Sie zuckte zusammen, als Tamina spät am Abend das Klingeln des langersehnten Anrufs vernahm. Obwohl, langersehnt stimmte so nicht ganz. Einerseits wollte sie so schnell wie möglich über seinen Zustand informiert werden, doch andererseits hätte sie am Liebsten das Erfahren so lang wie möglich herausgezögert, aus Angst vor schlechten Neuigkeiten.
Trotzdem sprang sie sofort nach dem ersten Klingeln auf und eilte zum Hörer. Mit zitternder Hand hob sie hab.
"Hallo?"
"Spreche ich hier mit Tamina Ushio?"
"Ja, das bin ich!"
"Wir rufen an wegen des Falls mit Itachi Uchiha"
Ihr kam es vor, als würde der Sprecher zögern. Das bedeutete doch nichts Schlimmes, oder?
"Also, er ist momentan stabil"
Doch das war nur die Hälfte des Satzes. Tamina spürte es in der Luft praktisch liegen. Der vollständige Satz lautete sicherlich:
Er ist momentan stabil, aber das wird sich wahrscheinlich bald ändern.
Sie wusste, dass es so war. Sie konnte es spüren.
"Darf ich ihn besuchen kommen?", fragte sie tonlos.
"Jederzeit", kam die Antwort.
Ohne sich zu verabschieden, legte Tamina energisch auf und rannte ins Vorzimmer. Das Krankenhaus lag zum Glück nur in der Nebengasse, also würde sie schnell dort ankommen. Sie konnte auch sorglos verschwinden, weil sie wusste, dass die anderen Akatsuki Mitglieder schon lange schliefen. Ihre Mutter hatte heute Nachdienst, was in ihrer Apotheke gelegentlich anfiel, was bedeutete, dass sie vor der Morgendämmerung sicher nicht zurückkommen würde.
Sie schlüpfte in die ausgetretenen Sneakers und vergaß in der Hektik sogar darauf, ihren Mantel anzuziehen, wobei es doch heute regnete, wie man in der Früh an Itachi gesehen hatte. Bei den Erinnerungen an den Morgen wurde ihr ganz warm um die Brust, aber wenn sie sich auf die gegenwärtige Lage konzentrierte, verzog sich das Gefühl blitzschnell.
Sie stürmte los.
Raus aus der Tür, raus aus dem Garten, hinaus auf die Straße.
Der Regen schlug ihr ins Gesicht und mit einem Schlag bemerkte sie das Fehlen ihrer Jacke. Doch das war ihr egal. Die durchnässten Klamotten, die an ihrem zitternden Leib hinunterhangen. Egal.
Nur eins zählte. Oder besser gesagt, nur einer zählte.
Sie rannte weiter.
Die Straße schien ihr so unendlich lang. Die Straßenlaternen, die im Dunkel trostloses Licht spendeten, wirkten so verloren in der allmächtigen Finsternis. Motten drängten sich um die Lichtquellen.
Sie bog in die nächste Straße ab.
Da war das Krankenhaus. Es war, wie die Gassen, nur spärlich beleuchtet und hatte etwas gespenstisches an sich.
Flackernd stiegen in ihr Bilder von vor einem halben Jahr auf. Ihr Vater an zahlreiche Kabel gekettet, der Freiheit beraubt. Der Arzt, der sie gefühlslos von seinem Ableben in Kenntnis setzte.
Tränen.
So viele Tränen.
Würde sich das Alles wiederholen?
Nein, noch war es nicht zu spät. Im Moment war Itachi ja immerhin stabil für ungewisse Zeit, aber stabil!
Sie stolperte.
Mit dem Gesicht in einer Pfütze landete sie hart auf dem Asphalt. Sie rappelte sich auf, wischte sich einmal notdürftig übers zerkratzte Gesicht und rannte schon wieder weiter.
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Ein Zimmer mit Akatsuki
FanfictionAls Tamina zufällig auf eine App im Internet stößt, die verspricht gezeichnete Charaktere ins echte Leben zu bringen, und es auch noch funktioniert, ist sie schon ein "klitzekleines bisschen" überfordert. Ihre Mutter würde sie töten, wenn sie von d...