Part 8

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Er hat mich verraten. Ich habe unbewusst begonnen ihm zu vertrauen, das wird mir nun bewusst, da es mich wirklich überrascht. Chris hat mich verraten und nun werde ich gejagt. Die hallenden Schritte werden wieder schneller und somit steigt auch die Anzahl meiner Herzschläge bis ans Limit. Doch sollten die Schritte denn nicht lauter werden? Genau das Gegenteil passiert, sie werden leider, als würden sie sich von mir entfernen. Hat Chris mich vielleicht gar nicht verraten? Ein kleiner Funken Hoffnung macht sich in meiner schmerzenden Brust breit und ein warmes Gefühl durchdringt mich, für einen kurzen Moment verblasst meine unnormal trockene Kehle und das Ziehen in meiner Seite. Natürlich hat er dich verraten, das ist seine Aufgabe, er hat dir eine Falle gestellt!, mahnt mich mein Unterbewusstsein. Die Diskussion zwischen Engelchen und Teufelchen wird nicht weiter ausgeführt denn im nächsten Moment sehe ich die Tür der Zelle und mir wird bewusst, dass ich ab jetzt höchst vorsichtig sein muss. Einige Meter vorher bleibe ich im Schatten stehen und versuche meine hektische Atmung unter Kontrolle zu bringen, ebenso mein hämmerndes Herz, um nicht weiter aufzufallen. Ob Jackson mich wohl gesucht hat? Hoffentlich war niemandem mein Fehlen aufgefallen.

Ich mache mich auf den Weg zu der Tür, die mich in Sicherheit bringen würde, dabei rolle ich beabsichtigt mit dem ganzen Fuß ab, um möglichst wenig Schall zu erzeugen. Meine schwitzige Hand hebt langsam den Schlüssel und ich versuche das Zittern meiner Hand unter Kontrolle zu bringen. Nach mehreren Versuchen stecke ich dwn Schlüssel in das Schlüsselloch und drehe ihn knarzend herum. Bei dem leisen Klicken fällt mir ein Stein vom Herzen und beinahe hätte ich laut vor Erleichterung geseufzt, doch ich presse die Lippen zusammen und öffne die Tür nur einen kleinen Spalt, gerade so weit, dass ich hindurch passe.

Zitternd, schwitzend nd erleichtert stehe ich nun mit dem Rücken zur Tür und drehe den Schlüssel zwischen zwei Fingern, immernoch nicht in der Lage zu begreifen, was sich eben abgespielt hat. Ich bin geflohen und ich habe einem Wächter vertraut doch dieser hat mich verraten und dann habe ich mich zurück in die Zelle geschlichen und keiner der etwa 100 Mitinsassen hat mih bemerkt! Bei dieser absurden Erinnerung kann ich ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken, wende meinen Blick jedoch trotzdem nicht von dem kleinen silberfarbenen Schlüssel ab, der mir vermutlich gerade das Leben gerettet hat.

Jackson!, schießt es mir auf einmal durch den Kopf. Hat er wohl mein Fehlen bemerkt?

"Katherine, ist alles in Ordnung?", fragt mich das zierliche Mädchen vor mir. Wie habe ich sie nicht bemerken können? Mit einer schnellen und unauffälligen Bewegung verstaue ich meinen kleinen Lebensretter in einer Tasche. Während ich langsam meinen Blick wieder auf das Mädchen richte murmle ich ein 'Ja, alles gut'.

"Ok", erwidert sie nur verdutzt und langsam fällt mir auf, dass ich mit Max rede.

"Weißt du wo Jackson ist?", unterbreche ich die entstande Stille und wechsle somit das Thema, mittlerweile ist die Starre wieder der Lebendigkeit gewichen.

"Jackson? Wahrscheinlich wieder bei seiner Mutter."

Ohne mich weiter zu beschäftigen gehe ich in einem Bogen um sie herum und steuere die dunkle Ecke an, in die wir Mrs Harper gelegt haben, denn dort sind nicht viele, die wir vertreiben müssten, so hat sie Ruhe um wieder zu heilen. Die Wächter interessiert es erstaunlich wenig, ob jemand verletzt ist.

~Flashback gestern Abend~

"Die Wächter sind da!", hallt es von den kalten Wänden zu uns. Jackson bedeutet mir mit einem Blick, dass er bei seiner Mutter bleiben würde, also erhebe ich mich allein und beeile mich ans Gitter zu kommen, falls es etwas Neues gibt. Etwa 10 Wächter stehen in einer Reihe vor dem Gitter, die Arme hinter dem Rücken zusammengeführt. Einen Moment lang erwische ich mich, wie mein Blick nach Chris Ausschau hält, halte dann jedoch inne. Die Anzahl der Wächter hat sich verdoppelt seitdem wir die Meldung über den Eindringling bekommen haben, es scheint also wirklich sehr ernst sein. Ich muss ihn finden und dann nehme ich Jackson und seine Mutter mit und dann sind wir frei. Wir werden echtes Licht sehen und frische Luft atmen, einfach frei sein!

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