†
2018-11-01
00.21 a.m.Ich betrachtete das Mädchen mit kaltem Entsetzen und einer Mischung aus seltsamem Unwohlsein und einem großen Schuldgefühl. Ja, ich fühlte mich schuldig. Aber vermutlich war sie viel schuldiger als ich.
Ängstlich sah ich sie an. Es war bestimmt unfair, hier zu stehen, auf sie hinabzublicken, ein Messer in ihre Richtung zu halten und zu warten, bis sie aufwachte.Sie schien zudem jünger zu sein als ich, trug abgenutzte, gelbe Gummistiefel und ein seltsames, schwarzes, mit Silberketten behangenes Kleid, das bis zu ihren Schuhen reichte. Darüber hatte sie eine viel zu große, schwarze Lederjacke gezogen, welche an einem Ärmel einen riesigen Riss vorwies und somit Blick auf ihren blassen Arm verschaffte.
Ihre Augen waren dunkel umrandet und auf ihrer Schläfe befand sich eine mondsichelartige Narbe. Die hatte sie aber schon vorher gehabt.Ganz anders das Blut in ihrem blonden Haar am Hinterkopf. Das hatte sie nicht vorher gehabt. Vielleicht hatte ich sie ausversehen bewusstlos geschlagen.
Aus Panik hatte ich sie dann hierhingeschleppt und naja ... möglicherweise hatte ich sie mit alten Handschellen von meinem Dad an das Abflussrohr meines Waschbeckens im Bad gekettet und wartete nun mit meinem schärfsten Küchenmesser in den zitternden Händen darauf, dass sie die Augen aufschlug.In der Hoffnung, dass sie sich nicht losriss und mich umbrachte.
Ich hatte nur allzu gut gesehen, was sie getan hatte und es wäre zu unglaubwürdig gewesen, das bei der Polizei zu melden.
Sie hätten mir nicht geglaubt. Ich glaubte mir ja nicht einmal selbst so wirklich.Sie hatte etwas übernatürliches getan. Etwas, das ich nicht beschreiben konnte.
Man musste dabei gewesen sein und es gesehen haben, um es sich vorstellen zu können. Ansonsten war es zu unwirklich und paranormal.Aus meiner Hosentasche zog ich zitternd mein Mobiltelefon und wählte die Nummer meines besten Freundes. Dieser ging sofort dran und ich hörte laute Musik und eine schrille Frauenstimme im Hintergrund.
"Taehyung.", sagte ich und schluckte, während ich meinen Blick weiter auf dem Mädchen hielt, das bewusstlos in meinem Badezimmer lag. "Ich glaube, ich habe etwas ziemlich dummes getan."Am anderen Ende war nichts zu vernehmen, als ein unmissverständliches "Häh". Dann war der Kontakt auch schon abgebrochen und ich legte das Telefon zittrig auf die Waschmaschine zu meiner rechten.
Immer noch regte sich das Mädchen nicht und ich überlegte, was ich tat, wenn sie aufwachte.
Wenn sie nicht bereits tot war. Aber sie hatte noch geatmet, als ich sie zu meinem Auto getragen hatte. Und auch, als ich sie die Treppen zu meiner Wohnung hochgeschleppt hatte. Mit dem schweren, alten, in Leder gebundenen Buch, dass sie bei sich getragen hatte, während sie dem Mann vor sich das Leben ausgesaugt hatte.Ich wollte gar nicht daran denken, wie er vor ihr auf die Knie gesunken war, sich die Brust hielt und sie ihm scheinbar etwas vorlas.
Ich hatte bereits die Vermutung gehabt, dass sie eine Hexe war, aber dafür gab es keine Beweise.Das Buch, dass sie dabei hatte, war komplett leer gewesen, als ich es durchsucht hatte.
Ihre Narbe an der Schläfe sah nicht aus wie ein Hexenmal oder so etwas in der Art, es schien eine ganz normale Narbe zu sein.Außerdem fühlte sich ihre Präsenz nach etwas viel stärkerem an.
Nicht, dass ich wusste, wie sich die Präsenz einer Hexe anfühlte, aber ich war mir sicher, dass sie etwas stärkeres war.
Vielleicht ein Dämon.Geschlagene fünf Minuten gab ich meine Kampfstellung nicht auf, doch genau dann, als ich es tat, hörte ich ein leises Wimmern und ein schmerzhaftes Einatmen.
Sie bewegte sich und ich zielte wieder mit meinem Messer auf das zierliche Mädchen.Ich bittete darum, dass sie einfach weiter bewusstlos blieb und mir nicht auch noch das Leben aussaugte. Sie sollte gar nicht erst ihre Augen öffnen, welche gruselig geschminkt waren. Vielleicht konnte sie mich damit ja auch versteinern.
Aber sie tat es und als es passierte, schrie ich erschrocken auf und ließ beinahe das Messer fallen.Dunkle Augen sahen durch mich hindurch. Sie versuchte zu fokussieren, wollte den Arm, der angekettet war zum Kopf führen und rüttelte schwach an den Handschellen.
Ohne sich davon beeindrucken zu lassen nahm sie den anderen Arm und berührte mit ihren bleichen Fingern ihren Hinterkopf.Als sie sie vor ihr Gesicht hielt und die Augen zusammenkniff, erschrak sie nicht, sondern ließ ihre Hand einfach seufzend sinken und sah wieder zu mir auf.
Mit wehleidig zusammengezogenen Augenbrauen sah sie mich an."Also eigentlich sollte ich dir vermutlich dankbar sein", fing sie mit schwächlicher Stimme an, "aber wenn ich angekettet bin und verdammt nochmal blute, fällt es mir ziemlich schwer Dankbarkeit zu zeigen. Dreckskerl. Sorry."
Ich öffnete und schloss meine Augen ungläubig und ließ das Messer ein Stück sinken.
Mir dankbar sein? Sie sollte sich schuldig fühlen, weil sie einen Menschen umgebracht hat.
"D-du bist eine Mörderin. Eine Mörderin! Ich hätte dich der Polizei m-melden sollen."Ihr Blick schien sich geklärt zu haben und mit ihrer freien Hand schob sie sich das dichte, blonde Haar hinter die Ohren.
"Und warum hast du nicht?", fragte sie herausfordernd und sah mich finster an.
Ich schluckte nervös und hielt das Messer zitternd höher."Sie hätten mir nicht geglaubt."
"Allerdings nicht.", entgegnete sie. "Und jetzt mach mich los, damit ich hier verschwinden kann."Ich bewegte mich nicht. Ein stummes Starren begann und ich konnte beobachten, dass ihr Zorn wuchs und wuchs.
Seufzend stützte sie ihren Kopf auf ihrer Hand ab."Warum hast du mich überhaupt mitgenommen, nachdem du mich zusammengeschlagen hast?"
Ja, warum hatte ich das überhaupt getan?
"Berechtigte Frage.", antwortete ich unsicher. Es war ja nicht so, als hätte ich damit etwas unrechtes getan, wenn ich eine Mörderin zum Schutz niederschlug.
Auch wenn ich mich in diesem Moment nicht wehren musste, aber sie war doch eine potenzielle Gefahr gewesen.Genervt verdrehte sie die Augen.
"Komm schon. Mach mich los. Ich würde ja gerne sagen, ich habe einen Job zu erldigen, aber von dem wurde ich wohl zu dem Zeitpunkt gefeuert, als du mich K.O. geschlagen hast.""Job? Bist du eine dämonische Auftragskillerin?"
Zischend lachte sie auf.
"Dämonische Auftragskillerin. Ich töte nicht. Ich beschütze.""Aber du bist ein Dämon?", fragte ich und fuchtelte mit meinem Messer vor ihrem Gesicht herum.
Genervt sah sie mich an."Nein. Nicht einmal annähernd."
"Eine Hexe?"
"Nein."
"Wirklich nicht?"Ihr Blick wurde kälter und ich fröstelte.
"Wie wäre es, wenn du einfach diese Handschellen von meinem Handgelenk losmachst und ich von hier verschwinde. Ich glaube, ich will lieber meinen Job zurück."Und so endete ich damit, dass ich das Bad verließ und einfach die Tür schloss, in der Hoffnung, dass ich etwas darüber nachdenken konnte, wie ich weiter vorging. Allerdings lenkten mich die wüsten, geschrienen Beleidigungen auf der anderen Seite der Tür so sehr ab, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Was hatte ich bloß getan?
[hallöchen und HAPPY HALLOWEEN!
ich liebe diesen tag, auch wenn hier in germany leider nicht so viel passiert, aber zumindest habe ich ein dekoriertes haus in der nähe meiner straße gefunden und darüber bin ich sehr stolz. das bedeutet vortschritt!
jedenfalls habe ich schon wieder mal lange eine storyidee und dachte mir, warum mache ich daraus nicht ein "halloween-special"? und hier ist es, zwei kapitel (eins folgt gleich noch) einer neuen kurzgeschichte, die ich versuchen werden durch den november durchzuschreiben. auch wenn es nicht klappen sollte, ende des jahres sollte sie aber auf jeden fall fertig sein, da nicht so viele kapitel geplant sind.^^jedenfalls wünsche ich euch ein schönes halloween und hoffe ihr verbringt die zeit spaßig oder entspannt.]
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Graveyard Whisper || jeon jungkook
Short StoryHalloween, die Nacht des Schreckens und der Süßigkeiten. Doch was, wenn der Schrecken überwiegt und seltsame Dinge geschehen? Man kann sie ja schließlich nicht einfach aufhalten und die Welt von dem vermeintlichen Bösen befreien, das an Halloween di...