6. Kapitel - Das können wir niemals bezahlen!

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Seitdem sind etwa zwei Wochen vergangen, in denen ich immer wieder mal mittrainierte. Ich verstand mich auch relativ gut mit allen, doch am besten mit Juli, Raban und Joschka.  Genau wie ich hatten sie eine gewisse Faszination für Technik. Besonders gut verstand ich mich jedoch mit Juli, der auch sehr gerne in der Natur war. Die war zwar hier in Grünwald nicht so schön, wie zu Hause in Schweden, aber aauch hier gab es einen etwas größeren Wald.
Die Wilden Kerle hatten mir auch eines Abends erzählt, wie sie den "Dicken Michi" und seine "Unbesiegbaren Sieger" letzten Endes vor zwei Jahren doch besiegt hatten, nachdem sie ihnen ihren geliebten Teufelstopf wegnehmen wollten. Bei den Namen fing ich bereits an zu lachen. Doch als sie mir verschiedene Situationen beschrieben, gab es kein Halten mehr für mich. Allein die Vorstellungen, die sich in meinem Kopf bildeten, waren urkomisch!

So verging eine lustige Zeit, doch dann kam der Brief vom DFB. Weil sie in irgendeiner merkwürdigen "Dimension 8" oder so spielten. Klang zwar cool, doch ich konnte mir absolut nichts darunter vorstellen. Ich nervte sie aber auch nicht mit Fragen.
Doch eigentlich geht es ja gerade um den Brief.
Wir erfuhren davon, als Markus mich mal wieder mit zum Training schleppte. Wir standen auf dem Hügel vor dem Teufelstopf und sahen Juli zu, wie er Willis Wohnwagen auf den Kopf stellte. Willi war der Trainer der Wilden Kerle, und ein, vielleicht etwas in die Jahre gekommener, aber herzlicher und ehrlicher Mann, der früher selbst Fußball gespielt hatte. S viel hatte ich bisher in Erfahrung bringen können.
Auf jeden Fall fuhren wir in den Teufelstopf und fragten Juli verwirrt, was zum Teufel er da eigentlich tue. Auf die aufgeregten Rufe seiner Mannschaft antwortete dieser nur: „Das könnt ihr vergessen!“ „Wie bitte?“ Fragte Leon verwirrt. Was könnte Juli nur wissen, was sie anscheinend noch nicht wussten? Doch es musste etwas sehr Ernstes sein, das konnte man aus Julis Stimmlage erkennen.
„Ja, kreuzkackendes Kümmelhuhn!“ Er wühlte weiter in den Sachen, die jetzt kreuz und quer vor dem Wohnwagen, in welchem Willi normalerweise anzutreffen war, herumlagen. „Da fährt dieser Willi“, er hielt eine Postkarte in der Hand, „in den Urlaub, und hier stürzt die Welt um uns ein!“ Wir schauten ihn nur verständnislos an. „Verflixt, was steht ihr hier noch rum? Wir müssen die Vereinskasse finden!“ Nachdem er seine Nase gerümpft hatte, als ob er sie soeben am Geruch hatte ausfindig machen können, zog er eine muffig aussehende, alte Socke aus einer Blechkanne mit den Worten: "Beim allmächtigen Fußballgott, da ist sie ja!" Er grinste, setzte sich dann auf den Boden und begann zu zählen. Doch mit der finalen Summe von 213 Euro und 87 Cent wirkte er mehr als unzufrieden, denn er meinte: "Das reicht nie im Leben!" 
„Ich verstehe kein Wort“, meinte Leon, umd sprach uns allen damit aus der Seele. Daraufhin zog Juli einen bereits in Mitleidenschaft gezogenen Brief mit den Worten: „Das kam heute Morgen vom DFB“ hervor.
Das Stück Papier machte die Runde und keiner konnte wirklich begreifen, was da geschrieben stand. Und ich am aller wenigsten, da ich nicht einmal behaupten konnte, auch nur irgendetwas zu verstehen.
Doch, eine Tatsache kam sogar bei mir an: Das, was der Verfasser des Briefes verlangte, war in keinster Weise im Teufelstopf vorhanden.
„Dafür bring ich die um!“, rief der Slalomdribbler verzweifelt und ließ sich auf den Boden fallen. „Ich sag's doch, 'wilde Racker', ich pack's nicht“, murrte mein Bruder und wiederholte so den Begriff, der im Brief stand und für tiefes Entsetzen gesorgt hatte. Nun ließen sich alle, einige unter ärgerlichen Ausrufen, auf den staubigen Boden des Teufelstopfes plumpsen.
„Das können wir niemals bezahlen!“, bemerkte schließlich Marlon, und griff somit Julis Aussage von vorhin wieder auf. „Wir nicht.... Aber ER! Ich rede von Mr. Hausarrest oder ‚Da fliegt mir doch glatt ein Globus vor den Kopf‘ “, äußerte Leon seine Idee. Gemeint war wohl Maxis Vater.
Als Maxi das bemerkte, wurde er blass und murmelte: „Nein, nur über meine Leiche!“ Doch der arme Junge wurde nicht erhört und Leon meinte, dass sie sich am nächsten Tag vor der Bank von Maxis Vater treffen wollten, mit ihren Klamotten für die Kommunion, sowie Haargel und Sonnenbrillen. Da ich mir auf keinen Fall diesen Anblick der Wilden Kerle entgehen lassen wollte, beschloss ich für den nächsten Tag, mich unauffällig vor der Bank zu postieren. Natürlich so, dass sie mich nicht sehen würde, versteht sich. Außerdem könnte ich, wenn sie dann wieder aus der Bank kommen würden, so tun, als ob ich nur wissen wollte, wie es gelaufen sei. Und nicht, um sie in diesem Aufzug zu sehen.
Doch ich konnte mir jetzt schon denken, dass Leons Plan scheitern würden. Wie um alles in der Welt sollte man denn bitte einen so harten Geschäftsmann, wie Maxis Vater laut der Erzählungen der Mannschaft einer sein sollte, dazu bewegen, Geld für etwas herzugeben, dass er hasst? Genau, gar nicht! Es dürfte ihm wahrscheinlich sogar ein Vergnügen sein, die Mannschaft in einer so verzweifelten Lage zu sehen. Mal sehen, was Markus so berichten wird.

Tess und der Beginn ihres wilden Lebens  (DWK FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt