Kapitel 8

157 15 1
                                    

Als das Licht erlosch, war der Gorgyn erneut verschwunden. Silver spürte seine Anwesenheit nicht mehr und auch der Waldbrand war erloschen. Staub wirbelte auf der Lichtung umher und gab den Blick auf einen kleinen, silbergrauen Körper frei, der schwer atmete und mit zitternden Nüstern nach Luft rang.

„Silberherz", schnaubte Silver liebevoll, „Silberherz, was hast du dir dabei gedacht?"

„Habe ich es geschafft?", flüsterte Silberherz und blickte aus halb geschlossenen Augen zu seinem Großvater auf, „Habe ich dich gerettet?"

„Das hast du, Laoch Mór. Großer Krieger. Ja, das hast du."

Silberherz antwortete nichts weiter. Sein Kopf plumpste erschöpft in den Staub zurück. Besorgt blickte Silver auf und sah Snow auf der anderen Seite der Lichtung stehen. Schuldbewusst scharrte sie mit den Hufen und ließ die Ohren baumeln.

„Das ist alles meine Schuld", jammerte sie, „Ich habe ihn überredet, euch zu folgen. Er wollte um keinen Preis mitgehen, aber ich habe ihm gesagt, dass ihr euch in Gefahr begebt und da wollte er euch natürlich helfen."

Erstaunt blickte Silver auf seinen Enkel herab. Er mochte zwar wie ein Jährling aussehen. Doch tief in ihm schlug das Herz eines tapferen Leithengstes. Silberherz hatte ihm das Leben gerettet.

„Wir müssen Faladar-", Silver stockte mitten im Satz und schüttelte dann mit hängenden Ohren den Kopf, „Wir müssen Timidus benachrichtigen! Er müsste hier ganz in der Nähe leben. Am besten ist es, wenn wir sofort aufbrechen!"

Puma, Black und Delta luden den Jährling auf ihre Rücken und trugen ihn sanft den Weg zu Timidus Lagerort. Zum teleportieren waren sie alle viel zu aufgewühlt.

„Puma, Black, Delta, Snow?", schnaubte Silver leise, während sie liefen. Seine Begleiter spitzten die Ohren, „Niemand wird je davon erfahren, was wir heute im Wald gesehen haben, habt ihr mich verstanden?"

Seine Freunde nickten.

„Ich möchte die Herde nicht unnötig in Panik versetzen. Zumindest noch nicht", fügte er leise bei sich hinzu.

Es dauerte nicht lange, da erreichte der kleine Trupp das Kiesfeld in Bergnähe, wo Timidus hauste. Der schneeweiße Hengst war allen Anscheins nicht zu Hause. Alles war ruhig und kein Blatt auf der sonst so belebten Lichtung bewegte sich.

„Timidus!", wieherte Silver in den Wald hinein, erhielt jedoch keine Antwort.

„Legt ihn auf dieses Fleckchen Gras und bitte sorgt dafür, dass er es gemütlich hat. Dieser kleine Hengst hat uns heute einen großen Dienst erwiesen", schnaubte Silver Puma und Black zu. Die beiden nickten und luden Silberherz vorsichtig von ihren Rücken hinunter. Silberherz murrte ungehalten und öffnete für einen Moment die Augen. Sein Kopf hing schlaff an seinem Hals herunter und er schien nicht einen Funken Kraft mehr zu besitzen.

„Black, du bist doch sonst immer so schlau. Kennst du nicht einen Weg, wie man ihn heilen kann?", fragte Puma, als er Silberherz einen weichen Blätterhaufen unter dem Kopf zusammen schob. Black warf ihm einen missmutigen Blick zu und schnaubte dann:

„Kein Zauber der Welt ist so wirksam gegen innere Verletzungen, wie die richtige Kräutermischung aus den Hufen eines gelernten Kräuterpferdes. Solang ich nicht weiß, was ihm wirklich fehlt, werde ich mich hüten einen neuen Zauber an ihm auszuprobieren!"

„Äußerlich scheint ihm ja nichts zu fehlen. Vielleicht ist er einfach erschöpft?", schnaubte Delta besorgt.

„Das mag gut sein, Delta. Aber ich möchte auf Nummer sicher gehen", schnaubte Silver, „Das bin ich ihm schuldig."

Silver Heart - Die Legende des silbernen HengstesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt