Ich lauschte, weshalb ich mich verfluchte. Ich hatte nichts anderes zu tun, als dem Wind nachzuhören und ihn auch etwas zu bewundern. Er klang beruhigend, wenn man sich mal Zeit dafür nahm, ihm zu zuhören, merkt man es.
Und wenn man es nicht total bescheuert fand.
Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnerte, sah ich mich selber als siebenjährige, also zehn Jahre zuvor, auf dem Dachboden, des Hauses meiner Großeltern, in welchem ich wohnte. Das Haus war riesig, so belebt. Es steckte voller Liebe, Hoffnungen und Gefühle.
Jedenfalls saß ich auf dem Holzboden und lauschte dem Regen und dem Wind hinterher. Ich fühlte mich so, als ob er mit mir kommunizierte, mit mir sprach. Einer der Gründe, weshalb ich nicht gerne die Sonne sah.
Seit diesem Abend war ich immer auf den Dachboden gegangen, wenn ich jemanden zum reden brauchte, wenn ich mich allein fühlte.
Ich weiß, dies klang ungewöhnlich für eine siebenjährige, die eigentlich mit Barbies spielen sollte. Doch sowas wie Barbies oder andere Spielzeuge hatte ich und brauchte ich nicht.
Neben dem Haus meiner Großeltern befand sich ihr Bauernhof. So kam es, dass ich mit Tieren aufwuchs und keine Spielzeuge brauchte.
Ich hatte Pferde, Kaninchen, Hühner, alles was ich brauchte.
Als ich dann fünfzehn wurde zog ich aus dem Haus aus, in welchem ich aufwuchs, meine komplette Kindheit verbrachte. Raus aus dem Feld, los auf die Straßen. Nach Chicago.
Heute wünschte ich mir, dass ich doch dort geblieben wäre, ich vermisste das Land.
Als Justin noch der Alte war, hatte ich ihm mal geschworen ihn dort hinzubringen. Sowieso war Justin eine Person die, die Natur liebte. Nun, manchmal jedenfalls.
Wenn es um Insekten ging, war er nicht ansprechbar, was ich immer unglaublich süß fand. Doch ich konnte es ihm nicht verübeln, bei mir konnte man auch nicht mit Spinnen spaßen.
Obwohl ich mit ihnen aufgewachsen bin. Sie machten mir genauso Angst, wie diese komischen Wesen aus Horrorfilmen.
Gruselig, ekelerregend, widerwertig.
So kam es heute dazu, dass der Wind und der Regen die einzigen waren mit denen ich reden konnte. Nennt es gestört, ich nenne es eine Hilfe.
Denn es ist besser, als wenn du mit deiner besten Freundin über deinen Ex-Freund redest, den du überaus vermisst und immer noch liebst, obwohl er die platinblonde Schulschlampe fickt. Typisches Teenager Problem.
Ich war glücklich darüber, dass ich dieses Problem als siebzehnjährige nicht hatte. Ich hätte es haben können, doch Gott hielt mich davon fern, weshalb ich ihm dankbar war.
Meine Eltern beschwerten sich ebenfalls nicht. Sie liebten meine Art und wussten, dass ich keines dieser Mädchen war, die der Vergangenheit hinterherheult.
Moment, doch genau so eine war ich.
„Destiny“, knurrte Justin, als ich ihm wahrscheinlich mal wieder nicht zuhörte. Doch ich musste lächeln, trotz seiner schlechten Laune, denn es war das erste Mal nach Patties Tod, dass er meinen Namen sagte.
Und das war nun lange her.
Sonst nannte er mich Schlampe, Miststück, Hure. Wie auch immer. Nun hatte er einen Fortschritt gemacht, weshalb ich nicht aufhören konnte zu lächeln. Denn ich war stolz.
„Destiny“, bellte Justin, nun schon fast wie ein wütender Hund, der fauchte und seine Zähne fletschte. „Ja?“, fragte ich leise, und knabberte etwas auf meiner Unterlippe. „Warum hast du gerade gelächelt?“, fragte er, etwas streng, doch er war neugierig, was etwas in mir noch glücklicher machte.
Ich lächelte wieder schwach, doch antwortete dann mit der Wahrheit, während ich in seine gefühlslosen Augen sah. „Du nennst mich zum ersten Mal seit Monaten wieder Destiny.“ Justin sah mich mit einem leicht geöffneten Mund an, und sagte nichts. Ich konnte nicht sagen ob er überrascht, sauer oder glücklich war.
Dem Alten Justin hätte ich das von den Augen abgelesen können, bei dem Neuen Justin musste ich dies noch lernen.
Lächelnd stand ich auf, und sah auf ihn herunter. Herunter, weil er auf der Couch saß.
„Danke“, sagte ich leise, fast schon flüsternd, und legte meine Hand für eine Sekunde auf seine eiskalte, bevor ich sie wieder wegzog, und an meinen Oberschenkel drückte.
Ich war glücklich mit dem, was er erreicht hatte, mit seinen Gefühlen. Ich verlang nicht mehr. Somit nicht, dass er plötzlich anfangen musste meine Hand zu halten, oder nett zu mir zu sein.
Natürlich war mir dieser Justin lieber. Doch ich liebte Justin mit allem was er war. Ich habe mich in sein Herz verliebt, dass mit Hass begraben wurde.
Justin hatte ein begrabenes Herz.
Das ist der Grund, warum ich nach der Schaufel greife und nach seinem Herz suche. Langsam, langsam und bald finde ich mein Ziel ja.
Ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Und ich rechnete mit einer Menge, diese brauchte ich auch, um sein Herz wiederzufinden.
--- -- ---
Ein Fortschritt mit Justin :) Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen, wenn dann würde ich mich über Feedback freuen. Also ich wollte noch erwähnen, dass es immer Ups und Downs in dieser Story geben wird. Mal wird Justin nett, und dann wieder gewaltätig. Sehr gewaltätig.
xoxo
Sophie
DU LIEST GERADE
Different » bieber
Teen FictionEr liebt sie, doch schlägt auf sein Mädchen ein als wäre sie sein Feind. Er verletzt sie, als sei sie eine schlechte Person. Er bricht ihr Herz, obwohl er ihr versprochen hat, dass er anders ist. Er hatte Recht, er ist nicht wie die anderen Jungs...