Part 10

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Den ganzen Tag schon bin ich nervös und spiele mit dem Schlüssel in meiner Tasche, beinahe hätte Jackson mich dabei erwischt.

~Flashback~

Heute gehe ich raus, raus aus der Zelle. Der Schlüssel ist kalt und kantig, mittlerweile kenne ich sein Muster auswendig, ich würde es von tausend weiteren mühelos unterscheiden können. Wie schon den ganzen Tag fahre ich die Konturen nach, die Spitzen drücken leicht in meine Fingerkuppe und die Rundungen gleiten sanft an meinem Finger entlang, es ist eine flüssige Bewegung über den Schlüssel.

So unauffällig wie möglich drehe ich meinen Kopf in alle Richtungen, um nach Beobachtern zu schauen, doch ich sehe niemanden. Bemüht nebensächlich ziehe ich meine geballte Faust aus meiner Tasche und sehe mich erneut um. Als ich sicher bin, dass niemand mich sieht öffne ich meine Hand gerade so weit, dass ich den silberfarbenen Gegenstand sehen kann. Rund und eckig, wie das was er tun kann, er kann befreien oder einschließen, er vereint zwei Gegensätze in einem flüssigen Verlauf ohne sichtbare Übergänge. Ich halte Freiheit und Gefangenschaft in meiner Hand.

"Na, was hast du da?", lacht jemand hinter mir. Erschrocken schließe ich meine Hand wieder, jedoch bedacht, den Schlüssel nicht zu verbiegen. Mit beiden Händen hinter dem Rücken zusammengeführt drehe ich mich zu meinem besten Freund.

"Nichts nichts", erwidere ich und versuche meine Angespanntheit mit einem Lacher zu überspielen, jedoch gelingt mir das eher schlecht als recht.

"Kat, ich kenne dich. Also, was ist los?"

"Nichts, wirklich nicht." Mit gespielt ernsthafter und aufrichtiger Miene sehe ich ihn an, ich war schon seit jeher eine gute Lügnerin gewesen, das lässt sich nicht bestreiten.

"Du sagst mir doch wenn etwas ist, richtig?" Da ist er wieder, der besorgte und fürsorgliche Jackson, endlich erwacht er aus seinem Schlaf.

"Klar", strahle ich, jedoch bin ich innerlich immernoch erschrocken über sein plötzliches Auftauchen. wie hatte ich ihn bloß nicht bemerken können? Meine Arme verkrampfen so langsam und mein Griff um den kleinen aber mächtigen Gegenstand in meiner Hand wird fester. Ich habe jetzt Verantwortung, aber wie soll ich damit umgehen? Ich hatte nie Eltern, die mir gezeigt haben, wie so etwas funktioniert. Ja, meine Eltern...

~Flashback ENDE~

Seit mindestens einer Stunde sehe ich mich immer wieder um, um den richtigen Moment abzupassen für das Treffen mit Chris. Er ist merkwürdig, im einen Moment interessiert er sich für nichts und im nächsten Moment bittet er mich um ein geheimes Treffen, das uns beide unser Leben kosten könnte. Ich bin mir des Risikos dieses Treffen sehr wohl bewusst, aber meine Neugier und der Drang etwas anderes zu tun als nur in der Zelle zu sitzen überwiegen.

Mittlerweile ist die elektrische Lampe bereits dunkler geworden und sie wird sich demnächst abschalten, überall in der Zelle liegen Schlafende und ich bin komplett in Schatten gehüllt, niemand würde mein Verschwinden bemerken. Mit schwitzigen Fingern durchsuche ich meine Tasche nach dem Schlüssel und werde panisch, als ich ihn nicht auffinden kann. Immer hektischer wühle ich in meinen Taschen und eine Art Panik kommt in mir auf, die ein Netz aus feinen Schweißperlen auf meiner Stirn, nah am Haaransatz. Meine Fingerspitzen stoßen an etwas Kaltes, Metallisches und sofort beruhigt sich mein Herzschlag.

Alles ist gut, keine Panik, Katherine, reiß dich zusammen, mahne ich mich in Gedanken.

Ich muss ruhig atmen um ruhig zu sein um mich so ruhig zu bewegen wie möglich, ich muss mich ruhig bewegen um mich mit Chris zu treffen damit dieser mir schreiben beibringt damit wir uns verständigen können, ohne dass jemand es mitbekommt. Alles hängt davon ab. Ich muss ruhig atmen.

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