Ehm... Hallo zusammen. Ich bin Ben Smith. Geboren in der Stadt Sanctuary, wo ich vor dem Krieg mit meiner Frau und meinem Sohn gelebt habe. Ich dachte mir: wenn du schon der letzte normale Mensch in Amerika bist, dann kannst du auch mal was davon aufschreiben, was du hier so erlebst. Die Frage ist... wo fange ich an? Ich erinnere mich noch, als wäre es erst gestern gewesen, als die Nachricht des Atombombenregens im Fernsehen erschien und alle sofort in die Vault 111 stürmten. Also... eigentlich ist es für mich nicht so viel länger her als "gestern". Ich war nur 200 Jahre eingefroren in einer Art Tiefkühltruhe für Menschen, der Kryo-Kammer. Und genau dort drin setzt im Prinzip meine Geschichte im Nachkriegs-Commonwealth ein.
Alles begann mit einem einfachen Gedanken: kalt hier drin. Naja, so eine Kühlkammer hat das wohl an sich, dachte ich mir im nächsten Moment. Vor meinen Augen spielte sich etwas ab, das ich erst nicht realisieren konnte. Irgenwer stand vor der Kammer, in die sie meine Frau und meinen kleinen Sohn Shaun gesteckt hatten, obwohl man uns gesagt hatte, wir würden nur hygenisch für die Vault prepariert werden. Plötzlich wurde die Kammer geöffnet. Die beiden Personen wollten meinen Sohn entführen, doch meine Frau wehrte sich heftig dagegen. So heftig das wohl ging, wenn man gerade erst aus dem schockgefrosteten Zustand widerkehrt. Es ging alles viel zu schnell, einer der beiden griff seine Pistole und erschoss meine Frau kaltblütig. Ehe ich irgendetwas (bis auf verzweifeltes Hämmern an das Guckloch meiner Tiefkühltruhe) tun konnte, wurde mein Sohn gepackt. Und im nächsten Augenblick spürte ich die Eiseskälte wieder in meinem Nacken. Das letzte, was ich sah, war das Gesicht des Mannes, der meinen Sohn entführt hatte.
Gefühlte 2 Minuten später jedoch erwachte ich abermals. Dieses Mal öffnete meine Kammer auch mal ihre Tür, "bisschen spät", dachte ich. Natürlich war ich sofort bei meiner Frau, die immernoch erschossen in ihrer Kammer lag. Wieder konnte ich nichts tun. Das war auch der Grund, warum ich spontan entschloss, mal die Vault erkunden zu gehen. "Irgendwo muss es ja rausgehen", war natürlich mein erster Gedanke, nachdem ich aufgetaut wurde wie mein Salisbury Steak am Abend zuvor. Zumindest fühlte es sich an, als wäre es der Abend zuvor gewesen. Ich könnte jetzt stundenlang davon berichten, wie ich mir den Weg durch die schmalen Gänge von 111 bahnte, aber... lange Rede, kurzer Sinn, es sah alles schlichtweg zerstört aus.
Auf meinem Weg fand ich dann auch schon meine ersten Mitbewohner: Kakerlaken. Diese lästigen, überdimensional großen Viecher waren dank der 10mm Pistole, die neben einem Skelett lag, später glücklicherweise kein Problem mehr für mich. Nebenbei fand' ich noch sogenannte "Stimpaks". Ich hatte zwar noch nie davon gehört, aber die Bedienung war denkbar simpel: In den Arm rammen und warten, bis ich wieder gesund bin. "Und wo packst du das jetzt hin?", fragte mich meine innere Stimme, die sich schon während meiner Rundtour durch die Vault häufiger gemeldet hatte, unter anderem als ich mich fragte, ob ich den guten alten "Jangles der Mondaffe" einfach so hier liegen lassen sollte. Die Frage meiner Stimme beschäftigte mich tatsächlich, da alles, was ich bisher aufgehoben hatte, einfach verschwunden war. Aber hey, wenn ich so einfach alles tragen kann, ist es ja nur von Vorteil für mich.
Die bittere Enttäuschung folgte dann leider, als ich nicht nur Jangles, sondern auch so ziemlich die gesamte Einrichtung der Vault mitgenommen hatte. Ich weiß bis jetzt nicht, wieso ich ohne einen Rucksack oder sonstiges dabei zu haben nichtmer schneller als eine Schildkröte mit einem amputierten Bein laufen konnte. "Glückwunsch, nichtmal 5 Minuten brauchst du, um nichtsmehr tragen zu können." "Jaja", antwortete ich meiner Stimme im Kopf, die langsam wirklich nervig wurde. "Vielleicht hättest du dem Typen von Vault-Tec erzählen sollen, dass du doch öfter trainieren gehst...", murmelte ich schließlich in mich hinein, bevor ich, natürlich einfach so aus dem nichts, Schrott mit über 200 Kilo Gewicht auf den Boden fallen lies.
Als ich endlich den lang ersehnten Ausgang erreichte (warum ich ihn lang ersehnte weiß ich nicht, schließlich wusste ich vorher, dass rund um mich Einöde sein wird, aber egal), musste ich feststellen, dass die riesige Vault-Tür versperrt war, ich brauchte zur Bedienung einen Pip-Boy. Das sagte zumindest dieses Ding, an dem ich wild auf die Tasten hämmerte, damit die Tür aufgeht. Technik ist und bleibt nicht meine Stärke. Per Zufall hatte ein Skelett eines Arztes der Vault allerdings einen Pip-Boy für mich parat. Sofort legte ich ihn mir um den Arm und schloss ein Kabel an den Türöffner an. Meine innere Stimme hielt mich von Sprüchen wie "Sesam öffne dich" glücklicherweise mit einem genervten Unterton ab. Sie und ich konnten uns beide mitlerweile schon nicht mehr ausstehen.
Und dann lag er schon vor mir, der Aufzug an die Oberfläche. Auf dem Weg nach oben schossen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. War es wohl noch verstrahlt dort draußen? Lebte noch irgendjemand außer mir? Wie lange war ich eingefroren? Hatte ich die Herdplatte bei uns zuhause ausgemacht? Fragen über Fragen, die nach Antworten suchten. Schon drang das helle Tageslicht von oben in den Aufzug, die Luke über mir öffnete sich und ehe ich mich versah stand ich schon an der Oberfläche. Es war ein unbeschreiblicher Anblick. Wobei, er war ziemlich beschreiblich, wenn ich es mir genau überlege. Um es kurz zu machen: Es sah aus, als wär' eine Bombe eingeschlagen.
"Du musst nach Hause", rief mir plötzlich meine Stimme wieder in Erinnerung, "wer weiß, was alles passiert ist in der Zeit." Ich gab ihr Recht und so machte mich auf den Weg nach Sanctuary. Natürlich machte ich noch kurz einen Abstecher in alle möglichen betretbaren Gebäude und Ecken (die Vault hatte mir beigebracht, dort nach Sachen zu suchen, wo es gar keinen Sinn macht) und als ich dann auch die letzte 10mm Patrone aus einer herumliegenden Ratten-Leiche (mein Pip-Boy nannte sie "Maulwurfsratte")herausgeholt hatte, war es doch schließlich Zeit, zurück nach Hause zu gehen. Oder besser zurück zu dem Ort zu gehen, den ich einmal mein zuhause genannt hatte.
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Der Ödland - Überlebensführer
FanfictionDa ist man 200 Jahre in einer Vault eingefroren und was ist das erste, das man sieht, wenn man wieder rauskommt? Genau, absolut garnichts. Außer der radioaktiv verstrahlten, zerfallenen Einöde natürlich. Der Ödland- Überlebensführer: Ein nahezu ikon...