Kapitel 1

702 21 1
                                    

"Emily!", hörte ich die Stimme meiner Mutter zum zweiten Mal durch den Flur schallen, während ich mich schweren Herzens von meinem Bett trennte, in dem ich seit dem Mittagessen mit meinem Laptop lag und meine Zeit verschwendete. "Ich komm ja schon", rief ich genervt zurück und trottete leicht verschlafen aus meinem Zimmer.

Als meine Hand nach der Türklinke griff fiel mein Blick auf das Silberarmband mit Herzanhänger, das locker an meinem linken Handgelenk hing und meine Gedanken wanderten kurz zu Mike. Augenblicklich bekam ich ein Stechen im Bauch, da ich an das bevorstehende Treffen mit ihm dachte und mir wurde noch dazu ein bisschen übel, was ganz sicher davon kam, dass ich unsterblich in ihn verliebt war. Jedenfalls glaubte ich das. 

"Könntest du ein paar Einkäufe für mich erledigen? Ich schaff das heute alles nichtmehr, ich hab Thorsten aber versprochen ihm noch seine Lieblingschips für das Fußballspiel heute Abend zu besorgen.", klärte meine Mum mich auf und ich musste grinsen, während ich sie dabei beobachtete, wie sie auf dem Boden saß und in ihrem Kleiderschrank wühlte. Ihre Haare standen zu allen Seiten ab, ihr Schlafzimmer sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen und man konnte ihr den Stresszustand in dem sie sich befand im Gesicht ablesen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich die Mutterrolle in unserem Zwei-Frauen-Haushalt übernahm, vorallem seit sie Thorsten kennengelernt hatte und sie vor jedem Treffen mit ihm so nervös war wie ein Teenager. Anfangs war ich davon ziemlich genervt, doch ich musste zugeben, dass ich Thorsten sehr gerne mochte und mich freute meine Mutter, seit sie sich von meinem Vater hatte scheiden lassen, endlich mal wieder so glücklich zu sehen.

"Klar, ich hatte sowieso nichtsmehr vor", erwiderte ich und lief noch einmal schnell ins Bad, um meine Jogginghose in Jeans zu wechseln. Meine Lockenpracht steckte ich in einen Dutt, der eher aussah wie wie ein unordentliches Nest aus Haaren und zuletzt schlüpfte ich in meine weißen Sneaker. "Vergiss die Dips nicht!", rief meine Mum mir noch hinterher, als die Tür ins Schloss fiel.

 (...)

Ich klemmte mir mein Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter, während ich zwei Paprika Chipstüten aus dem Regal zog, um mich weiter mit meiner besten Freundin Maddie unterhalten zu können, die mir vor Begeisterung gerade ins Ohr schrie.

"Wie süß ist das denn!", quietschte sie auf mein Silberarmband bezogen. "und es lag einfach so in deinem Schließfach?" - "Gemeinsam mit einem Zettel", erwiderte ich und hätte die Worte am Liebsten wieder zurückgenommen, denn natürlich fragte Maddie, neugierig wie sie war direkt was darauf stand. "Keine Ahnung, ich weiß es nichtmehr so genau…'Für Emily von Mike' oderso."

Das war gelogen, ich erinnerte mich ganz genau was auf dem Zettel stand. "Für das schönste Mädchen dieser Schule. Dein Mike." war in Mikes makelloser Schrift mit Rotstift auf den Zettel geschrieben, auf dem das Armband lag. Eigentlich hatte er mir gesagt er würde sich den Schlüssel für mein Schließfach ausleihen, um seine Sportsachen darin abzustellen, doch das war offensichtlich nicht der Grund gewesen. Ich erinnerte mich noch genau an den Moment, in dem ich heute in der Schule nach einer anstrengenden Doppelstunde Geschichte meine Bücher in meinem Spint verstauen wollte und meinen Augen kaum trauen konnte, als ich das Geschenk vorfand. 

"so süß!", hörte ich Maddie wieder viel zu übertrieben seufzen. "Du hast so ein Glück. Ausgerechnet Mike Liebtraut steht auf dich, weißt du wie viele Mädchen für deine Position morden würden? Nenn mir einen Jungen aus unserem Dorf, der beliebter ist!"

Da hatte sie recht, Mike war einer der angesagtesten Typen unserer Schule und wieso er sich ausgerechnet für mich interessieren zu schien, war mir schleierhaft. Ehrlich gesagt kannten wir uns nichtmal wirklich, er ist nur eines Tages in einer ganz normalen Pause, in der Maddie und ich wie immer auf unserem Stammplatz vor dem Mädchenklo standen, einfach auf mich zugekommen und hatte mich auf ein Eis eingeladen. Ich erinnerte mich nur ungern an diesen Nachmittag, da die Stimmung zwischen uns beiden fremd und angespannt war, doch das hatte sich mit der Zeit und mit weiteren Treffen einigermaßen gelegt. Wohl fühlte ich mich allerdings immer noch nicht mit ihm, ich mochte es nicht wie er ab und zu den Arm um mich legte oder viel zu nah an mir saß, wenn wir bei ihm einen Film anschauten, und das Armband heute ging auch irgendwie zu weit. Eigentlich war ich mir doch garnicht sicher, ob ich ihn wirklich so gerne mochte und mit solchen Geschenken drängte er mich irgendwie in die Ecke und mir blieb garnichtmehr die Wahl mich gegen eine Beziehung mit ihm zu entscheiden. Dass er das wollte, war ja wohl offensichtlich und eigentlich wollte ich es ja auch, aber… 

"Hallo bist du noch da??", holte mich Maddie wieder aus meinen Gedanken. Ich bemerkte, dass ich noch immer vor dem Chipsregal stand und nervös auf meinem Kaugummi kaute. "Klar", ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben und machte mich auf die Suche nach den Dips. "Weißt du eigentlich schon, was du am Freitag auf der Party anziehen willst?", wechselte sie glücklicherweise das Thema und ich konzentrierte mich auf die bevorstehende Party, die wie jeden Monat von einem der Oberstufenjahrgänge unserer Schule in der Turnhalle geschmissen wurde. 

 Bald hatte ich alles zusammen und machte mich auf den Weg zur Kasse. Ich schlängelte mich gerade durch die Regalreihen, als Maddie auflegte. Aus meinem Handy war nurnoch ein Tuten zu vernehmen und um das Gespräch zu beenden musste ich die Tüten und Dips auf einer Hand tragen, um mit der anderen die rote Taste zu drücken. Ich versuchte vorsichtig das Handy in meine Hosentasche zu stecken und behielt meine andere zitternde Hand, die die Einkäufe balancierte im Auge. Fast hatte ich es geschafft, als mich natürlich plötzlich irgendein Vollidiot anrempelte und alles zu Boden fiel. Die Dips rissen auf und rote Soße spritzte sowohl überall auf den Boden, als auch auf mein weißes T-Shirt und meine Jeans. "Scheiße!", fluchte ich und drehte mich wütend nach demjenigen um, der die Schuld an der Sauerei trug...

All I want (German Harry Styles Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt