Part 11

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"Nimm den Zeigefinger höher", mahnt Chris nun zum zehntausendsten Mal.

"Ja, ist gut", seufze ich und lege meinen Finger höher an. Dort ich wo ich meinen Finger neu ansetze ist der Füller kalt und liegt ungewohnt in meiner Hand. Bisher sollte ich nur ein paar Striche und Linien und auch Kreise auf das Papier zeichnen, um Gefühl für den Füller zu entwickeln, wie Chris sagt. Gefühle entwickeln? Ich will den Füller doch nun nicht heiraten, sondern nur damit schreiben.

"Kann ich nicht endlich wirklich schreiben lernen?", jammere ich genervt und ungeduldig.

"Bitte!", setze ich noch dazu.

"Nein."

"Wieso denn nicht?", frage ich trotzig.

"Gewöhne dich erst einmal an den Füller", antwortet er genauso wie auch die fünf Male davor. Seufzend ziehe ich wieder die Kappe ab und meine Mundwinkel zucken leicht nach oben als das Klicken ertönt. Ich finde diesen Klang auf eine wundersame Weise beruhigend und entspannend.

Bevor Chris etwas sagen kann lege ich meinen Zeigefinger höher an und er tarnt ein kurzes Auflachen durch einen Huster.

Dieses gespielte Husten klingt jedoch mittlerweile erstaunlich echt, deswegen sehe ich auf und erblicke ihn mit hochrotem Kopf und wild hustend. Dieser Anblick wirkt für mich weder mitleiderregend noch weckt er einen Funken Schadenfreude in mir, ich finde diesen Anblick einfach nur urkomisch, sodass ich ungehalten lospruste. Sein Blick trifft auf meinen und durch die Huster klingt auch seinerseits immer wieder ein Lachen. Das wiederum klingt wie irgendetwas zwischen Tod und durchgedreht, sodass ich noch mehr lachen muss.

Den Bauch haltend sitze ich halb heruntergerutscht auf meinem Stuhl, Chris sitzt mir ebenfalls lachend gegenüber, nur dass er schon fast auf dem Tisch liegt, so weit hat er sich vorgebeugt.

Ein Klicken, wie von einer Tür, lässt uns beide augenblicklich verstummen. Mein Blick bleibt eingefroren auf Chris liegen und so sehe ich, wie er etwas am Gitter fixiert und dann mit einem Nicken nach links wegschickt. Mein Kopf ruckt herum und ich sehe nur noch einen Schatten davonhuschen.

"Wer war das?", frage ich direkt und sehe Chris wieder an.

"Wer war was?"

"Wer war das am Gitter, den du weggeschickt hast?", frage ich deutlicher.

"Da war niemand", meint er und hebt abweisend die Schultern. Aber ich weiß, dass ich mir das nicht eingebildet habe.

"Chris, wer war das?" Eindringlich starre ich ihm in die Augen. Sein Blick verdunkelt sich und seine Stimme wirkt warnend, sogar beinahe alarmierend.

"Du solltest jetzt gehen, sonst wird dein Fehlen bemerkt."

Schon steht er auf und deutet auf die Tür. Er will mich also wirklich wegschicken?

Verdattert bleibe ich sitzen, doch Chris bedeutet mir aufzustehen. Ich fole seiner Anweisung und schon werde ich Arm gepackt und grob zur Gittertür gezogen. Ehe ich mich versehe stehe ich auf der anderen Seite der Tür.

"Geh rechts lang, du wirst den Weg finden", weist man mich durch das Gitter hindurch an.

"Morgen um die gleiche Zeit, komm dann hierher."

Ich habe mich schon abgewandt und gehe einfach, ohne ihm unser nächstes Treffen noch zu bestätigen. Mit seinen Stimmungsschwankungen soll er sich ruhig allein auseinandersetzen.

Wie von allein finde ich zur Zelle, der Weg erscheint mir simpel und nicht so verzweigt wie der Weg, den ich hierhin gesucht habe.

Ich höre keine Stimmen oder Schritte und auch als ich einen kurzen Blick riskiere sehe ich niemanden, der wach ist. Ruhiger als die vorigen Male schließe ich die Gittertür auf und quetsche mich hindurch. Mit dem Rücken zur Zelle schließe ich die Tür leise von innen zu und lasse den Schlüssel durch meine Finger in meine Tasche gleiten.

"Kat, wo kommst du denn her?"

Schreck fährt durch meinen Körper und lässt mich herumwirbeln, die Locken, die mir dadurch ins Gesicht fallen und sich an meine feuchten Lippen kleben, streiche ich hinter mein Ohr.

Ein kleines schwarzhaariges Mädchen steht vor mir und erneut muss ich mir die Frage stellen, wie wir beide das gleiche Alter haben können.

"Ich komme", setze ich an.

"Ich bin", verbessere ich.

"Ich wollte", beginne ich letzendlich, diesmal bestimmter. Mit diesem Satzanfang kann ich eine Ausrede bestimmt glaubhafter rüberbringen, jetzt brauche ich nur noch eine Ausrede.

"Ich wollte mir etwas Frühstück holen, da ich sowieso nicht mehr schlafen konnte." Mit aufrichtiger Miene zwinge ich mir ein freundliches Lächeln auf. Auf keinen Fall darf bekannt werden, dass ich einen Schlüssel besitze, dann gäbe es nichtmehr die alltäglichen Aufstände der Unzufriedenheit, dann gäbe es Aufstände gegen mich.

Abwesend schaut Max mich an und es wirkt, als sehe sie durch mich hindurch, vermutlich überdenkt sie meine Aussage.

"Achso", meint sie dann mit geklärtem Blick und lächelt mich ebenfalls an.

Erleichtert atme ich aus, versuche mir die Erleichterung jedoch nicht anmerken zu lassen.

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A/N

Entschuldigt dieses extremst kurze Kapitel, aber es kam ja jetzt länger keins und jaa..

DANKE FÜR ÜBER 800 READS!!!!! ICH BIN LEICHT *hust* AM AUSRASTEN WEIL AHHHHHHH *@*

Ich habe einfach nicht gedacht, dass etwas, das ich schreibe so viele Reads bekommt <3

Demnächst kommt wahrscheinlich noch ein Kapitel, ich habe ja Ferien :)

·Buchempfehlungen?

-Kim

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