich nachdenklich den Kopf zur Seite legte.
„Was werden wir jetzt tun?", fragte er, doch Silver schüttelte bereits den Kopf.
„Nichts werden wir tun. Mit den Naturgewalten sollten sich Pferde wie wir nicht anlegen. Das ist viel zu gefährlich."
„Bringst du mir dann wenigstens ein paar neue Zauber bei? Was soll ich denn mit einem Regenzauber und einem Windzauber groß anfangen können?"
Silver Proud lachte. „Vielleicht ein andern mal, Kleiner! Ich muss dem Rat der Hengste von deiner Entdeckung berichten. Das hast du gut gemacht!"
„Findest du?", fragte Silberherz und reckte stolz den Kopf in die Höhe. Sein Herz tanzte vor Freude über das Lob in seiner Brust herum. Sein Großvater hatte ihn gelobt. Vielleicht hatte er ja ganz besondere Leithengst-Sinne. Er würde ganz bestimmt schon bald genau so sein wie sein Großvater! Nein, vielleicht sogar noch besser.
Silver Proud wandte sich jedoch nur schnell ab und trabte den Hügel hinunter. Silberherz schreckte aus seinem Tagtraum hoch und schaute Silver verdutzt hinterher.
„Du kannst so lange ja mit Snow spielen gehen!", rief Silver Proud Silberherz über die Schulter zu. Dann eilte er davon. Na toll.
Silberherz scharrte unbeholfen mit dem Huf auf der Erde herum. Was sollte er denn jetzt nur tun? Snow war seine beste Freundin, aber er konnte doch nicht ständig zu ihr rennen, wenn ihm langweilig war. Am Ende dachten alle noch, er sei verliebt. Es schüttelte ihn bei dem bloßen Gedanken daran. Er würde sich niemals verlieben. Ganz bestimmt nicht. Das wäre ja richtig peinlich.

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Silver Heart - Die Legende des silbernen Hengstes
FantasyTeil 3 der Trilogie über Silver Proud, den silbernen Hengst, der einst die Dimension Nimarya vor der bösen Magierin Kayla beschützte. Nun wird die Geschcihte mit seinem Enkel, Silberherz, weitergeführt. Eine dunkle Gestalt erhebt sich, die Nimarya...