Das perfekte Leben

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Wenn man eine eifersüchtige Person ist, jemand einen fragt ob man eifersüchtig sei, passiert am Anfang immer das gleiche:"Neeeein warum sollte ich eifersüchtig sein? Ist mir doch scheiß egal?", aber innerlich zerreißt es einen.

Als ich nach Hamburg gezogen bin, hatte ich viel Zeit über alles nachzudenken. Wer ich bin, was ich bin und was wäre wohl mein perfektes Leben. Das sind wahrscheinlich fragen, die sich normale junge Erwachsene vor Jahren gestellt haben. Aber ich halte nichts von langer Planung, Spontanität ist mein zweiter Name.
Also saß ich ein knappes halbes Jahr in meiner Wohnung und überlegte. Das perfekte Leben besteht doch darin, Freundschaft, Familie, Arbeit und Liebe zu haben. Und dabei noch glücklich zu sein.. oder?
Ich knüpfte meine ersten Kontakte, hatte einen besten Freund, der mir immer mein Gras gebracht hat.
Wir setzten uns in mein großes helles Wohnzimmer, ich holte zwei Gläser aus dem Schrank und machte aus Gewohnheit zwei Vodka - Cola Mischen. Stundenlang saßen wir dort zusammen, redeten darüber was uns bedrückt und all die anderen Dinge die man so mit Freunden bespricht.
Das war schon fast ein Tages Ritual mit ihm auf meinem Sofa zu sitzen. Ein nettes Gespräch am Abend hat echt gut getan, ich fühlte mich wie meine Mutter, wie sie mit Papa auf dem Sofa sitzt und ein Glas Wein trinkt. Wie sich sich immer aufregt wenn bei der Arbeit nicht mehr alles so läuft wie es soll. Es war ein wunderschöner Einstieg in Hamburg.

Mein Kumpel kam in eine Phase wo ich nicht dazu gehören wollte. Er fing an jeden Tag Kokain zu sich zu nehmen, kündigte seine Ausbildung und war der Meinung er würde schon genug Geld bekommen. Wenn ich ihn irgendwo mal sah, guckte er mich nur an. So trennen sich die Welten.

Während ich also um 3:00 Uhr aufstand um zur Arbeit zu gehen, machten sich andere grade mal auf den weg nachhause, so wie ich vor einem Jahr noch.
Die Arbeit war anstrengend aber ich schaffte es. Ich bin eine starke Frau das weiß ich genau!

Es wurde langsam kälter draußen, die Leute holten ihre Lichterketten raus und in den Supermärkten waren die Regale bis oben voll mit Weihnachtsschokolade.

Zwei Kinder liefen bei Real mit einer Packung Schokolade an mir vorbei, lachten glücklich und zufrieden. Die Eltern standen ein stück weiter mit einem Einkaufswagen voller essen. Ich guckte sie an, eine gefühlte Ewigkeit. Wie in einer Trance stand ich da am Tiefkühlfach bis eine Frau neben mir fragt ob sie mal an das Fach dran darf. Ich lachte verlegen und ging ein Schritt zur Seite, schnappte mir eine Packung Pommes und ging Richtung Kasse. Es ist hart zu sehen wie es gemütlicher wird, alle mit ihren Familien sind und ich hier sitze, alleine ohne Mama und Papa. Ich bin und werde immer ein Familienmensch sein. Es war meine eigne Entscheidung wegzugehen, und ich werde das auch nicht bereuen aber für mich ist Weihnachten ein Fest der Familie, wieso sollte ich also Schmuck aufhängen wenn meine Familie 200 km weiter wohnt ? Niemals. Ich vermisse sie.

Meine bisher einzige Quelle für Freunde war die Arbeit und unzählige Dating-Apps. Da ich nicht mehr viel vom feiern gehen halte, und man da genau die Menschen kennenlernt wie auf Dating-Apps ist es eigentlich auch egal wo man auf die Suche geht. Ich lernte einige Männer kennen, die einen waren wirklich toll und ich hatte durchaus guten sex mit ihnen aber da gibt es natürlich auch das Gegenteil.
Nach 3 - 4 Monaten lernte ich einen Iraner kennen, er war der eifersüchtigste Mensch den ich je kennengelernt habe, was mich ansich nicht gestört hätte. Aber dieser junge Mann ist 25 Jahre alt und hat keine Ahnung wie man mit einer Frau umzugehen hat. Nicht Ansatz weise.. nicht in der Art seiner Frau keine Geschenke zu machen, oder ihr die Tür aufzumachen. Nein. Er ist unerfahren wie sonst was. Und das kann und konnte ich auch damals nicht. Es hat mir sehr leid getan ihn zu blocken und auch seine ständigen Anrufe zu ignorieren aber so ist das Leben. Hart.

Relativ Freundschaftslos kam ich für 2 Monate in die Berufsschule, dort lernte ich ein Mädchen kennen was mir das Gefühl von Freundschaft schenkte, genau wie meine Arbeitskollegin. Mehr hatte ich also nicht. Diese beiden und mich selbst.

Es ist bescheuert zu meinen man braucht tausende von Freunden, man muss jeden Tag unterwegs sein. Bescheuert. Klar jeder muss es für sich selber wissen, was er tut und mit wem aber für mich persönlich habe ich entschieden ich brauche nur eine kleine Gruppe von Leuten wo ich mir sicher bin, sie sind korrekt. Und mich selbst.
Auch mehrere Männer zu haben, mit denen man schläft ist für mich vorbei. Das mit achtzehn zu sagen hört sich für so manche komisch an. Aber wenn seine Zahl der gefickten Personen im dreistelligen Bereich liegt, du so ziemlich jeden Ort in deiner Heimat „markiert" hast weißt du genau was und wen du im sexuellen Sinne brauchst. Doch das verstehen die wenigsten.

Kurze Zeit nach meinem Schulbeginn erbarmte ich mich, zu einem Treffen zu gehen wovor ich mich lange immer versucht habe rauszureden. Ein hübscher junger Mann der mich seit Wochen sehen wollte. Ich war allerdings immer zu müde oder zu high.
Außerdem hatte ich nach dem Iraner eine Phase wo ich mich schlecht gefühlt habe, und nichts und niemanden an mich rangelassen habe.
Ich traf mich also mit ihm, er hatte einen weißen alten BMW der beim abholen eher grau schien. Er ist groß, muskulös und sein Lächeln würde ich von 4 km Entfernung erkennen. Als ich in sein Auto Einstieg, hatte er eine Hand am Lenkrad, er trug eine große schöne Wellensteyn Jacke und eine helle lockere Jeans. Und dann war da dieses Lächeln..
Nachdem er mich von der Schule abgeholt hat, haben wir sein Auto gewaschen, was wirklich Spaß gemacht hat, anschließend haben wir zusammen Mittag gegessen. Es war ein sehr schönes „Date.
Ich hasse dieses Wort Date, weil ich der Meinung bin ich bin nicht bereit für „Dates". Warum weiß ich nicht einen Grund habe ich auch nicht.
Den Tag darauf kam er zu mir, wir rauchten und guckten Netflix. Wir beide haben uns ziemlich erotische Blicke zu geworfen, fingen an uns zu küssen, wozu es dann kam ist sicher klar.
Ich hatte Angst das es ist wie immer, das er sich meldet wenn er Bock hat und nur seinen Druck bei mir ablässt. So kam es mir auch weiterhin vor, jedoch kam er jeden Tag zu mir. Wir saßen stundenlang auf meinem Sofa hatten Sex, es war einfach schön.
Ich weiß nicht was andere Frauen für schön halten, wahrscheinlich teuer essen gehen oder teure Sachen kaufen. Aber ich koche lieber gemütlich und setze mich zusammen aufs Sofa.
Es geht immer so weiter mit ihm, bis meine beste Freundin bei mir ist. Er schreibt mir und sagt er fährt sie zum Bahnhof. Ich fragte mich warum macht er das? Aus welchem Grund sollte er das tun? Für mich war es schon immer unbegreiflich warum ein Mann sowas für eine Frau macht, ohne Hintergedanken.
Keine Ahnung.
Ich hielt es nicht aus, nicht mit ihm darüber zu reden, was das jetzt ist zwischen uns. Ich fragte mich auch warum sollte ich das? Aber sonst würde es wahrscheinlich keiner tun..

Im grossen und ganzen kann ich sagen in diesem Abschnitt meines Lebens war ich mehr als glücklich, ich weinte kaum. Und das war für heulsuse Nummer 1 schon echt ein Erfolg. Ich war da seit langem so stark wie nie, ich fühlte mich ansatzweise perfekt.
Aber hätte ich meinen Typen, wäre mein Leben also dann ... Perfekt?

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Danke an alle, die meine Bücher trotz langer Pausen immer wieder lesen. Es tut gut zu wissen es gibt euch.
Ich danke allen Leuten die mir und anderen Leuten ein gutes Gefühl geben, tut es doch einfach mal öfter. Ein Lächeln kann mehr bewirken als du denkst!

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