09.12.2017

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Ein Sturm fegt über Berlin, die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Blätter und kleine Kieselsteine schlugen gegen das Fenster der Bibliothek, die um diese Uhrzeit, es schlug grade 11 Uhr, wie leergefegt war. Bei einem Sturm wie diesem wurde jeder Hund reingeholt, die Türen und Fenster fest verschlossen; Vorhänge werden zugezogen und wenn sich auch nur ein Mensch heraus traute, dann spürte er kurz darauf die Folgen. Der Wind riss an allen Klamotten, zerrte an Bäumen, sodass immer wieder ein Ast auf die Straße geschleudert wurde. Nicht einmal diejenigen, die sich sonst immer in jeder dunklen Ecke tummelten waren zusehen. Nur Lebensmüde würden bei so einem Wetter herumirren.

Das laute Ticken der Uhr errinerte wieder daran, wie wenig in der Bibliothek los war. Niemand kam hierher.
Niemand?

Naja. Das stimmt nicht ganz.

Misstrauisch beobachte ich die Dame hinter dem Schreibtisch. Für eine Bibliothekarin ist sie viel zu schick angezogen. Das lila Kleid liegt eng an ihrem Körper an, betont ihre Figur an manchen Stellen zu sehr. Ihre gelockten, dunkelbraunen Haare fallen brav auf ihre Schultern. Alles an ihr ist einfach brav, ordentlich. Ihren roten Lippenstift überprüft sie immer wieder in dem kleinen silbernen Handspiegel, der danach wieder neben das ungeöffneten Buch gelegt wird, nur um 2 Minuten später erneut gezückt zu werden. Das Geheimnis um diese Frau muss gelöst werden. Sie passt einfach nicht hierein. Ihr Blick verfinstert sich, als sie kurz zu mir guckt. Schnell verstecke ich meinen Kopf hinter dem Bücherstapel neben mir. Tatsächlich sind wir beide die einzigen Personen in dem kleinen Raum, der vollgestellt war mit Bücherregalen. Die meisten waren voll, weswegen schon einige Stapel auf dem Boden neben den Regalen gelagert wurden. 

Die Tür wird aufgestoßen und ein eiskalter Windstoß erfasst mich. Schritte nähern sich, sowie das leichte Keuchen. "Hier bist du ja Sally!" "Pscht!",ermahnt die Bibliothekarin Alexandra, die sich neben mir fallen lässt. Ihre schwarzen Klamotten sind durchnässt, von ihren Locken tropft noch Wasser. Stur blicke ich auf das Buch vor mir. Sherlock Holmes. "Sally redest du nicht mehr mit mir?",fragt sie leiser, damit sie nicht erneut die Aufmerksamkeit der Frau erregt. Ich zucke nur mit den Schultern. "Sal ich habe mich doch schon entschuldigt." Wie ein Kind schiebe ich trotzig meine Unterlippe hoch. "Nur wegen der kleinen Sache rennst du durch den Sturm und versteckst dich hier in der Bibliothek?" "Was geht dich das an. Habe ich oder du mit deiner Verlegerin ein Date gehabt?",antworte ich mit zittriger Stimme. "Ich! Und es war kein Date. Wir haben über mein Buch geredet. Sie hat einmal meine Hand genommen Sal, einmal." "Und dabei wurdet ihr fotografiert. Online diskutieren sie schon darüber, ob sie deine heimliche Freundin ist." "Ist sie aber nicht! Ich bin mit dir zusammen. Hast du das etwa vergessen?" "Sollte das etwa ein Witz sein?",fauche ich und die Frau in dem Lila Mini deutet mit dem Finger auf das Ruhe Zeichen. "Nein man. Ja. Keine Ahnung! Du bist hier und zickst rum. Da kann ich nicht klar denken Sal! Ich habe keinen Bock darauf, dass du auf nichts sauer bist." Tränen sammeln sich in meinem Augenwinkel, was meine Sicht auf Sherlock Holmes stark beeinträchtigt. "Ich bin berühmt Sally! Versteh das! Es kommt vor, dass jemand von mir ein Foto macht, wenn ich auch nur einem Fan die Hand gebe und eine große Story kann daraus gemacht werden!" Wütend springt sie auf; der Stuhl kracht auf den Boden. "Entschuldigen Sie ma.." "Können Sie nicht still sein?",unterbricht Alexandra die Bibliothekarin, die empört die Arme in die Seite stemmt. "Niemand ist hier! Da müssen Sie uns nicht ermahnen, meine Güte. Und Sally? Komm damit klar, dass man zwischendurch Fotos von mir macht. Ich schlafe heute bei Rapunzel." Sie dreht sich um und geht mit schnellen Schritten auf die Tür zu. Kurz dreht sie sich um, sodass ich auch Tränen in ihren Augen sehen kann. 
"Ich liebe dich Sal."

Laut fällt hinter ihr die Tür zu.

Ich blicke aus dem Fenster, um zu sehen wie sie auf ein Auto zu geht. Ihre Locken fliegen wild umher und kurz frage ich mich ob sie überhaupt sehen kann, wo sie grade langgeht. Ein trauriges Lächeln formt sich auf meinen zitternden Lippen.


Unser erster Streit.

Weihnachtszauber || girlxgirl AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt