4. Kapitel - Unterschätzt mich ruhig

1.8K 63 9
                                    

Nach dem Mittagessen machten wir uns also auf zu diesem ominösen 'Teufelstopf'. Zwar hatte ich Markus schon danach gefragt, aber der meinte bloß: „Du wirst schon sehen." Ich hatte mich für seine hilfreiche Antwort bedankt, Ironie lässt grüßen, und war genervt auf mein Zimmer gegangen.
Jetzt waren wir auf jeden Fall auf den Weg dorthin und ich war gespannt wie ein Regenschirm, das kann ich euch versichern.
Nachdem wir einige Zeit gefahren sind, meinte Markus auf einmal: „Dort vorne ist es."
Von dem Hügel aus, auf dem wir jetzt standen, sah ich eine Wiese - jedenfalls sollte es wohl eine sein, die von einem Bretterzaun umgeben war. „Das ist der Teufelstopf?", fragte ich meinen Zwilling enttäuscht. Irgendwie hatte ich ihn mir das spektakulärer ausgemalt. „Ja, das ist unser Stadion!", meinte dieser jedoch voller Stolz. Meinen Unterton hatte er entweder total überhört, oder er ignorierte ihn gekonnt.
Den Teufelstopf konnte ich nur mit Mühe als Fußballplatz identifizieren.
Am Fuße des Hanges im 'Topf' angekommen, begrüßten wir die anderen, die dort bereits warteten. Ich hatte das Gefühl, dass nicht alle zu einhundert Prozent mit meinem Erscheinen einverstanden waren. Aber sie hatten mich ja eingeladen,nalso konnte mir das ja wohl egal sein.

„Dann wollen wir mal sehen, wie gut du Fußball spielen kannst.", meinte Leon schließlich mit einem Ton, der mir vermittelte, dass seiner Meinung nach Mädchen kein Fußball spielen konnten. Markus hatte mir bei Mittagessen erklärt, dass Leon ein erklärter 'Mädchenhasser' war und er sich selbst nicht ganz erklären konnte, woher meine Einladung stammte. Bei Vanessa schien es wohl ziemliches Drama gegeben zu haben. Seitdem sah ich Leon mit anderen Augen. Fan¹, natürlich tat ich das! Der wird noch sein blaues Wunder erleben, dachte ich mir und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Ich wusste nicht wieso, aber ich fand es lustig, wenn ich unterschätzt wurde. Es gab mir das Gefühl, dem Anderen einen Schritt voraus zu sein.
„Du wirst mit Raban, Joschka und Vanessa spielen", erklärte Leon. Die beiden Jungs seufzten, als würde es ihnen gar nicht passen. So, wie ich das bisher mitbekommen hatte, hing es bestimmt damit zusammen, dass ich ein Mädchen war. Einzig und allein Vanessa kam mit einem Grinsen auf mich zu. Ich mochte sie jetzt schon. „Deniz, Juli, Maxi, ihr seid in meiner Mannschaft. Markus im Tor ist neutral.", kommandierte Leon weiter. „Und was mach ich?", fragte Marlon nun leicht angefressen. „Sorry Brüderchen, aber du musst eine Runde aussetzten". Jetzt war Marlon richtig sauer. „Passt schon Leon, dann habt ihr wenigstens eine Chance". Ich wollte ihm so richtig beweisen, wie falsch er mit seiner Vermutung lag, mich leicht schlagen zu können. Marlon ging zu seinem Team, und Leon fragte mich: „Bist du dir sicher?" Ich nickte nur. „Okay, in fünf Minuten fangen wir an. Dann machen wircdich fertig" Wieder nickte ich bloß, und drehte mich zu meiner 'Mannschaft' um. „Okay, was für Positionen habt ihr?"

· · • • • ✤ • • • · ·

Schwedisch für…
¹ „Teufel“

Tess und der Beginn ihres wilden Lebens  (DWK FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt