01.12.2017

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"Herzlich Willkommen zu meiner ersten Lesung von 'My name is trouble'. Ich möchte zu aller erst meiner Freundin danken, die mir immer wieder geholfen hat, dieses Buch fertig zustellen. Wenn ich nicht weiter wusste, hat sie mich inspiriert, wenn ich Nächte lang durchgearbeitet habe, dann hat sie mich dazu gebracht ins Bett zu gehen, damit die Sätze einen Sinn ergeben. Und jetzt viel Spaß bei 'My name is trouble'."
Ich zwinker der schwarzhaarigen Frau auf der kleinen Bühne zu. Als sie anfängt zu lesen, lasse ich mich mit dem Rücken an dem Eichen Bücherregal herunter und schließe die Augen.

"Jeder Schritt errinerte mich an ihn. Jedes Mal wenn ich die Augen schließe, sehe ich seine vor mir. Jede seiner Berührungen hat sich auf meiner Haut eingebrannt. Manchmal gehe ich auf Konzerte, von Sängern die ich gar nicht kenne, auf Feste oder auf Veranstaltungen. Vielleicht sehe ich ihn wieder. Doch wer weiß das schon?" Alexandras Stimme wird ruhiger, bevor sie ein: "Vielen Dank." hinzufügt. Laut klatschend springen die Leute in dem kleinen Bücherladen auf. Mehrere werfen ihr Komplimente zu, die sie mit einem Kopfnicken und rosa gefärbten Wangen annimmt. Die Blitzlichter der Journalisten fluten den Raum mit grellen Lichtern, die auch nicht nachlassen, als Alexandra von der Bühne runter steigt und auf den Tisch zu geht, auf welchem schon mehrere Stapel ihres Buches liegen. Die Meisten stürmen zu ihr, um ein Autogramm zu erhaschen. Fragen werden in den Raum gerufen, die sie alle probiert zu beantworten, selbst die, die schon tausend mal gefragt wurden. 

"Stimmt es, dass sie zwei Jahre an dem Buch geschrieben haben?"
"Wann wussten sie, dass sie Autorin werden wollen?"
"Glauben sie, dass sie mit diesem Buch den Friedrich-Glauser-Preis 2019 gewinnen können?"
"Haben sie schon Ideen für neue Werke?"
"Was denken sie über den Kommentar in der 'Morgen'?"

Sichtlich verwirrt sieht sie zu mir, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Ja haben sie es denn nicht gelesen?",raunt mir eine ältere Dame zu. "Es wurde gesagt, dass ihr Buch '100 Wege eine Pizza mit ins Kino zu schummeln' das Buch des Jahres in der Kategorie Unterhaltung wird." Fast hätte ich laut aufgeschrien, schaffe es jedoch mich zusammen zu reißen und nur ein Quietschen von mir zu geben. Schnell schiebe ich mich zwischen den Reportern und Fans zum Hinterausgang. 
"Alexandra eine Frage noch.." Bevor die Journalistin ihre Frage stellen kann, schlägt meine Freundin die Tür zu. "Was steht in der Zeitung?",fragt sie völlig außer Atem. "Leider nichts besonderes." Ihr breites Grinsen fällt. "Außer, dass du nominiert bist für das Buch des Jahres!" Kreischend fällt sie mir in die Arme und vergräbt ihren Kopf in meiner Halsbeuge. "Ohne dich hätte ich das niemals geschafft. Die Hälfte des Buches entstand durch dich." "Nur die Hälfte?",rufe ich empört, stemme die Hände in meine Seiten. "Ich hasse dich." Als sie mir einen Kuss auf die Lippen drückt, spüre ich deutlich das Lächeln.

"Tust du nicht."

"Wie wäre es, wenn wir beide uns jetzt an den ganzen Reportern vorbei schleichen und den Abend mit einer Pizza beenden?" "Du weißt einfach was das Beste ist.",lache ich, während ich unsere Hände und Finger ineinander verschränke. "Setzt deine Kapuze auf.",warnt sie mich grade noch rechtzeitig. "Zusammen?" "Zusammen."  
Es ist nichts neues, dass man mich und Alexandra Hand in Hand sieht, jedoch öffentlich habe wir unsere Beziehung noch nicht gemacht. Natürlich gibt es immer wieder Vermutungen zu Affären mit anderen Frauen oder auch mit mir. Die meisten Artikel sind einfach nur lachhaft. 

Kaum treten wir raus auf die Straße, geht das Blitzlichtgewitter los. Mit gesenktem Blick laufen wir durch vor den Reportern weg. Es gibt nichts schlimmeres als Reporter, die einem so penetrant hinterherlaufen, sodass wir uns irgendwann aufteilen müssen und selber noch Stunden durch die Stadt irren müssen, damit keiner zu uns nach Hause findet. Einmal war es so schlimm, ein junger Mann hat mich in der Bibliothek abgefangen und nicht mehr von mir abgelassen, ich musste bei einer Freundin übernachten, da es unmöglich war den Mann loszuwerden. Zum Glück konnte ich mir am nächsten Morgen ein Taxi nehmen. 

Sie drückt meine Hand fester, so als ob sie meine Anspannung spüren würde. Erneut prasseln Fragen über Fragen auf uns ein. Egal ob "Seid ihr beiden zusammen?", "Wie lange läuft das schon zwischen dir uns Sally?", "Wo habt ihr euch kennengelernt?", es ist alles mit dabei. Wie oft hat uns ihr Manager eingeprägt, dass wir auf diese Fragen nicht beantworten sollten. Selbst wenn es mich, sie oder sonst jemanden der uns nahe steht, beleidigt, müssen wir Ruhe bewahren. Tief hole ich Luft, als eine Kamera vor mein Gesicht gehalten wird. Unser Gang wird immer schneller und erst als wir uns sicher sind, dass niemand mehr hinter uns ist prusten wir los. "Du hattest auch wieder den Adrenalin Kick?" "Ja!",lache ich laut. 
"Nach ihnen." Alexandra zwinkert zu, hält mir die Tür zu einem kleinen Laden auf. Ein Geruch, den ich als den schönsten Geruch der Welt betiteln würde (Nach Alexandra) strömt in unsere Nasen. "Alexa, Sally. Meine Lieblingsmädchen." Keine Sekunde später finde ich mich in einer innigen Umarmung wieder. "Hey Rapunzel." 

Rapunzel ist eine 37 Jährige Frau, die eigentlich Mala heißt und die beste Pizzeria der Stadt hat. Ihren Namen hat sie dank ihrer langen, blonden Haare bekommen, die ihr wellig auf den Rücken fallen. Vor 2 Jahren habe ich ihre Pizzeria gefunden und dort auch meine Alexandra. Doch darüber berichte ich euch wann anders.
"Was kann ich euch bringen? Das Übliche?" "Ja bitte. Ich will bitte noch einen Cupcake dazu.",bestelle ich und Alexandra verzieht das Gesicht. Kichernd setze ich mich an den Ecktisch mit der Holzbank. Skeptisch begutachtet meine Freundin den Cupcake in der mintgrünen Verpackung und der rosanen Glasur. "Wie kannst du so etwas essen?",fragt sie, während sie sich die Kirsche klaut, das klebende Rosane entfernt und genüsslich reinbeißt. "Wie kannst du nur keine Cupcakes mögen?" Sie zuckt mit den Schultern. 
"Ihr beide passt perfekt zusammen Sal." Rapunzel stellt einen großen Teller mit einer dampfenden Portion Spagetti vor uns. "Trotzdem ist es unmenschlich, dass sie sie nicht mag.",grummle ich leise. "Ich soll unmenschlich sein? Was ist mit dir? Du hasst Schnee! Das ist noch schlimmer." Alexandra pickst mich leicht in die Seite. "Schnee ist lästig. Ich glaube wenn es anfängt zu schneien, verbarrikadiere ich mich in der Wohnung." "Da hätte ich nichts dagegen." Grinsend küsse ich Alex. "Leute. Ich bin immer noch hier. Jetzt esst und lasst euer Liebesleben zuhause." Immer noch grinsend drehe ich die ersten Spagetti um meine Gabel und beobachte, wie die Schönheit mit den schwarzen Locken neben mir lächelnd aus dem Fenster sieht.

Der perfekte Abend mit meiner perfekten Freundin.

Achja. Damit ich es nicht vergesse:
Mein Name ist Sally Mai und das ist meine Geschichte.

Weihnachtszauber || girlxgirl AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt