Tess und der Beginn ihres wilden Lebens (DWK FF)

5. Kapitel - Der perfekte Fallrückzieher

Vanessa meinte, dass sie im Mittelfeld spielen würde. Raban erzählte, er sei 'Ersatztorjäger' und von Joschka kam die Antwort, dass er der 'allerletzte Mann' sei, demnach also in der Abwehr spielen würde. „Wieso 'Ersatz'-Torjäger und 'allerletzter' Mann?", hinterfragte ich die interessanten Bezeichnungen ihrer Positionen. „Na ja, Joschka und ich sitzen normalerweise auf der Ersatzbank, weil wir angeblich nicht gut genug sind". Ah ja, ich glaube, ich verstehe, warum Leon die zwei in mein Team beordert hat.
„Also, normalerweise spiele ich im Sturm, du ja augenscheinlich auch, Raban. Würdest du für dieses Spiel bitte im vorderen Mittelfeld spielen, da brauchen wir noch jemanden", meinte ich zu dem Brillenträger. Er schaute alles andere als erfreut, nickte aber schlussendlich. Nachdem wir das geklärt hatten, besprachen wir noch in drei, vier Sätzen unsere Taktik. Dann meinte Leon, dass die Zeit um sei. Er erklärte noch kurz, dass wir zweimal zehn Minuten spielen würden. Wenn mein Team gewinnen würde, an dieser Stelle betonte er noch einmal, für wie unwahrscheinlich er dies hielt, dann dürfte ich öfters mitspielen. Wenn nicht, dann nicht.
Ich machte den Zirkus sowieso nur mit, weil ich bock aufs Fußballspielen hatte. Und um Leon zu demonstrieren, dass man Mädchen nur wegen ihres Geschlechts nicht unterschätzen sollte. Ob er das selbe auch bei Vanessa abgezogen hatte?

Ich sag es euch ja nur ungern, aber die spielten ziemlich gut. Doch ich merkte schnell, dass Leon nur selten abgab. Das machte ich mir zu nutzen und belagerte ihn ein wenig, sodass ich schon hinter mir genervtes Stöhnen vernahm, denn natürlich gab er nicht ab.
Ich luchste ihm also die Kugel ab und schoss zu Vanessa. Sie wiederum pfefferte den Ball ins Tor, doch mein lieber Zwilling musste ihn von der Zielgeraden abbringen. Aber er hatte nicht mit mir gerechnet, denn ich fing das Leder ab und schoss es mit viel Schwung in die andere Ecke. Markus, der Unbezwingbare, hatte keine Chance. Der Ball landete im Netz, und Vanessa und ich klatschten uns ab. Die Jungs in Leons Mannschaft sahen sauer ihren Anführer an. Er und sein Egotrip waren schließlich schuld daran, dass wir führten.
Doch wir hatten noch nicht gewonnen, denn wir hatten erst acht Minuten gespielt. Deswegen ging es auch direkt weiter. Marlon versuchte, an mir vorbei zu Deniz zu passen, doch ich schnappte mir die Kugel und spielte sie zu Raban. Der Junge wirkte leicht überrumpelt, sodass Maxi den Ball erwischte und mit einem enormen Tempo an Markus vorbei ins Netz donnerte. Verdammt, das war der Ausgleich! Die ersten zehn Minuten waren um und Maxi wurde bejubelt.
Wir machten fünf Minuten Pause, um was zu trinken. Danach ging es weiter, doch es änderte sich nicht mehr wirklich was.
Klar, beide Seiten taten ihr Möglichstes, um das Spiel für sich zu entscheiden, doch es gab kein Tor mehr. In der letzten Minute dann ergab sich für Marlon aber die perfekte Gelegenheit, das zwei zu eins zu schießen. Das Leder flog ins Netz, doch Markus schmiss sich dazwischen. Die Kugel flog auf mich zu, und ich sah die perfekte Gelegenheit, meine 'Geheimwaffe' einzusetzen. Ich drehte mich mit dem Rücken zum Tor und sprang in die Luft. Der Ball war von Markus in einem steilen Winkel nach oben abgewehrt worden, doch ich konnte vergleichsweise echt hoch Springen. Ich erwischte das schwarze Leder und pfefferte es zurück ins Tor, vorbei an Markus. Dann ließ ich mich nicht wie bei einem normalen Fallrückzieher auf den Rücken fallen, sondern vollendete den Salto und landete auf beiden Füßen. Das Ganze hatten meine Freunde in Schweden immer 'den perfekten Fallrückzieher' genannt.
Man sah Erstaunen und Unglauben in den Augen der Jungs und Vanessa. Dann kam Leon auf mich zu: „Du hast es echt drauf, Tess. Wäre verdammt cool, wenn du öfters mal mitspielen würdest." Ich lächelte. Ja, es wäre cool, öfter mal mit ihnen zu spielen. Es machte echt Spaß. Auch wenn sie Mädchen gegenüber ihre Vorurteile hatten. Aber das würde ich schon zu ändern wissen.